Donsbach, Wolfgang
- Lebensdaten
- 1949 – 2015
- Geburtsort
- Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz)
- Sterbeort
- Dresden
- Beruf/Funktion
- Kommunikationswissenschaftler ; Hochschullehrer
- Konfession
- unbekannt
- Normdaten
- GND: 124788351 | OGND | VIAF: 85229956
- Namensvarianten
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- Donsbach, Wolfgang
- Donsbach, W.
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Donsbach, Wolfgang
1949 – 2015
Kommunikationswissenschaftler
Wolfgang Donsbach war einer der bedeutendsten Kommunikationswissenschaftler im wiedervereinten Deutschland. Als erster deutscher Präsident der größten internationalen wissenschaftlichen Vereinigung (International Communication Association) und Herausgeber der 12-bändigen „International Encyclopedia of Communication“ (2008) hat er die Internationalisierung des Fachs maßgeblich gefördert und dessen Wissensbestand kanonisiert.
Lebensdaten
Geboren am 9. November 1949 in Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) Gestorben am 26. Juli 2015 in Dresden Grabstätte Johannisfriedhof in Dresden -
Autor/in
→Hans-Bernd Brosius (München)
-
Zitierweise
Brosius, Hans-Bernd, „Donsbach, Wolfgang“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.04.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/124788351.html#dbocontent
Donsbach wuchs nach eigenen Angaben in einer kleinbürgerlichen Familie ohne akademische Traditionen in Bad Kreuznach auf. Nach dem Abitur schrieb er sich 1969 an der Universität Mainz für Wirtschaftswissenschaften ein, wechselte unter dem Eindruck einer Vorlesung des Journalisten Peter von Zahn (1913–2001) aber bald zum Fach Publizistik. Während seines Studiums beteiligte sich Donsbach im Rahmen der Studentenunruhen u. a. an Vorlesungsboykotten und einer Besetzung des von Elisabeth Noelle-Neumann (1916–2010) geleiteten Mainzer Instituts für Publizistik. Er machte früh den Journalismus zu seinem zentralen Forschungsgegenstand und widmete seine Magisterarbeit einer empirischen Erhebung des Stands der Journalistenausbildung in der Bundesrepublik.
Von 1975 bis 1977 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Dortmund tätig, wurde Donsbach 1978 von Noelle-Neumann als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Mainz angestellt und 1981 bei ihr mit einer Arbeit über Legitimationsprobleme des Journalismus zum Dr. phil. promoviert. Aufbauend auf Arbeiten Noelle-Neumanns konturierte Donsbach in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Hans Mathias Kepplinger (geb. 1943) die sog. Mainzer Schule, die durch einen streng empiriebasierten und international (v. a. an den USA) orientierten wissenschaftlichen Ansatz gekennzeichnet ist, der verschiedene Phänomene öffentlicher Kommunikation in den Blick nimmt und die Rolle und Bedeutung von Journalismus für das öffentliche Gemeinwohl unterstreicht.
Seit ca. 1980 war Donsbach neben seiner vielfältigen Lehr- und Publikationstätigkeit als Geschäftsführer für die Administration des Instituts für Publizistik verantwortlich. Durch dessen internationale Ausrichtung schloss er zahlreiche Kontakte, v. a. zu den US-amerikanischen und israelischen Wissenschaftlern Thomas Patterson (geb. 1942), Robert L. Stevenson (1941–2006), Michael W. Traugott und Gabriel Weimann (geb. 1950). 1989 habilitierte sich Donsbach für Publizistikwissenschaft mit einer Arbeit über selektive Medienwirkungen, in der er die Theorie der kognitiven Dissonanz für die öffentliche Kommunikation fruchtbar machte und sein Themenspektrum auf die Mediennutzung und die Medienwirkung erweiterte, diese aber immer auch in das Verhältnis zur Journalismusforschung setzte.
Nach Vertretungsprofessuren an der Syracuse University in New York City und der Freien Universität Berlin übernahm Donsbach 1993 den Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft an der TU Dresden und leitete bis zu seiner Emeritierung 2015 das dortige Institut für Kommunikationswissenschaft. Er trat in dieser Zeit mit Studien zum Journalismus, zur politischen Kommunikation und zur Medienwirkungsforschung hervor und beförderte maßgeblich die Internationalisierung der deutschen Kommunikationswissenschaft; 1995/96 amtierte Donsbach als Präsident der World Association of Public Opinion Research, 2004/05 als Präsident der International Communication Association, deren Jahrestagung er 2006 in Dresden organisierte.
Als prominentes, bestens vernetztes Mitglied der Dresdner Stadtgesellschaft brachte Donsbach sein Fach in diese ein, indem er u. a. zahlreiche Studien für die „Sächsische Zeitung“ und regionale Unternehmen durchführen ließ. Zudem war er ein gefragter Interviewpartner in politischen Debatten, u. a. seit 2014 zu der von ihm kritisch bewerteten „Pegida“-Bewegung.
Herausragende Bedeutung für die Kommunikationswissenschaft kommt Donsbachs „International Encyclopedia of Communication“ (12 Bde., 2008) zu. Als General Editor koordinierte er mehrere Associate Editors sowie dutzende Area Editors und übernahm die Hauptverantwortung an einem Lexikon, das den Wissenstand des Fachs kodifizierte und international als Meilenstein der Kommunikationswissenschaft rezipiert wurde. 2015 gab Donsbach eine einbändige Kompaktversion der etablierten Gesamtenzyklopädie unter dem Titel „Concise Encyclopedia of Communication“ (2015) heraus.
2007 | Helen-Dinerman-Award for Extraordinary Achievements in Public Opinion Research der World Association for Public Opinion Research (WAPOR) |
2008 | David Swanson Award in Political Communication der International Communication Association (ICA, Political Communication Division) |
2010 | Fellow der International Communication Association |
2016 | Prof.-Dr.-Wolfgang-Donsbach-Fonds der Dresden International School |
Nachlass:
Privatbesitz.
Weitere Archivmaterialien:
Archiv der Technischen Universität Dresden, PA Nr. 30915. (Personalakte)
Monografien:
Hans Mathias Kepplinger/Wolfgang Donsbach, Angepaßte Außenseiter. Was Journalisten denken und wie sie arbeiten, 1979.
Legitimationsprobleme des Journalismus. Gesellschaftliche Rolle der Massenmedien und berufliche Einstellungen von Journalisten, 1982. (Diss. phil.)
Medienwirkung trotz Selektion. Einflussfaktoren auf die Zuwendung zu Zeitungsinhalten, 1991. (Habilitationsschrift)
Beziehungsspiele. Medien und Politik in der öffentlichen Diskussion. Fallstudien und Analysen,1993.
Wolfgang Donsbach/Barbara Baerns, Public Relations in Theorie und Praxis. Grundlagen und Arbeitsweise der Öffentlichkeitsarbeit in verschiedenen Funktionen,1997, 22001.
Wolfgang Donsbach/Dietmar Gattwinkel, Öl ins Feuer. Die publizistische Inszenierung des Skandals um die Rolle der Ölkonzerne in Nigeria, 1998.
Elisabeth Noelle-Neumann/Hans Mathias Kepplinger/Wolfgang Donsbach, Kampa. Meinungsklima und Medienwirkung im Bundestagswahlkampf 1998, 1999, 22000.
Klaus Pinkau/Wolfgang Donsbach, Zukunft der Aufklärung. Eine Publikation der Karl-Heinz-Beckurts-Stiftung,2000.
Chancen und Gefahren der Mediendemokratie, 2003.
Michael Altrogge/Wolfgang Donsbach/Eva Schabedoth, Lokal-TV zwischen Programmakzeptanz und Werbemarkt. Inhalte, Nutzung und wirtschaftliche Chancen des privaten Lokalfernsehens in Sachsen. Eine Tendenzanalyse im Auftrag der Sächsischen Landesanstalt für Privaten Rundfunk und Neue Medien, 2004.
Entzauberung eines Berufs. Was die Deutschen vom Journalismus erwarten und wie sie enttäuscht werden, 2009.
Wolfgang Donsbach/Caroline Förster, Die Sachsen im wiedervereinigten Deutschland. Erfahrungen und Einstellungen auf der Grundlage von 20 Jahren demoskopischer Forschung, 2010.
Wolfgang Donsbach/Anne-Marie Brade/Martin Degen/Franziska Gersdorf, Publizistischer Mehrwert von privatem Ballungsraumfernsehen. Vergleichende Analysen auf Basis von Produzentenbefragungen, Inhaltsanalysen und Zuschauerbefragungen in Sachsen und Baden-Württemberg. Eine Studie im Auftrag der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien,2010.
Herausgeberschaften:
Public Relations in Theorie und Praxis. Grundlagen und Arbeitsweise der Öffentlichkeitsarbeit in verschiedenen Funktionen, 1997.
Wolfgang Donsbach/Olaf Jandura (Hg.), Chancen und Gefahren der Mediendemokratie. Berichtsband der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft vom 29. bis 31. Mai 2002 in Dresden, 2003.
The International Encyclopedia of Communication, 12 Bde., 2008.
Wolfgang Donsbach/Michael W. Traugott (Hg.), The Sage Handbook of Public Opinion Research, 2008.
Wolfgang Donsbach/Charles T. Salmon/Yariv Tsfati (Hg.), The Spiral of Silence. New Perspectives on Communication and Public Opinion, 2013.
The Concise Encyclopedia of Communication, 2015.
175 Jahre TU Dresden, Bd. 3, hg. v. Reiner Pommerin, 2003, S. 166.
Jürgen Wilke (Hg.), Die Aktualität der Anfänge. 40 Jahre Publizistikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 2005.
Michael Meyen, Art. „Wolfgang Donsbach“, in: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hg.), Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft, 2014. (Onlineressource)
Olaf Jandura/Thomas Petersen/Cornelia Mothes/Anna-Maria Schielicke (Hg.), Publizistik und gesellschaftliche Verantwortung. Festschrift für Wolfgang Donsbach, 2015.
Hans-Bernd Brosius, Wolfgang Donsbach. Eine Erinnerung, in: Michael Meyen/Thomas Wiedemann (Hg.), Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft, 2015. (Onlineressource)