Probst, Adalbert
- Dates of Life
- 1900 – 1934
- Place of birth
- Regensburg
- Place of death
- zwischen Braunlage (Harz) und dem Konzentrationslager Lichtenberg (Provinz Sachsen)
- Occupation
- Verbandsleiter
- Religious Denomination
- römisch-katholisch
- Authority Data
- GND: 121093875 | OGND | VIAF: 77162781
- Alternate Names
-
- Probst, Adalbert
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Probst, Adalbert
1900 – 1934
Verbandsleiter
Seit Dezember 1933 Reichsführer der „Deutschen Jugendkraft“, versuchte Adalbert Probst den Sportverband der katholischen Kirche auf Grundlage des deutschen Reichskonkordats von 1933 vor der Gleichschaltung durch die nationalsozialistischen Machthaber zu bewahren. Als unliebsamer Gegner des totalen Machtanspruchs der NSDAP wurde er im Juli 1934 im Rahmen des sog. Röhm-Putschs ermordet.
Dates of Life
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Author
→Helmut Moll (Köln)
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Citation
Moll, Helmut, „Probst, Adalbert“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/121093875.html#dbocontent
Probst wuchs in einer von katholischem Glauben und christlichen Wertvorstellungen geprägten Familie in Ingolstadt auf, wo er die Realschule besuchte und anschließend eine kaufmännische Lehre absolvierte. Auf kurzen Kriegsdienst an der Westfront 1918 folgten bis 1932 Anstellungen in Bayern und Oberösterreich. Ob sich Probst nach Kriegsende in der rechtsradikalen Geheimorganisation „Consul“ um Hermann Ehrhardt (1881–1971) engagierte, ist ungeklärt; im Februar 1922 besprach sich Reichskanzler Joseph Wirth (1879–1956) mit Walther Rathenau (1867–1922), ein junger Mann namens Probst sei zur Ermordung Rathenaus bestimmt worden, dann aber aus der Organisation ausgeschieden.
Aufgrund seines Engagements im Jugendverbandswesen der katholischen Kirche wurde Probst 1929 durch den Generalpräses des Katholischen Jungmännerverbands (KJMV), Ludwig Wolker (1887–1955), an den Sitz der Vereinigung nach Düsseldorf berufen. Im November 1932 avancierte Probst zum Beauftragten des KJMV für den Geländesport, im Dezember 1933 zum Reichsführer des katholischen Sportverbands „Deutsche Jugendkraft“, der rund 255 000 Mitglieder zählte und durch sportliche Angebote den Einfluss der Hitler-Jugend und des Bunds deutscher Mädel auf die katholische Jugend begrenzen sollte. Im Kontext der 1933/34 v. a. durch Herbert von Bose (1893–1934), einem engen Mitarbeiter Franz von Papens (1879–1969), vorangetriebenen Pläne, die NS-Regierung durch einen Staatsstreich zu stürzen, fungierte Probst als Vermittler zwischen der Reichswehr und der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft, die in den entmilitarisierten linksrheinischen Gebieten SA und SS ausschalten sollte.
Probst stellte sich mit weiteren führenden Verantwortlichen der katholischen Verbandsarbeit gegen die nationalsozialistische Gleichschaltung, die den Einfluss der Kirchen auf Erziehung und Ausbildung der Kinder und Jugendlichen unterbinden wollte, sowie gegen die trotz der Bestimmungen des Reichskonkordats vom 20. Juli 1933 beginnende Einengung des kirchlichen Lebens. Probst nahm vom 25. bis 30. Juni 1934 an Verhandlungen zur Anwendung der Konkordatsbestimmungen in Berlin teil und reiste am 1. Juli nach Braunlage (Harz), um sich mit Wolker zu besprechen. Am Abend nahmen ihn hier Kriminalbeamte in Gewahrsam, danach verlor sich seine Spur. Am 10. Juli erhielt Wolker die amtliche Nachricht, Probst sei „auf der Flucht“ erschossen worden; sein Tod steht im Zusammenhang mit der Mordaktion des sog. Röhm-Putschs.
1966 | Adalbert-Probst-Straße, Düsseldorf-Garath |
seit 1992 | Adalbert-Probst-Preis des DJK-Diözesanverbands Passau |
Adalbert-Probst-Haus, Clubheim des Sportvereins DJK Blau-Weiß Avenvedde von 1925 e.V., Gütersloh | |
Gedenktafel an der katholischen Kirche, Braunlage (Harz) |
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Archiv und Bibliothek des Jugendhauses Düsseldorf.
Bistumsarchiv Münster (Westfalen), Diözesanverband Münster der DJK; Sammlung Karl Leisner; A 207, 213, 217, 219, 220, 242, 354 u. 431 (Geschichte der DJK); A 728 (Tagebücher und Chroniken. Katholische Sturmschar, enthält u. a. Abschied von Adalbert Probst).
Gedruckte Quellen:
Anselm Faust (Bearb.), Lageberichte Rheinischer Gestapostellen, Bd. 3, 2016, S. 201.
Wie komme ich als katholischer Jungmann zur Reichswehr, in: Die Wacht. Zeitschrift katholischer Jugend 29 (1933), S. 136–139.
Neue Wege zur sportlichen Erziehung, in: Deutsche Jugendkraft. Hauptorgan des Reichsverbandes Deutsche Jugendkraft 15 (1933), S. 274 f. u. 293 f.
Wehrhaftigkeit, in: ebd., S. 369 f.
Unser Weg ins Neue Jahr, in: Deutsche Jugendkraft. Hauptorgan des Reichsverbandes Deutsche Jugendkraft 16 (1934), S. 2.
Klare Linie, in: ebd., S. 34.
Vom Wesen der Wehrhaftigkeit, in: ebd., S. 74 f.
Sport und Gemeinschaft, in: ebd., S. 98 f.
Barbara Schellenberger, Katholische Jugend und Drittes Reich. Eine Geschichte des Katholischen Jungmännerverbandes 1933–1939 unter besonderer Berücksichtigung der Rheinprovinz, 1975, S. 134–140.
Bernd Börger, „Auf der Flucht erschossen“, in: Deutsche Jugendkraft, Juni 1984, S. 5–7.
Willy Schulze, Adalbert Probst. Reichsführer der DJK. Versuch einer Lebensbeschreibung, 1989.
Paul Jakobi, Art. „Deutsche Jugendkraft (DJK)“, in: Walter Kasper (Hg.), Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 3, 31995, Sp. 122.
Heinz-Egon Rösch, Sport um der Menschen willen. 75 Jahre DJK-Sportverband „Deutsche Jugendkraft“ 1920–1995, hg. v. DJK-Sportverband, 1995, S. 29–31.
Barbara Schellenberger, Adalbert Probst (1900–1934). Katholischer Jugendführer. Opfer des Nationalsozialismus, in: Düsseldorfer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte des Niederrheins 69 (1998), S. 279–286.
Rainer Orth, „Der Amtssitz der Opposition“? Politik und Staatsumbaupläne im Büro des Stellvertreters des Reichskanzlers in den Jahren 1933–1934, 2016, S. 405, 421, 432 f. u. 502.
Helmut Moll, Adalbert Probst (1900–1934). Reichsführer der Deutschen Jugendkraft. Verfolgter des NS-Regimes, in: SportZeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft 22 (2022), S. 31–42.
Barbara Schellenberger, Art. „Adalbert Probst“, in: Helmut Moll (Hg.), Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, 82024, S. 392–394.
Stele, Caritas Pirckheimer Haus, Nürnberg.
Glasmalerei (Kirchenfenster) nach einem Entwurf v. Wilhelm Geyer (1900–1968), 1963, Katholische Kirche St. Albert, Andernach bei Koblenz (beheimatet seit 2019 eine koptisch-orthodoxe Gemeinde).