Rabes, Carl
- Lebensdaten
- 1871 – 1942
- Geburtsort
- Saarlouis
- Sterbeort
- Düsseldorf
- Beruf/Funktion
- Finanzfachmann ; Unternehmer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 13369710X | OGND | VIAF: 13507626
- Namensvarianten
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- Rabes, Carl
- Rabes, Karl
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Rabes, Carl Gustav Georg
Manager, Finanzfachmann, * 3.7.1871 Saarlouis, † 22.8.1942 Düsseldorf. (evangelisch)
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Genealogie
V Alexander (* um 1825), Steuerassistent, Grenzaufseher, Grenzassessor;
M Elisabetha Margaretha Emilie Simon (* um 1831);
⚭ Emma Kobitzsch (1875–1936), aus Saarbrücken;
2 S, u. a. →Rudolf (* 1900), Dr. iur., Konsul I. Kl., Leiter d. Konsulats d. BRD in Curitiba (Brasilien), Legationssekr. (s. Wi. 1967). -
Biographie
Nach dem Abitur am Realgymnasium in Saarbrücken und einer kaufmännischen Lehre bei „Villeroy & Boch“ in Mettlach begann R. dort auch seine berufliche Laufbahn, die er 1896 als Prokurist bei der Maschinenfabrik „Ehrhard & Sehmer“ in Saarbrücken fortsetzte. →August Thyssen (1842–1926) holte ihn 1905 als kaufmännischen Direktor zur „Gewerkschaft Dt. Kaiser“ (GDK) nach (Duisburg-)Hamborn, einem vollintegrierten Hüttenwerk. Als einer der engsten Mitarbeiter Thyssens gehörte R. seit 1910 neben den Familienangehörigen zum Grubenvorstand, war für die Ressorts (Rohstoff-)Einkauf sowie Kohlen- und Nebenprodukteverkauf und -transport zuständig und wurde innerhalb kurzer Zeit zum ersten Fachmann auf dem Gebiet der Erzversorgung. Er trug wesentlich zur Entwicklung des Thyssen-Konzerns bei. Vor dem 1. Weltkrieg baute er ein konzerneigenes ausländisches Handels- und Schifffahrtsnetz auf, orientiert zunächst an den Standorten der erworbenen Erzgruben (Normandie, Skandinavien, Spanien, Kaukasus, Ukraine) und deren Verschiffungsrouten, seit 1912 auch eingesetzt für den zusätzlichen Kohlenabsatz der außerhalb des Kartells (Rhein.-Westfäl. Kohlen-Syndikat) stehenden Thyssen-Zechen sowie der Nebenprodukte der Konzernwerke (Thomasmehl, Benzol etc.). Zur Finanzierung dieser Projekte bediente sich R. des internat. Finanzmarkts. Damit machte er die Thyssen-Gruppe vom internat. Frachtenmarkt unabhängig. Das Prinzip der Rückfrachten und Dreiecksgeschäfte wurde auch auf die „Stahlwerk Thyssen AG“ in Hagendingen (Lothringen), die Société Anonyme des Hauts-Fourneaux et Acéries de Caen in der Normandie und seit 1913 auf Lateinamerika ausgedehnt. R. unterstanden die meist auf seine Initiative gegründeten in- und ausländischen Handelsgesellschaften außerhalb der Stammfirma „Thyssen & Co.“. Der 1. Weltkrieg beendete den global ausgelegten Konzernaufbau und stellte R. anschließend vor enorme organisatorische Probleme, um die Rohstoffversorgung – nicht nur der Thyssenschen Hüttenwerke – sicherzustellen. Da der Thyssen-Konzern mit Ausgang des 1. Weltkriegs alle lothring. und zahlreiche Auslandsunternehmungen und -besitzungen verloren hatte, übernahm R. zusätzlich die Geschäftsführung der „Interessenvertretung der Elsaß-Lothring. Gruben- und Hüttenwerke“ sowie der „Interessenvertretung der im Ausland geschädigten Gruben und Hüttenwerke“ und hatte hervorragenden Anteil an der Regelung der komplizierten Entschädigungsfragen mit der Reichsregierung. Als Vertreter der dt. Industrie für diese Schadensersatzansprüche nahm er an den Verhandlungen der dt. Delegation in Spa 1920 teil, um die Reichsregierung bei internat. Finanzfragen zu beraten.
Nach Hyperinflation und Ruhrbesetzung gelang es R. im Jan. 1925, für den Thyssen-Konzern eine Anleihe in den USA (Dillon, Read & Co, Internat. Acceptance Bank, Inc.) aufzunehmen. Seit Herbst 1925 beteiligt an den Verhandlungen zwischen den Ruhrkonzernen, die 1926 zur Gründung der „Vereinigte Stahlwerke AG“ (VSt) führten, wurde R. neben →Ernst Poensgen (1871–1949) und →Gustav Knepper (1870–1951) zweiter stellv. Vorstandsvorsitzender dieses Unternehmens, zuständig für Finanz- und Rechnungswesen sowie Einkauf. Mit der Übernahme des Vorsitzes durch Poensgen 1935 wurde R. erster stellv. Vorstandsvorsitzender; er war Aufsichtsratsmitglied mehrerer Tochterunternehmen, Beteiligungen und Betriebsführungsgesellschaften. Mit Erreichen der Altersgrenze 1936 wechselte R. in den Aufsichtsrat der VSt und arbeitete zwei Jahre in Brasilien für die VSt an Nutzbarmachung und Transport der dortigen Erzvorkommen. – Verdienstkreuz f. Kriegshilfe Preußens.
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Literatur
F. Pudor (Bearb.), Nekrologe aus d. Rhein.-Westfäl. Ind.gebiet, Jg. 1939-1951, 1955, S. 69 f.;
W. Treue, Die Feuer verlöschen nie, I, August Thyssen-Hütte 1890-1926, 1966, S. 129 (P), 231-34;
H. Wixforth, Banken u. Schwerind. in d. Weimarer Rep., 1995, S. 224-32;
M. Rasch, Unternehmungen d. Thyssen-Konzerns im zarist. Rußland, in: D. Dahlmann u. C. Scheide (Hg.), „… das einzige Land in Europa, das e. gr. Zukunft vor sich hat“, Dt. Unternehmen u. Unternehmer im Russ. Reich im 19. u. 20. Jh., 1998, S. 225-71;
K. Wilsberg, „Terrible ami – aimable ennemi“, Kooperation u. Konflikt in d. dt.-franz. Beziehungen 1911-1914, 1998, S. 221-36;
A. Reckendrees, Das „Stahltrust“-Projekt, 2000;
Wenzel. – Eigene Archivstud.: Thyssen-Krupp Konzernarchiv. -
Autor/in
Manfred Rasch -
Zitierweise
Rasch, Manfred, "Rabes, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 71-72 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13369710X.html#ndbcontent