Ruhland, Gustav
- Lebensdaten
- 1860 – 1914
- Geburtsort
- Hessenthal bei Mespelbrunn (Spessart)
- Sterbeort
- Tölz
- Beruf/Funktion
- Agrarpolitiker ; Wirtschaftswissenschaftler
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 119518228 | OGND | VIAF: 10657849
- Namensvarianten
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- Ruhland, Johann August Gustav
- Ruhland, Gustav
- Ruhland, Johann August Gustav
- Ruhland, G.
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Ruhland, Johann August Gustav
Agrarpolitiker, * 11.6.1860 Hessenthal bei Mespelbrunn (Spessart), † 5.1.1914 Tölz. (evangelisch)
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Genealogie
V Johann Adam († 1875), Landwirt u. Posthalter;
M Dorothea Henriette Luise Stein;
7 Geschw;
– ⚭ 1898 Maria Jand, aus Jachenau b. T.;
2 T. -
Biographie
Nach Schulbesuch (1877 Befähigung z. Einjährig-Freiwilligen Dienst), unfallbedingtem Ende der angestrebten Offizierslaufbahn und Abbruch eines Studiums am Polytechnikum Langensalza arbeitete R. 1881-85 auf verschiedenen Gütern und im elterlichen Betrieb. Er begann, Fachliteratur zu lesen und seine Erfahrungen in der Landwirtschaft schriftstellerisch und als Redner zu verwerten, wobei er 1882 in →Albert Schäffle (1831–1903) einen bedeutenden Förderer fand. Als freier Schriftsteller und Gasthörer der dortigen Universitäten lebte R. 1885/86 in München und 1886/87 in Tübingen, wo er 1887 zum Doktor der Staatswissenschaften promoviert wurde. 1887-90 bereiste er mit staatlicher Förderung die wichtigsten Getreideanbaugebiete der Erde. Nach dem Mißerfolg einer 1891 übernommenen Tätigkeit als Gutsverwalter in Österreich habilitierte er sich 1893 an der Univ. Zürich für Nationalökonomie. 1895 wurde ihm die venia legendi entzogen, weil er – seit 1894 Berater des Bundes der Landwirte in Berlin – seinen Lehrpflichten nicht nachkam. 1898-1901 gehörte R., der als wiss. Sprachrohr agrarischer Interessen bekannt wurde, als o. Professor der Nationalökonomie der Univ. Freiburg (Schweiz) an. Hier gründete er ein „Internationales Büro zur Regulierung der Getreidepreise“ und dessen Organ „Internationale Getreidepreiswarte“. 1901-04 wieder in Berlin, danach in Wittenberg lebend, entwickelte er seine Lehre vom Kapitalismus als Krankheit der Völker und Konzepte für eine berufsständische Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, die er u. a. in seinem Werk „System der politischen Ökonomie“ (3 Bde., 1903–08, ³1929-41) veröffentlichte.
Eigenwillig und kompromißlos, entwickelte sich R. wissenschaftlich zum Außenseiter. Nachdem er zunächst die Lösung der agrarischen Not in Änderungen der Agrarverfassung und des Schuldenwesens gesehen hatte, kämpfte er seit 1893 gegen die Freiheit der Märkte und die „Herrschaft des internationalen Großkapitals“. Einen gewissen Erfolg hatten R.s Ideen zur Erfassung und Regulierung der Getreidepreise durch internationale Organisationen mit der Gründung des „Internationalen Agrarinstituts“ in Rom 1904/05. Eine späte, aber um so größere Wirkung hatte sein „System der politischen Ökonomie“. Aus dessen Lektüre gewann Walther Darré (1895–1953) 1931/34 entscheidende Anregungen für das NS-Reichserbhofgesetz und den Reichsnährstand.
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Werke
Weitere W Agrarpol. Versuche v. Standpunkt d. Soz.pol., 1883;
Die Lösung d. Landwirthschaftl. Kreditfrage im System d. agrar. Reform, 1886;
Unser tägl. Brot gib uns heute!, Die Wirtsch.pol. d. Vaterunser, 1895, ²1933;
Die Lehre v. d. Preisbildung f. Getreide, 1904;
Ausgew. Abhh., Aufss. u. Vorträge., 1910 (Biogr., W-Verz., P). -
Literatur
J. Kyrion, G. R.s volkswirtschaftl. Anschauungen, 1930;
F. Bülow, G. R., Ein dt. Bauerndenker im Kampf gegen Wirtsch.liberalismus u. Marxismus, 1936 (W-Verz., P);
G. Corni u. H. Gies, Brot, Butter, Kanonen, Die Ernährungswirtsch. in Dtld. unter d. Diktatur Hitlers, 1997, S. 30-36;
DBJ I, Tl. -
Autor/in
Knut Borchardt -
Zitierweise
Borchardt, Knut, "Ruhland, Gustav" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 241-242 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119518228.html#ndbcontent