Rosenthal, Philipp
- Lebensdaten
- 1855 – 1937
- Geburtsort
- Werl (Westfalen)
- Sterbeort
- Bonn
- Beruf/Funktion
- Unternehmer ; Porzellanindustrieller
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 132466325 | OGND | VIAF: 77475887
- Namensvarianten
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- Rosenthal, Philipp
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Rosenthal, Philipp
Porzellanindustrieller, * 6.3.1855 Werl (Westfalen), † 30.3.1937 Bonn, ⚰ Bozen. (jüdisch, später katholisch)
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Genealogie
Aus westfäl. Fam.;
V →Abraham (1821–1902, jüd.), Händler, Textilfabr. in W., S d. →Philipp Abraham (1774–1853, jüd.), übersiedelte 1811 v. Westönnen (Westfalen) nach W., eröffnete dort e. „Ehlen- u. Spezereiwarenhandlung“ (Tuch- u. Gewürzwaren), erweiterte diese 1826 um e. kleine Weberei, u. d. Sara Rosenberg (1793–1841), aus Geseke;
M Emilie (1849–92), T d. →Joel Meyer, Kaufm. in Ibbenbüren, u. d. Friederike Ephraim;
5 Geschw u. a. →Max Adolph (* 1852), ging zus. mit R. 1872 in d. USA, 1886-98 Geschäftsführer d. Zweigniederlassung d. Porzellanfabrik Rosenthal in Asch (Böhmen), seit 1896 mit R. Geschäftsführer d. Porzellanfabrik, seit 1897 Aufsichtsratsmitgl. d. Rosenthal AG, →Wilhelm (* 1864, ⚭ Johanna Weinberg), aus Werl, 1896/97 Mitleiter d. Zweigniederlassung in Asch, seit 1897 Kommanditist d. Porzellanfabrik Bauer, Rosenthal & Co. in Kronach, seit 1901 Vorstandsmitgl. d. Rosenthal AG, seit 1991 Aufsichtsratsmitgl. (s. Rhdb.; Wenzel);
– ⚭ 1) 1880 Mathilde Auerbach (* 1856), 2) 1916 Maria * (1890, kath., ⚭ 2] Gf. de Beurges, in Cannes), emigrierte nach Frankreich, T d. Justitiars Josef Frank;
2 T aus 1), 1 S aus 2) →Philip (s. 2);
N →Ernst (1890–1969, ev.), aus Asch, Dr.-Ing., Fabrikdir., Vorstandsmitgl. d. Porzellanfabrik Rosenthal AG in Selb, emigrierte 1935 über Frankreich n. Großbritannien, 1954-69 Dir. d. Rosenthal China Ltd. in London, Vf. e. Hdb. zu „Pottery and Ceramics“, 1949, ²1954, Mitgl. d. Royal Inst. of Chemistry u. d. Inst. of Ceramics (s. Rhdb.; Wenzel; BHdE I), →Luise Bauch (1891–1972 ?), emigrierte 1933 n. Brasilien, Leiterin d. Porzellanabt. e. Kaufhauses. -
Biographie
Nach seiner Schulzeit in Werl ging R. 1872 in die USA, wo er nach eigenen Angaben u. a. als Tellerwäscher, Fahrstuhlführer und Angestellter einer Porzellanimportfirma arbeitete. Nach seiner Rückkehr 1879 gründete er in|Erkersreuth (Oberfranken) eine Werkstatt für Porzellanmalerei, aus der 1891 in Selb eine Porzellanfabrik entstand. Grundlage für die weitere Expansion war 1897 die Bildung einer AG, deren Vorsitz R. bis 1934 innehatte. Weitere Porzellanfabriken v. a. in Oberfranken, aber auch in Schlesien und Böhmen wurden in der Folgezeit gegründet oder gekauft, die Produktion elektrotechnischen und chemisch-technischen Porzellans, u. a. in Interessengemeinschaft mit der AEG seit 1921, aufgebaut. Für die Mitarbeit an seiner 1910 in Selb gegründeten Kunstabteilung zur Produktion künstlerisch anspruchsvoller moderner Zierartikel, Figuren und Dekore gewann R. namhafte Künstler, u. a. Fritz Heidenreich, Karl Himmelstoß, Theodor Kärner, Ferdinand Liebermann, Rudolf Marcuse, Gerhard Schliepstein. Bekannt wurden Serviceformen wie „Donatello“ oder „Maria“. 1929 war die „Rosenthal AG“ mit rund 7000 Beschäftigten einer der größten dt. Porzellanhersteller. Der nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ neu zusammengesetzte Aufsichtsrat betrieb im Rahmen der „Arisierungspolitik“ R.s Absetzung. Nach seinem erzwungenen Rücktritt 1934 wurde er 1936 unter Vormundschaft gestellt.
R. war eine treibende Kraft in der Verbandsarbeit und Interessenvertretung, so durch den Vorsitz im „Verband keramischer Gewerke“ oder durch die Gründung des „Verbandes bayer. Porzellanindustrieller“ 1898 und der „Vereinigung Dt. Porzellanfabriken zur Hebung der Porzellanindustrie GmbH“ 1900, des späteren „Verbandes Dt. Porzellangeschirrfabriken“, eines Kartellverbandes, dessen Vorsitzender er bis 1918 war. R. prägte mit seinen Maximen moderner Porzellangestaltung in Form und Dekor, hoher Produktqualität und intensiver Werbung nicht nur die Geschäftspolitik seines Unternehmens, sondern zunehmend die der dt. Porzellanindustrie. Er trat hervor als engagierter Förderer der Leipziger Messe sowie keramischer Forschung und Ausbildung, so als Mitbegründer des KWI für Silikatforschung und als Initiator der Kgl. Fachschule für Porzellan in Selb 1909. 1929 errichtete er eine Stiftung für wissenschaftliche Zwecke der keramischen Industrie.|
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Auszeichnungen
Präsidialmitgl. d. Reichsverbands d. Dt. Ind.;
GKR (1912);
Dr.-Ing. E. h. (TU Berlin 1919);
Ehrenmitgl. d. Univ. Innsbruck (1929). -
Werke
Exportsteigerung, Ein brennendes Problem, 1928.
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Literatur
H. Schreiber, D. Honisch u. F. Simoneit, Die Rosenthal Story, 1980;
B. Fritz, Die Porzellangeschirre d. Rosenthal-Konzerns 1891-1979, 1989;
Ph. R. 1879-1929, o. J.;
Fünfzig J. dt. Porzellan, FS, o. J. [Berlin 1930];
Wenzel. -
Autor/in
Wolfgang Schilling -
Zitierweise
Schilling, Wolfgang, "Rosenthal, Philipp" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 79-80 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132466325.html#ndbcontent