Stieglitz, Alexander Baron von
Stieglitz, Alexander Peter Ludwigowitsch Baron (Stiglitz, Aleksandr Ludvigovic, Baron)
1814 – 1884
Großkaufmann, Bankier
- Lebensdaten
- 1814 – 1884
- Geburtsort
- St. Petersburg (Russland)
- Sterbeort
- St. Petersburg
- Beruf/Funktion
- Großkaufmann ; Bankier
- Konfession
- evangelisch-uniert
- Normdaten
- GND: 119485745 | OGND | VIAF: 30347868
- Namensvarianten
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- Stieglitz, Alexander Peter Ludwigowitsch Baron
- Stiglitz, Aleksandr Ludvigovic, Baron
- Stieglitz, Alexander Baron von
- Stieglitz, Alexander Peter Ludwigowitsch Baron
- Stiglitz, Aleksandr Ludvigovic, Baron
- Štiglic, Aleksandr L.
- Stieglitz, Alexander
- Stieglitz, Alexander von
- Štiglic, Aleksandr Ljubimovič
- Štiglic, Aleksandr Ljudvigovič
- Stieglitz, Alexander Pether Ludwigowitsch Baron
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Alexander von Stieglitz führte als Erbe seines Vaters dessen Unternehmen erfolgreich fort, auch als einflussreicher Finanzier und größter Privatbankier im Zarenreich. Von 1860 bis 1866 war er der erste Verwaltungschef der russischen Staatsbank. In St. Petersburg finanzierte er soziale Einrichtungen und gründete eine noch heute bestehende Schule für Kunst und Design sowie ein Kunstgewerbemuseum.
Lebensdaten
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Lebenslauf
1. April/13. April1814 - St. Petersburg (Russland) -
Genealogie
Vater Ludwig Baron Stieglitz (seit 1826, bis 1803 Levi Stieglitz) 24.12.1779–6.3. jul. 1843 aus Arolsen (Hessen); russischer Hofbankier; Großkaufmann Großvater väterlicherseits Lazar(us) Stieglitz 1754–1792 aus jüdischer Familie in Laasphe (Grafschaft Sayn-Wittgenstein), die nach Arolsen übersiedelte; Hoffaktor; 1767 Kammeragent des Karl August Friedrich Fürst von Waldeck-Pyrmont (1704–1763) Großmutter väterlicherseits Frederike Louise Stieglitz, geb. Marcus (Mark) aus Hoffaktorenfamilie Mutter Amalie Angelica Christiane Baronin Stieglitz, geb. Levi-Düsseldorf 26.7.1777–20.2.1838 aus Hannover; zuletzt in St. Petersburg Großvater mütterlicherseits Gottschalk Moses Levi-Düsseldorf ca. 1720–1796 Großmutter mütterlicherseits Clara (Klärchen) Levi-Düsseldorf ca. 1742–1778 Schwester Natalja (Nathalie) von Harder, geb. Stieglitz 5.10.1805–17.10.1882 Schwager David Johann von Harder 18.6.jul ./29.6. greg. 1797–16.6. jul. /28.6.gre g. 1871 aus Reval (Russland, heute Talinn, Estland); niederländischer Generalkonsul in St. Petersburg; zuletzt in Wiesbaden Bruder Nikolaj Stieglitz 6.5.1807–29.11.1833 1828–1832 Student an der Universität Dorpat (Russland, heute Tartu, Estland) Heirat 19.6. jul. 1841 in St. Petersburg Ehefrau Katharina Karoline Ernestine Baronin Stieglitz, geb. Müller 24.6.jul . 1818–11.3.jul . 1873 aus St. Petersburg Schwiegervater Philipp Ludwig Friedrich Müller 1783–21.5.1857 aus Gießen; Großkaufmann; Bankier; Teilhaber der Firma Mollwo & Sohn in St. Petersburg; Erblicher Ehrenbürger der Kaufmannschaft Schwiegermutter Maria Susanne Fedorowna Müller, geb. Tielker 19.5.1798–1.4.1864 aus Braunschweig Sohn Ludwig Stieglitz 1842–6.3.1843 Pflegetochter Nadeschda Michajlowna Polowtsowa 10.12.1843–9.7.1908 Schwiegersohn Aleksander Aleksandrowitsch Polowtsow 31.5.1832–24.9.1909 russischer Staatssekretär; Industrieller Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Stieglitz, Alexander Baron von (1814 – 1884)
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Vater
24.12.1779–6.3.jul. 1843
aus Arolsen (Hessen); russischer Hofbankier; Großkaufmann
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Großvater väterlicherseits
Lazar(us) Stieglitz
1754–1792
aus jüdischer Familie in Laasphe (Grafschaft Sayn-Wittgenstein), die nach Arolsen übersiedelte; Hoffaktor; 1767 Kammeragent des Karl August Friedrich Fürst von Waldeck-Pyrmont (1704–1763)
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Großmutter väterlicherseits
Frederike Louise Stieglitz
aus Hoffaktorenfamilie
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Mutter
Amalie Baronin Stieglitz
26.7.1777–20.2.1838
aus Hannover; zuletzt in St. Petersburg
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Großvater mütterlicherseits
Gottschalk Moses Levi-Düsseldorf
ca. 1720–1796
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Großmutter mütterlicherseits
Clara (Klärchen) Levi-Düsseldorf
ca. 1742–1778
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Schwester
Natalja (Nathalie) von Harder
5.10.1805–17.10.1882
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Bruder
Nikolaj Stieglitz
6.5.1807–29.11.1833
1828–1832 Student an der Universität Dorpat (Russland, heute Tartu, Estland)
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Heirat
jul.
in
St. Petersburg
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Ehefrau
Katharina Baronin Stieglitz
24.6.jul. 1818–11.3.jul. 1873
aus St. Petersburg
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Biografie
Stieglitz studierte nach häuslichem Privatunterricht von 1834 bis 1838 Rechtswissenschaften an der Universität Dorpat (Russland, heute Tartu, Estland), ohne einen Abschluss zu erlangen. Nach einer längeren Europareise trat er 1840 als Mitglied des Manufakturrats im russischen Finanzministerium in den russischen Staatsdienst ein.
Seit 1843 leitete er die väterlichen Unternehmen und schrieb sich in St. Petersburg in die 1. Kaufmannsgilde ein. Er nahm seinen Neffen, den Kaufmann Alexander von Harder (1832–1879), als Teilhaber in die Firma Ludwig Stieglitz & Co. auf und bestimmte Friedrich Klassen zum Verwalter der Filiale in Odessa (Russland, heute Ukraine); die Leitung des Petersburger Hauptkontors hatte Karl Anton Felleisen (1805–1888), langjähriger Prokurist der Firma. 1845 baute Stieglitz in Narwa (Russland, heute Estland) die abgebrannte Leinspinnereifabrik wieder auf, die sein Vater 1836 betrieben hatte, und ergänzte sie 1851 durch eine Flachsspinnerei. Direktor der Leingarnfabrik und Teilhaber wurde Napoleon Peltzer (1802–1889). Die Produktion stieg von Ende der 1840er Jahre von 3000 Stück Tuch jährlich auf 4000 Stück 1853 im Wert von 225 000 Rubel und 1863 auf über 15 000 Stück; beschäftigt waren 600 Arbeiter. 1880 gründete Stieglitz die Gesellschaft der Narwaer Leinspinnereimanufaktur mit einem Kapital von 1,8 Millionen Rubel. Die von seinem Vater erworbene Zuckerfabrik in St. Petersburg auf der Wyborger Seite produzierte im Wert von jährlich 962 000 Rubel. Die größte Textilfabrik, die 1833 von seinem Vater gegründete Newskij Baumwollspinnereifabrik, stellte 1850 45 000 Pud Garn her, 1857 gesteigert auf 150 000 Pud. Stieglitz investierte von 1853 bis 1864 auch in die Kompanie der Knauffschen Bergwerke, gegründet von Andreas Knauff (1765–1835).
Stieglitz folgte seinem Vater auch in dessen Eigenschaft als bedeutendster Privatbankier Russlands und Hofbankier nach. Von 1846 bis 1859 war er Vorsitzender des Petersburger Börsenkomitees und beteiligt an fast allen großen staatlichen Finanzgeschäften. Er war mit Konsortien internationaler Banken wie Credit Mobilier, Barings & Co., Hope & Co., Mendelssohn & Co., später auch Gebrüder Rothschild, Emittent aller internationalen und inneren russischen Staatsanleihen zwischen 1842 und 1859, darunter die Anleihen für den Bau der Eisenbahnstrecke St. Petersburg – Moskau 1844 für 12 Millionen Rubel und 1847 für 14 Millionen Rubel sowie der Anleihen im Krimkrieg in Höhe von 50 Millionen Rubel. 1858 organisierte er den Verkauf staatlichen Goldes im Ausland.
Von 1853 bis 1857 baute Stieglitz als Privatunternehmer die Eisenbahnlinie St. Petersburg – Peterhof und 1858 Ligowo – Krasnoe Selo. 1857 war er u. a. mit den Pariser Banken MM de Rothschild Frères und Banque Hottinguer sowie der Londoner Bank Baring Brothers & Co. Hauptgründer und Teilhaber der Großen Gesellschaft der russischen Eisenbahnen mit einem Kapital von 275 Millionen Rubel. Diese sollte die Hauptbahnen im Nordwesten, im Westen, im Südwesten und Südosten Russlands bauen, kam jedoch nur langsam voran und geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Stieglitz schied 1860 mit seinem Eintritt in die russische Staatsbank aus der Gesellschaft aus und verkaufte seine Anteile; zwischen 1860 und 1863 liquidierte er auch die Firma Ludwig Stieglitz & Co. Als Verwaltungschef der russischen Staatsbank von 1860 bis 1866 stützte Stieglitz den Rubel durch die Emittierung von in- und ausländischen Anleihen.
Stieglitz war bedeutender Mäzen und Unterstützer sozialer Einrichtungen in St. Petersburg: Spenden erhielten die Handelsschule für Arme bei der St. Petri Kirche, die Augenklinik, das Elisabethkrankenhaus und das Alexander von Stieglitz-Kinderasyl. Herausragend war 1876 die Gründung der Schule für technisches Zeichnen, Baron A. L. Stieglitz, die heute noch als Zentralschule für technisches Zeichnen A. L. Stieglitz besteht, und die Spende für deren Unterhalt in Höhe von 1 Million Rubel. 1878 stiftete er 5 Millionen Rubel für die Gründung und Unterhaltung des Museums für dekorative und angewandte Kunst, heute Museum für die Zentralschule für technisches Zeichnen Baron A. L. Stieglitz.
Ende der 1850er Jahre errichtete Stieglitz das Palais am Englischen Ufer in St. Petersburg, konzipiert von dem Architekten Aleksandr Krakau (1817–1888). Er hinterließ ein Vermögen im Wert von ca. 50 Millionen Rubel. Haupterben wurden seine Pflegetochter Nadeschda Polowtsowa und ihre Söhne und Enkel, ferner die Kinder seiner Schwester Natalie von Harder.
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Auszeichnungen
1831 russischer Orden der Heiligen Anna II. Klasse (erneut 1847, 1849 mit der kaiserlichen Krone, 1864 I. Klasse verziert mit der kaiserlichen Krone) 1857 russischer Orden des Heiligen Stanislaus III. Klasse und I. Klasse 1862 Geheimrat 1866 Ehrenmitglied des Komitees für Manufaktur und Handel, St. Petersburg 1869 russischer Orden des Weißen Adlers 1875 russischer Orden des Heiligen und Rechtgläubigen Großfürsten Alexander Newski 1876 Großkreuz des dänischen Dannebrogordens 1877 Ehrenmitglied der Stieglitz Zentralschule für Technisches Zeichnen, St. Petersburg 1878 Großes Offizierskreuz der französischen Ehrenlegion 1881 Wirklicher Geheimrat -
Quellen
Nachlass:
Russisches Staatliches Historisches Archiv, St. Petersburg, F. 1091, op. 1, d. 11, List 1–3.
Russisches Staatliches Archiv Alter Akten, Moskau, F. 1261, op. 1, d. 630, 678, 884 u. 1813.
Weitere Archivmaterialien:
Stadtarchiv St. Petersburg, F. 1435. (Kompagnie der Newskij Baumwollspinnereimanufaktur)
Universitätsbibliothek Nottingham, Archiv William Brandt & Sons, Letter 40, Brief T. Prehn-Mala Brandt v. 1.4.1843.
The Baring Archive, London, HC 10.28, Stieglitz Correspondence.
Gedruckte Quellen:
Obzor wneschnej torgowli Rossii po evropejskoj i aziatskoj granitsam ...v raznych ich eja widach [Untersuchung des Außenhandels Russlands über die europäischen und asiatischen Grenzen in ihren verschiedenen Ansichten], 1, 1803–1917, hier 1844–1860.
Sankt Petersburger Handelszeitung, russ. Ausg.: Kommertscheskaja gazeta, 1843–1860.
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Literatur
Alfred Heidsieck, Die Arolser Familie Stieglitz, 1956.
Marten Gebertus Buist, At spes non fracta. Hope & Co. 1770–1815, Merchant Bankers and Diplomats at Work, 1974.
Erik Amburger, Die Zuckerindustrie in St. Petersburg bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Raffinerien, Fabrikanten und Zuckersieder. Konferenz zur Geschichte des Moskauer Reiches, 1986, S. 353–391.
Boris Wassilewitsch Anan’itsch, Bankirskie doma v Rossii. Otscherki istorii tschastnogo predprinimatel’stva, 1991.
Galina Evgeewna Grochorenko/Galina Alekseewna Vlasova, Muzej Barona Schtiglitsa, 1994.
Boris Wassilewitsch Anan’itsch, Die Familie Stieglitz. Die letzten Hofbankiers Russlands, in: Dittmar Dahlmann (Hg.), Eine große Zukunft. Deutsche in Russlands Wirtschaft, 2000, S. 313–325.
Boris Wassilewitsch Anan’itsch/Sergej Beljaew/Anton L. Dmitriew/Sergej Lebedew/Pawel Wladimirowitsch Lizunow, Istorija bankov, 2001.
Wolfgang Sartor, Petersburg als internationales Geschäftszentrum im 19. Jahrhundert, 2002, S. 47–63.
Pawel W. Luzinow, Peterburgskie kuptsy, fabrikanty i bankiry Shtiglitsy, 2014. (P)
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Onlineressourcen
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Porträts
Gemälde (Öl/Leinwand) v. Emile Auguste Charles Carolus-Duran (1838–1917), 1876, Eremitage, St. Petersburg.
Bronzebüste v. Prosper dˈEpinay (1836–1914), 1883, vor dem Bahnhofsgebäude Novy Peterhof.
Denkmal (Marmor) v. Mark Matweevitsch Antokolʹskij (1842–1902), 1887, Halle des Stieglitz-Museums für dekorative und angewandte Kunst, St. Petersburg.
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Autor/in
→Wolfgang Sartor (Traben-Trarbach)
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Zitierweise
Sartor, Wolfgang, „Stieglitz, Alexander Baron von“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119485745.html#dbocontent