Nowotny, Karl Anton
- Lebensdaten
- 1904 – 1978
- Geburtsort
- Hollabrunn (Niederösterreich)
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Ethnologe ; Kunsthistoriker ; Museologe
- Konfession
- keine Angabe
- Normdaten
- GND: 13152187X | OGND | VIAF: 7509351
- Namensvarianten
-
- Nowotny, Karl Anton
- Nowotny, Karl
- Nowotny, Karl A.
- Nowotny, Carl Anton
- Nowotny, Carl
- Nowotny, Carl A.
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Nowotny, Karl Anton
Ethnologe, * 21.6.1904 Hollabrunn (Niederösterreich), † 31.12.1978 Wien.
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Genealogie
V →Josef (1873–1962), Finanzrat, Gründer u. Leiter d. Stadtmus. Hollabrunn;
M Franziska (Fanny) Rapf (1879–1966);
⚭ Hollabrunn 1940 Dr. phil. →Fausta Pedain (1903–91), aus H., 1943-51 Mitarbeiterin am Mus. f. Völkerkde. in W. (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1980-1996, Nekr.); wohl kinderlos. -
Biographie
N. studierte Völkerkunde, Kunstgeschichte und Philosophie in Wien und promovierte 1939 bei →Fritz Röck (1879–1953) mit der Dissertation „Kommentar zum Codex Laud“ zum Dr. phil.. Nach Kriegsteilnahme und Gefangenschaft trat er 1947 als Hilfskraft in den Dienst des Museums für Völkerkunde in Wien. Besondere Verdienste erwarb er sich bei der Ordnung der während des 2. Weltkriegs ausgelagerten Sammlungen. 1953 habilitierte er sich in Wien mit einer Schrift über „Farben und Weltrichtungen“ (Btrr. zur Gesch. d. Weltbildes, Farben u. Weltrichtungen, 1970) und lehrte hier bis 1966 neben seiner Museumstätigkeit, die er mit Ausnahme einer Professurvertretung in Mainz 1964/65, zuletzt als Kustos der amerik. Sammlungen, ausübte. 1965 erhielt N. in Wien den Titel eines ao. Universitätsprofessors, 1966-77 war er Gastprofessor in Köln und kehrte schließlich nach Wien zurück.
Obwohl N. den amerik. Kontinent nie betreten hat, beruht seine zentrale wissenschaftliche Bedeutung auf seinen Forschungen zum alten Mexiko, insbesondere zu Form, Inhalt und Glyphen der vorspan. und frühkolonialen Bilderhandschriften, die bereits Thema seiner Doktorarbeit waren. Sein „Tlacuilolli“ (1961) stellt einen Meilenstein in der Deutung der religiösen Inhalte der südmexikan. Codex-Borgia-Gruppe auf der Grundlage einer von ihm erstellten Konkordanz dar. In anderen Arbeiten, vor allem den Kommentaren zu Faksimileausgaben aztek. und mixtek. Codices, widmete er sich der Analyse einzelner Bilderhandschriften, die er hinsichtlich ihrer Entstehungsumstände in Analogie zur mittelalterlichen Buchmalerei setzte. Weitere Studien über aztek. Rituale und Festkreise gründen sich vorwiegend auf span. Schriftdokumente des 16. Jh., deren inhaltliches Verständnis N. aus seiner Kenntnis der Geistesströmungen der Renaissance, der süd- und ostasiat. Hochkulturen und der Ethnographie indigener Bevölkerungen Nordamerikas entwickelte. Daneben widmete sich N. im Rahmen seiner Museumstätigkeit der Erforschung des Quellenwerts von Artefakten für die Mexikanistik und ihrer Interpretation. Sein umfassendes Wissen ermöglichte ihm auch eine der letzten aus einer Hand kommenden Gesamtdarstellungen der Kulturen des amerik. Doppelkontinents (Amerika, in: H. A. Bernatzik, Die Neue Große Völkerkde., III, 1954, S. 1-303).
Die Suche nach unmittelbar aus den Quellen ableitbaren Ordnungen gibt manchen seiner Werke den Anschein reiner Materialsammlungen, den er durch demonstrative Theorieskepsis und eine Abneigung gegen ihm überflüssig erscheinende Kommentare förderte. Der von ihm negativ eingeschätzten Bedeutung der Theorienbildung in der Ethnologie widmete N. eine Reihe kleinerer Arbeiten, in denen er argumentierte, neue Erkenntnis könne nur aus den Quellen kommen. Charakteristisch für seine puristische Einstellung ist die von ihm 1964 herausgegebene „Descriçam do estado do Maranham“ von Mauricio de Heriarte, die aus einem weder transkribierten noch annotierten Faksimile des Manuskripts besteht.
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Werke
Weitere W u. a. Mexikan. Kostbarkeiten aus Kunstkammern d. Renaissance, 1960;
Tlacuilolli, Die mexikan. Bilderhss., Stil u. Inhalt, 1961;
Komm. u. Beschreibung zu Codices Becker I/II, 1961;
Komm, z. Codex Cospi, 1968;
Komm. z. Codex Borbonicus, 1974;
El Fragmento de Nochistlan, 1975;
Komm. z.|Codex Borgia, 1976;
Die europ. Sicht, 1977;
Der indian. Ritualismus, 1977;
Mythen der Oglala (The Walker Papers), 1979. – Hg.: Agrippa ab Nettesheym, De occulta philosophia, 1967. -
Literatur
Mitt.bl. d. Museen Österreichs. Erg.h. 6, hg. v. A. Mais, 1956;
Ch. Feest, in: Archiv f. Völkerkde. 33, 1979, S. 1-6 (W-Verz);
U. Köhler, in: Zs. f. Ethnologie 104, 1979, S. 7-16 (W-Verz.);
ders., in: La antropología en México, 1988, S. 63-80;
K. Jettmar, in: Mitt. d. Anthropolog. Ges. in Wien 109, 1979, S. 180-82;
H. Krumbach, in: Ethnologia Americana 15, 1979, S. 878;
J. de Durand-Forest, in: Journal de la Soc. des Américanistes 66, 1980, S. 291-93. -
Autor/in
Christian F. Feest -
Zitierweise
Feest, Christian F., "Nowotny, Karl Anton" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 367-368 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13152187X.html#ndbcontent