Axhausen, Georg
- Lebensdaten
- 1877 – 1960
- Geburtsort
- Landsberg an der Warthe (Preußen, heute Gorzów Wielkopolski, Polen)
- Sterbeort
- Berlin-West
- Beruf/Funktion
- Mund-Kiefer-Gesichtschirurg ; Zahnarzt ; Allgemeiner Chirurg ; Chirurg ; Orthopäde
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 11766961X | OGND | VIAF: 54931645
- Namensvarianten
-
- Axhausen, Georg Otto Richard
- Axhausen, Georg
- Axhausen, Georg Otto Richard
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Axhausen, Georg Otto Richard
1877 – 1960
Mund-Kiefer-Gesichtschirurg, Zahnarzt, Allgemeiner Chirurg
Georg Axhausen gilt als Nestor der deutschen Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (MKG-Chirurgie). Obwohl er sich erst spät zum Zweitstudium der Zahnheilkunde und nachfolgend zu einem Wechsel von der Allgemeinen in die MKG-Chirurgie entschloss, avancierte er 1930 noch zum Ordinarius und beeinflusste das aufstrebende chirurgische Spezialfach in wissenschaftlicher, operativer und fachpolitischer Hinsicht. Zudem beschrieb er als Erster die aseptische Nekrose.
Lebensdaten
Georg Axhausen (InC) -
Autor/in
→Dominik Groß (Aachen)
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Zitierweise
Groß, Dominik, „Axhausen, Georg“ in: NDB-online, veröffentlicht am 1.4.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/11766961X.html#dbocontent
Nach dem Abitur 1895 in Landsberg an der Warthe (Preußen, heute Gorzów Wielkopolski, Polen) studierte Axhausen Medizin an der Militärärztlichen Hochschule Pepinière in Berlin, erhielt 1901 die ärztliche Approbation und wurde 1902 an der Universität Berlin mit der Arbeit „Antiseptik oder Aseptik im Felde“ zum Dr. med. promoviert. Es folgten mehrere Stationen als Assistent und Nachwuchswissenschaftler und seit 1908 als Allgemeinchirurg an der Berliner Charité, wo er sich im selben Jahr für Chirurgie habilitierte, 1912 Titularprofessor und 1923 stellvertretender Klinikdirektor wurde. Um 1926/27 immatrikulierte sich Axhausen an der Universität in Halle an der Saale für das Zweitstudium der Zahnheilkunde und wechselte 1928 mit Erhalt der zahnärztlichen Approbation in das aufstrebende Spezialfach Kieferchirurgie (MKG-Chirurgie). 1928 übernahm er das Ordinariat für zahnärztliche Chirurgie an der Universität Berlin.
Als Chirurg war Axhausen Erstbeschreiber der aseptischen Nekrose und Mitbegründer der klassischen Osteoblastenlehre. In der Kieferchirurgie avancierte er zu einem Nestor des jungen Fachs. Als MKG-Chirurg entwickelte er in der Kriegs-, Spalt- und zahnärztlichen Chirurgie neue Standards. Zu seinen bekanntesten Operationsmethoden gehören die Knochenvorpflanzung, die Freilegung des Kiefergelenks aus retroaurikulärer Position, die Brückenlappenplastik zum Verschluss von Gaumenspalten (Gaumenspalt-Operationen nach Axhausen) sowie die Lippenplastik. Beachtung fanden zudem seine Beiträge zur Modifikation der Le-Fort-I-Osteotomie. 1930 gelang es ihm, an der Charité eine der ersten europäischen Kieferkliniken zu etablieren. Fachpolitisch prägte Axhausen die Deutsche Gesellschaft für Stomatologie (seit 1934 Arbeitsgemeinschaft für Kieferchirurgie) und trat dezidiert für eine zusätzliche zahnärztliche Ausbildung angehender Kieferchirurgen ein.
In den ersten Jahren nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verhielt sich Axhausen opportunistisch und genoss das Vertrauen der politisch Verantwortlichen, während er in der zweiten Hälfte der 1930er Jahren – nicht zuletzt aufgrund seiner dezidierten Ablehnung von Zwangssterilisationen bei Trägern von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten – zunehmend kritisch beobachtet wurde. Dank einer 1939 bewilligten vorzeitigen Emeritierung vermied er einen Bruch mit den NS-Verantwortlichen. Im selben Jahr erhielt er die Leitung des an der Berliner Charité angesiedelten Luftwaffenlazaretts Berlin-Frohnau. Zudem fungierte er während des Zweiten Weltkriegs als Leiter der Akademie für zahnärztliche Fortbildung. Allerdings vermied Axhausen bis zuletzt eine Mitgliedschaft in der NSDAP, was ihm nach Kriegsende eine zügige Fortsetzung seiner Karriere ermöglichte. 1946 kehrte er als Ordinarius an die Charité zurück und war fortan für die zahnärztlich-chirurgische Abteilung in der Invalidenstraße und für die Kieferklinik in der Philippstraße verantwortlich.
Nach seiner Emeritierung 1949 wurde Axhausen 1950 Honorarprofessor an der neu gegründeten Freien Universität in Berlin-West und war bis weit in die 1950er Jahre in einer privaten Praxisklinik als MKG-Chirurg tätig. Zu seinen Schülern zählen Michael Arnaudow (1912–2006), Werner Hahn (1912–2011), Heinrich Hammer (1891–1972), Deltscho Nasteff (1915–2005) und Theo Spreter von Kreudenstein (1908–1992). Zudem ermöglichte er dem bekannten Kieferchirurgen Martin Waßmund (1892–1956) die Habilitation, obwohl dieser nie eine universitäre Planstelle bekleidet hatte. Axhausen galt als didaktisch begabter Rhetoriker, erfolgreicher Lehrbuchautor und hervorragender Pianist und war regelmäßiger musikalischer Partner seines Amtsnachfolgers Wolfgang Rosenthal (1882–1971), der seinerseits als professioneller Sänger bekannt war.
September 1912 | Titularprofessor, Charité Berlin |
1932 | Mitbegründer und Gründungsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Stomatologie (seit 1934 Arbeitsgemeinschaft für Kieferchirurgie) (1952 Ehrenvorsitzender) |
1937 | Große Medaille der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde |
1938 | korrespondierendes Mitglied der Königlichen Gesellschaft der Ärzte, Budapest |
1938 | Leiter der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung |
1939 | Ehrenzeichen I. Klasse des Deutschen Roten Kreuzes |
1948 | Dr. med. dent. h. c., Universität Kiel |
1948 | Gründungsvorsitzender der Zahnärztlichen Gesellschaft an der Universität Berlin |
1950 | Dr. h. c., Universität Buenos Aires |
1952 | Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde |
1952 | Ehrenmitglied der Chirurgischen Gesellschaft an der Universität Berlin |
1957 | Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
Ehrenmitglied der Nordwestdeutschen Chirurgenvereinigung | |
Ehrenmitglied der Deutschen Dozentenschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde | |
Ehrenmitglied der Finnischen Zahnärztlichen Gesellschaft, Helsingfors | |
Ehrenmitglied der Rumänischen Gesellschaft für Stomatologie, Bukarest | |
Georg-Axhausen-Hörsaal, Charité Berlin |
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 4901/13258, Bl. 224. (Hochschullehrerkartei des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung)
Monografien:
Antiseptik oder Aseptik im Felde, 1902. (Diss. med.)
Kritisches und Experimentelles zur Genese der Arthritis deformans, insbesondere über die Bedeutung der aseptischen Knochen- und Knorpelnekrose, 1911.
Operationsübungen an der menschlichen Leiche und am Hund, 1919, 21930.
Technik und Ergebnisse der Gaumenplastik, 1936.
Die Kriegswundbehandlung im Kiefer-Gesichtsbereich, 1940, 21941.
(Die) Allgemeine Chirurgie in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, 1940, 41949.
Technik und Ergebnisse der Lippenplastik, 1941.
Die histologischen Gesetze der freien Knochenüberpflanzung, 1945. (Habilitationsschrift)
Leitfaden der zahnärztlichen Chirurgie, 1950.
Technik und Ergebnisse der Spaltplastiken, 1952.
Artikel:
Die pathologisch-anatomischen Grundlagen der Lehre von der freien Knochentransplantation beim Menschen und beim Tiere, in: Medizinische Klinik. Wochenschrift für Klinik und Praxis 4 (1908), S. 23–58.
Ueber die erhöhte Anwendbarkeit der freien Knochenüberpflanzung in der Kieferchirurgie mittels der Knochenvorpflanzung, in: Der Chirurg 1 (1928), S. 23–30.
Die Hasenschartenoperation, in: Der Chirurg 10 (1938), S. 1–10.
Die operative Orthopädie bei den Fehlbildungen der Kiefer, in: Deutsche Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde 6 (1939), S. 582–600.
Monografien:
Renate Bauer, Die Bedeutung Georg Axhausens für die Entwicklung der Kieferchirurgie, 1968.
Dörthe Stecker, Zur Entwicklung der autologen Knochentransplantation. Ein medizinhistorischer Überblick von der Antike bis zum Jahr 1949, 2007, S. 127–131, 197 f., 206 f. u. 214.
Artikel und Nachrufe:
Heinrich Hammer, Georg Axhausen, in: Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 3 (1948), S. 745–750. (P)
Heinrich Hammer, Prof. Dr. Georg Axhausen zum 75. Geburtstag, in: Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 7 (1952), S. 297–301. (P)
Heinrich Hammer, Professor Dr. med. Dr. med. dent. h. c. Georg Axhausen zum 80. Geburtstag, in: Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 12 (1957), S. 473–476.
Hermann Wolf, Professor Dr. med. Dr. med. dent. h. c. Georg Axhausen zum 80. Geburtstag, in: ebd., S. 476.
Erwin Gohrbandt, Georg Axhausen, in: Zentralblatt für Chirurgie 14 (1960), S. 561–563.
Hermann Schröder, Georg Axhausen, in: Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 15 (1960), S. 510.
Deltscho Nasteff, Zur Erinnerung an G. Axhausen, in: Zahnärzte-Kalender DDR 7 (1969), S. 154–161.
Ernst Taubert, Das Wirken Georg Axhausens an der Chirurgischen Klinik der Charité, in: Zentralblatt für Chirurgie 108 (1983), S. 913–917.
Franz Härle, Die Entwicklung der AG für Kieferchirurgie, in: Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 44 (1989), S. 924–931.
Dominik Groß, Georg Axhausen. Erstbeschreiber der „aseptischen Knochennekrose“, in: Zahnärztliche Mitteilungen 108 (2018), S. 46–48. (P) (Onlineressource)
Dominik Groß, Die Geschichte des Zahnarztberufs in Deutschland. Einflussfaktoren. Begleitumstände. Aktuelle Entwicklungen, 2019, S. 151.
Lexikonartikel:
Isidor Fischer, Art. „Axhausen, Georg“, in: ders. (Hg.), Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre, Bd. 1, 31962, S. 552.
Christoph Weißer, Art. „Axhausen, Georg“, in: ders., Chirurgenlexikon. 2000 Persönlichkeiten aus der Geschichte der Chirurgie, 2019, S. 11.
Dominik Groß, Art. „Axhausen, Georg Otto Richard“, in: ders. (Hg.), Lexikon der Zahnärzte und Kieferchirurgen im „Dritten Reich“ und im Nachkriegsdeutschland. Täter, Mitläufer, Oppositionelle, Verfolgte, Unbeteiligte, Bd. 1, 2022, S. 67–74. (P)
Fotografie, Abbildung in: Lehrer der Heilkunde und ihre Wirkungsstätten. Jubiläums-Beigabe zur Münchener Medizinischen Wochenschrift, 1933, S. 1.