Leu, Hans
- Lebensdaten
- um 1490 – 1531
- Geburtsort
- Zürich
- Sterbeort
- bei Zürich
- Beruf/Funktion
- Maler ; Zeichner
- Konfession
- keine Angabe
- Normdaten
- GND: 119480573 | OGND | VIAF: 3281663
- Namensvarianten
-
- Leu, Hans der Jüngere
- Leu, Hans
- Leu, Hans der Jüngere
- Leu, Hans, der Jüngere, Künstler
- Leu, Hans, le Jeune, Artiste
- Leu, Hans, the Younger, Artist
- Leu, Hans, der Jüngere, Cünstler
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Leu, Hans
Maler, * um 1490 Zürich, ⚔ 24.10.1531 bei Zürich.
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Genealogie
V →Hans d. Ä. (um 1460–1507), Maler in Z., ihm werden 2 Ansichten d. Stadt Zürich zugeschrieben, er erhielt viele Aufträge zum Großmünster (s. ThB);
M N. N.;
⚭ 1) N. N., 2) N. N. -
Biographie
L. trat 1513 mit ersten Arbeiten hervor und war vermutlich von seinem Vater als Maler ausgebildet worden. Auf der Wanderschaft hatte er offenbar bei Dürer in Nürnberg und bei Baidung Grien in Freiburg gelernt. Zusammen mit der Mutter führte er wahrscheinlich das Unternehmen des Vaters weiter. L. hat seine Arbeiten nach dem Vorbild Schongauers und Dürers fast immer mit seinen Initialen und der Jahreszahl bezeichnet. Neben den nur mehr in Teilstücken erhaltenen Malereien gibt es von ihm als zeitgemäße Neuheit etwa 30 ohne Auftrag entstandene freie Handzeichnungen. Woher ihm die Anregung dazu gekommen ist, ist unbekannt. In diesen Zeichnungen dominiert, wie bei den Hintergründen seiner Gemälde, vor allem die Landschaft, während den Figuren sichtlich weniger Wert zugemessen wird. Oft kommt die Landschaft bei L. auch ganz ohne Figuren aus. Auf die Landschaftsblätter gründet sich in der Hauptsache die Wertschätzung L.s durch die Nachwelt. Er gilt als der erste Künstler, der die urtümliche Wildheit der Voralpenwelt zum Ausdruck gebracht und den Reiz der fernen Berge mit ihren Schneehalden und steilen Konturen festgehalten hat.
1515 wird L. von der Stadtbehörde zu einem Kriegszug nach Mailand aufgeboten. 1516 sind als freie Arbeiten einige Holzschnitte entstanden. Diese Jahre scheinen für L. eine glückliche Schaffenszeit gewesen zu sein. Er befand sich allerdings damals in materiellen Schwierigkeiten, weshalb er nach dem ital. Feldzug ohne Erlaubnis der Zürcher Behörden als Söldner dem Herzog von Württemberg diente. Damit lud er sich Ungnade und Strafe der Behörden auf, was aber nicht verhinderte, daß er bei einem Empfang Dürers in Zürich in Begleitung einer Nürnberger Gesandtschaft 1519 auch dabei war. Dies geht aus einem Brief auf der Rückseite des Blattes mit dem Affentanz hervor, das Dürer für den Propst Felix Frey gezeichnet hatte. In dem Brief grüßt Dürer „Zwingli, L. und die anderen mir günstigen Herren“.
Mit der Reformation war durch das Ausbleiben kirchlicher Aufträge L.s materielle Basis vernichtet. Daß er daher auf der Seite der altgläubigen Gegner Zwinglis stand, ist verständlich. Dennoch erhielt er von der Obrigkeit den Auftrag, eine Rechentafel zu erstellen, ein tischartiges Instrument zur Erleichterung der Umrechnung der vielen Währungssorten. Wegen seiner Söldnerdienste wurde L. zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. 1531 bot die Stadt Zürich die waffenfähigen Männer zur Abwehr eines Angriffes der Altgläubigen auf. L., der in der Vorhut kämpfte, wurde dabei erstochen.
Der künstlerische Nachlaß L.s zerstreute sich rasch. Einige Jahrzehnte nach seinem Tod bemühte sich der Basler Jurist und Sammler →Basilius Amerbach, den Nachlaß L.s an sich zu ziehen. Der damals in Zürich mit dem Nachlaß befaßte Agent hatte indessen keine klare Vorstellung mehr von dessen Kunst, so daß zu einigen Hauptstücken von L.s Basler Kollektion eine Reihe von fremden Zeichnungen und Gemälden hinzugefügt wurden. Erst nach Eliminierung der fremden Zutaten konnte eine neue Vorstellung von L.s Werk entwickelt werden, die jedoch bis heute noch nicht zu einer endgültigen Beurteilung geführt hat. Von den spätgotischen Künstlern der Schweiz ist L. einer der bedeutendsten gewesen, herausragend weniger durch seine Tafelbilder und Scheibenrisse als durch seine Landschaftszeichnungen.
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Werke
Gemälde: Kreuztragung Christi (Zürich, Schweizer. Landesmus.);
2 Altarflügel (ebd.);
Gefangennahme Christi (Basel, Kunstmus.);
Orpheus mit Tieren (ebd.). -
Wandgemälde: Martyrium e. Heiligen (Zürich, Schweizer. Landesmus.). - Zeichnungen:
Landschaft, 1513 (Zürich, Kunsthaus);
Tischgesellschaft im Freien, 1514 (Wien, Albertina);
Der Tod u. d. Mädchen, 1525 (ebd.);
Waldinneres, um 1514 (Leningrad, Eremitage);
Landschaft, um 1516 (Nürnberg, German. Nat.mus.);
Hl. Sebastian, 1517 (ebd.);
Komponierte Landschaft, um 1516 (Basel, Kunstmus.);
Maria sitzend in Landschaft, 1517 (ebd.);
Einzug Christi In Jerusalem, 1517 (Berlin, Kupf.-kab.);
Venus in Landschaft, 1517 (Erlangen, Univ.);
Hl. Familie in Landschaft v. Engeln bewirtet, 1521 (ebd.);
Hl. Familie in Landschaft, 1517 (Rotterdam, Mus. van Beuningen-Boymans);
Hl. Familie in Landschaft (verschollen);
Hl. Hieronymus in Landschaft, 1519 (Oxford, Ashmolean-Mus.);
Loth u. s. Töchter, 1526 (Zürich, Schweizer. Landesmus.). -
Holzschnitte: Maria mit Kind in Landschaft, 1516;
Hl. Georg mit d. Drachen, um 1516. -
Literatur
P. Ganz, Zürcher Taschenbuch, 1901, S. 154;
ders., ebd., 1902, S. 187;
W. Hugelshofer, Das Werk d. Zürcher Malers H. L., in: Anz. f. Schweizer. Altertumskde. 1923/24;
ders., Die Meisterzeichnung, Schweizer Handzeichnungen, 1928;
ders., Schweizer Zeichnungen, 1969, Taf. 33-39;
ThB (W-Verz.). -
Autor/in
Walter Hugelshofer -
Zitierweise
Hugelshofer, Walter, "Leu, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 362-363 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119480573.html#ndbcontent