Koziolek, Helmut
- Lebensdaten
- 1927–1997
- Geburtsort
- Beuthen (Oberschlesien, heute Bytom, Polen)
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Wirtschaftswissenschaftler ; Volkswirt
- Normdaten
- GND: 119367904 | OGND | VIAF: 73868981
- Namensvarianten
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- Koziolek, Helmut
- Kociolek, G.
- Kotsiolek, G.
- Koziolek, H.
- Coziolek, Helmut
- Cociolek, G.
- Cotsiolek, G.
- Coziolek, H.
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Koziolek, Helmut
1927–1997
Wirtschaftswissenschaftler
Helmut Koziolek war ein führender Wirtschaftswissenschaftler der DDR in der späten Ära Walter Ulbrichts (1893–1973) und der Ära Erich Honeckers (1912–1994). Er übte v. a. als Direktor des Zentralinstituts für sozialistische Wirtschaftsführung beim Zentralkomitee (ZK) der SED direkten Einfluss auf die Politik aus. Mit Ökonomen wie Wolfgang Berger (1921–1994), Herbert Wolf (1925–2022) und Otto Reinhold (1925–2016) steht er für die wirtschaftswissenschaftliche Hintergrundarbeit an Ulbrichts Neuem Ökonomischen System.
Lebensdaten
Geboren am 5. Juli 1927 in Beuthen (Oberschlesien, heute Bytom, Polen) Gestorben am 19. Mai 1997 in Berlin -
Autor/in
→Till Düppe (Montréal, Québec, Kanada)
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Zitierweise
Düppe, Till, „Koziolek, Helmut“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119367904.html#dbocontent
Koziolek besuchte in Kattowitz (heute Katowice, Polen) und später im Zwickauer Land die Schule. Von 1937 bis Kriegsende als Fähnleinführer beim Deutschen Jungvolk, leistete er im letzten Kriegsjahr als Untertruppführer Reichsarbeitsdienst. Im Mai 1945 geriet er bei Mölln in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft.
1945 studierte er kurzzeitig an der Textil-Ingenieurschule in Chemnitz, wechselte aber im selben Jahr an die Universität Halle-Wittenberg zum Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, das er 1948 abschloss. 1946 wurde er Mitglied der SED. Nach dem Studium war er Assistent, ab 1949 Dozent für Politische Ökonomie an der Verwaltungsakademie Forst Zinna in Jüterbog (Brandenburg).
Kozioleks akademische Karriere begann 1953 als Professor und Abteilungsleiter für Politische Ökonomie des Sozialismus an der Hochschule für Finanzen in Potsdam-Babelsberg. Erst 1955 wurde er an dieser Hochschule mit der Arbeit „Zur marxistisch-leninistischen Theorie des Nationaleinkommens“ zum Dr. oec. promoviert. 1956 wurde er Professor für Politische Ökonomie und stellvertretender Direktor der neu gegründeten Hochschule für Planökonomie in Berlin-Karlshorst, die aus der Hochschule für Finanzen und der Verwaltungsakademie hervorgegangen war. 1961 habilitierte sich Koziolek für Politische Ökonomie, wiederum zum Thema der marxistisch-leninistischen Theorie des Nationaleinkommens.
1962 setzte Koziolek seine Karriere als Leiter des ökonomischen Forschungsinstituts der Staatlichen Plankommission fort. Seit 1966 war er Direktor des Zentralinstituts für sozialistische Wirtschaftsführung beim Zentralkomitee der SED, eine Stellung, die er bis zu dessen Auflösung 1989 beibehielt.
Mit diesen beiden Positionen spielte Koziolek eine prägende Rolle für die theoretische Ausgestaltung des Neuen Ökonomischen Systems Walter Ulbrichts (1893–1973). Sein 1967 erschienenes Werk zur Lehre der sozialistischen Wirtschaftsführung, verfasst mit Gerd Friedrich (geb. 1928), wurde zum Standardwerk der Wirtschaftswissenschaften der DDR der 1960er Jahre. 1966 erhielt Koziolek im Kollektiv mit anderen führenden Ökonomen der Wirtschaftsreform Ulbrichts, Wolfgang Berger (1921–1994), Herbert Wolf (1925–2022), Werner Kalweit (geb. 1926), Claus Krömke (geb. 1930) und Otto Reinhold (1925–2016), den Nationalpreis III. Klasse.
Koziolek behauptete sich auch in der Ära Erich Honeckers (1912–1994), obwohl dieser sich von Ulbrichts Wirtschaftspolitik absetzte. Er wurde 1972 Vorsitzender des wissenschaftlichen Rats für wirtschaftswissenschaftliche Forschung und gestaltete seit 1976 das Verhältnis mit Ökonomen der Sowjetunion als Vorsitzender der Ökonomenkommission der Akademien der Wissenschaft der DDR und der Sowjetunion. In den ersten Jahren des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien, einer Plattform für die Begegnung von Wissenschaftlern aus Ost und West, setzte sich Koziolek für die Präsenz der DDR in der internationalen Diskussion systemtheoretischen Denkens ein. Seine Arbeiten zur sog. sozialistischen Reproduktionstheorie und zur Rolle des technischen Fortschritts waren zentrale Werke der jüngeren Generation von Wirtschaftswissenschaftlern der DDR.
1976 wurde Koziolek Kandidat und 1981 Mitglied des Zentralkomitees (ZK) der SED. Hierbei war er v. a. in seiner zentralen Stellung als Mitglied der Wirtschaftskommission des Politbüros des ZK der SED und der Kommission der Leiter der gesellschaftswissenschaftlichen Institute beim ZK der SED prägend für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung in der DDR der 1980er Jahre. In dieser Zeit war er auch Mitglied des Redaktionskollegiums der „Einheit“, der theoretischen Zeitschrift der SED. 1990 nahm Koziolek an den Zwei-plus-Vier-Gesprächen teil.
1965–1992 | ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin |
1966 | Nationalpreis III. Klasse, mit Wolfgang Berger und Herbert Wolf (1970 I. Klasse, mit Wolfgang Berger, Herbert Wolf ,Werner Kalweit, Claus Krömke und Otto Reinhold) |
1970 | Vaterländischer Verdienstorden in Bronze (1974 in Silber, 1982 in Gold) |
1977 | „Honory Scholar“ des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse in Laxenburg bei Wien |
1979 | Dr. h. c., Hochschule für Ökonomie |
1984 | Friedrich-Engels-Preis der Akademie der Wissenschaften der DDR |
1987 | Karl-Marx-Orden |
1988 | auswärtiges Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR |
1992 | Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin |
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (Berlin), „Zentralinstitut für sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED“, DY 30, 1965–1971.
Zur marxistisch-leninistischen Theorie des Nationaleinkommens, 1953. (Diss. oec.)
Grundfragen de marxistisch-leninistschen Theorie des Nationaleinkommens, 1957. (Habilitationsschrift)
Helmut Koziolek/Helmut Mann/Herbert Meißner, Aktuelle Probleme der politischen Ökonomie, 1966.
Helmut Koziolek/Gerd Friedrich, Einführung in die Lehre der sozialistischen Wirtschaftsführung, 1967.
Reproduktion und Nationaleinkommen. Probleme und Zusammenhänge, 1979.
Wissenschaft, Technik und Reproduktion, 1981.
Arbeitsproduktivität, Wertbildung und ökonomische Kreisläufe, 1984.
Helmut Koziolek/Werner Ostwald/Hans Stürz, Reproduktion und Infrastruktur, 1986.
Helmut Koziolek/Rainer Schwarz, Berührungen zwischen Physik und Ökonomie, 1986.
Hatte das Neue Ökonomische System eine Chance? in: Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät 10 (1996), H. 1/2, S. 129–159.
Aktuelle Probleme der politischen Ökonomie des Sozialismus, 1989.
Die DDR war eine Hauswirtschaft, in: Theo Pirker/M. Rainer Lepsius/Rainer Weinert/Hans-Hermann Hertle (Hg.), Der Plan als Befehl und Fiktion. Wirtschaftsführung in der DDR. Gespräche und Analysen, 2013, S. 255–284.
Werner Hartkopf, Koziolek, Helmut, in: Die Berliner Akademie der Wissenschaften. Ihre Mitglieder und Preisträger 1700–1990, 1992, S. 195 f.
Günther Krause, Wirtschaftstheorie in der DDR, 1998.
Hagen Schwärzel/Helmut Müller-Enbergs, Art. „Koziolek, Helmut“, in: Helmut Müller-Enbergs (Hg.), Wer war wer in der DDR?, 52010. (Onlineressource)
Fotografie, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. (Onlineressource)