Genealogie

Vorfahren waren Bauern in Hiddinghausen b. Sprockhövel;
V →Gottfried (1774–1839), Gastwirt in U., Mitgl. d. westfäl. Prov.LT;
M N. N.;
⚭ N. N.;
S →August (1836–1909), Rittergutsbes., Landeshptm. v. Westfalen, Mitgl. d. Prov.LT, Wirkl. Geh. Oberreg.rat (s. BJ 14, Tl.; Westfäl. Köpfe, 1963).

Biographie

Nach dem Jurastudium in Bonn und Göttingen erfolgte 1830 O.s Ernennung zum Justizkommissar zu Iserlohn, dann zum Teilungskommissar der Kgl. General-Kommission für die Markenteilung der Prov. Westfalen. Als Rechtsanwalt, Notar und Stadtverordnetenvorsteher in Iserlohn wurde O. 1834 beauftragt, die Satzung für die dortige Sparkassengründung zu erstellen; 1836 trat er als Administrator wegen Meinungsverschiedenheiten über die persönliche Haftung zurück. 1842 legte er seine öffentlichen Ämter in der Stadt nieder und erwarb das Rittergut „Haus Ruhr“ bei Schwerte. 1845 trat er aus dem Justizdienst aus, seit 1852 lebte er auf „Haus Lethmate“ bei Iserlohn.

O. gehörte zu den maßgeblichen, frühen Förderern industrieller Gründungen an Ruhr und Emscher. 1846 beteiligte er sich als Kommanditist an der Hütte „Hermann Diedrich Piepenstock & Co“. Bei der 1852 daraus entstandenen ersten Eisenhütten-Aktiengesellschaft des Ruhrgebiets, der „Hoerder Bergwerks- und Hütten Vereins AG“, gehörte er mit seinem Freund Gustav Mevissen (1815–99) dem Verwaltungsrat an. 1848 verfaßte er eine Schutzzolldenkschrift gegen das engl. Freihandelssystem. Er beteiligte sich am Zinkerzbergbau in Iserlohn und war 1854 Mitgründer und Vorsitzender der „Märkisch-Westfälischen Bergwerksvereins AG“; die Gesellschaft ging aus der alten Iserlohner Messinggewerkschaft hervor und diente der Galmeigewinnung. O. war Ende der 40er Jahre auch Mitbegründer der „Bergisch-Märkischen Eisenbahn“. Durch seine Investitionstätigkeit hatte er Kontakte zu Banken und beteiligte sich an Bankengründungen: Er war Mitbegründer der „Dortmunder Aktienbank“, Aufsichtsratsvorsitzender des „Märkisch-Westfälischen Bankvereins“, Iserlohn, und der „Deutschen Bank Berlin“, Mitglied des ersten Verwaltungsrats des „Schaaffhausen’schen Bankvereins“, Köln, und 1873-76 Mitglied des Verwaltungsrates der „Berliner Handels-Gesellschaft“, daneben Aufsichtsratsvorsitzender der „Massener Bergwerksgesellschaft“ und der Gewerkschaft „Shamrock und Hibernia“. Seit 1858 wirkte O. als Präsident der Handelskammer Iserlohn. 1848/49 vertrat er den Wahlkreis Iserlohn/Hamm/Dortmund in der Deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt, Gotha und Erfurt; 1850-52 gehörte er der 1. Kammer des preuß. Landtags, 1856-73 dem preuß. Abgeordnetenhaus, 1871-74 dem Deutschen Reichstag als Nationalliberaler an.

Literatur

W. Schulte, Iserlohn, I, 1937, S. 142 f., 191;
ders., in: Westfäl. Köpfe, 1977, S. 237 f.;
100 J. Dortmund-Hörder Hüttenunion, 1952, S. 19;
L. Beutin, Gesch. d. südwestfäl. IHK zu Hagen, 1956, S. 221;
Biogr. Hdb. Frankfurter NV.

Autor/in

Zitierweise

Gerstein, Barbara, "Overweg, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 730 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133997731.html#ndbcontent