Harnier, Adolf von
- Dates of Life
- 1903 – 1945
- Place of birth
- München
- Place of death
- Straubing
- Occupation
- Jurist ; Widerstandskämpfer ; Märtyrer ; Rechtsanwalt ; Widerstandskämpfer
- Religious Denomination
- evangelisch-reformiert, seit 1934 römisch-katholisch
- Authority Data
- GND: 119382083 | OGND | VIAF: 25411450
- Alternate Names
-
- Harnier, Adolf Freiherr von (seit 1917)
- Harnier, Johann Adolf Hermann Ernst von
- Harnier, Adolf von
- Harnier, Adolf Freiherr von (seit 1917)
- harnier, adolf freiherr von
- Harnier, Johann Adolf Hermann Ernst von
- Harnier Frh. v. Regendorf, Johann Adolf v.
- Harnier von Regendorf, Adolf, Freiherr
- Harnier von Regendorf, Johann Adolf Hermann Ernst, Freiherr
- Harnier, Adolf, Freiherr von Regendorf
- Harnier, Johann Adolf Hermann Ernst von, Freiherr von Regendorf
- Harnier, Johann Adolf von
- Harnier, Johann Adolf von, Frh. von Regendorf
- Harnier, Adolf, Freiherr von Regendorph
- Harnier, Johann Adolf Hermann Ernst von, Freiherr von Regendorph
- Harnier, Johann Adolf von, Frh. von Regendorph
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Harnier, Johann Adolf Hermann Ernst von (1917 Freiherr von Regendorf)
1903 – 1945
Jurist, Widerstandskämpfer
Als überzeugter Christ und Gegner der NS-Ideologie schloss sich Adolf Freiherr von Harnier 1937 einem monarchistischen Widerstandskreis in München an und übernahm in ihm die Führungsrolle. 1939 inhaftiert und später zu einer Haftstrafe verurteilt, starb er am Tag seiner Befreiung aus dem Zuchthaus.
Dates of Life
Geboren am 14. April 1903 in München Gestorben am 12. Mai 1945 in Straubing Grabstätte Friedhof in Straubing Konfession evangelisch-reformiert, seit 1934 römisch-katholisch -
Author
→Dieter J. Weiß (München)
-
Citation
Weiß, Dieter J., „Harnier, Adolf von“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119382083.html#dbocontent
Ursprünglich aus einer Frankfurter Hugenottenfamilie stammend, besuchte Harnier Volksschule und Gymnasium in München und Regensburg, wo er 1922 das Abitur erhielt. Die Erfahrungen der Novemberrevolution und Münchner Räteherrschaft 1918/19 festigten seine Überzeugung von der Illegitimität der Weimarer Republik, der Notwendigkeit einer Rückkehr zur Monarchie und der christlichen Gehorsamspflicht gegenüber dem Staat. Sein Jurastudium in Göttingen, Würzburg und München schloss Harnier 1929 mit der Universitäts- und 1932 mit der Staatsprüfung ab. 1931 wurde er an der Universität Erlangen bei August Köhler (1868–1939) mit der staats- und völkerrechtlichen Studie „Die Stellung Ägyptens seit 1922“ zum Dr. iur. promoviert.
Harnier wurde 1925 Mitglied des Bayerischen Heimat- und Königsbunds und war seit 1931 Mitarbeiter von Landesleiter Enoch Freiherr zu Guttenberg (1893–1940). Als Christ, Monarchist und Anhänger des Königshauses Wittelsbach lehnte er den Nationalsozialismus und seine Ideologie ab. Nach seiner Zulassung 1933 arbeitete er, ohne der NSDAP oder einem ihrer Verbände beizutreten, als freier Rechtsanwalt in München, zog sich aber noch im selben Jahr nach Regendorf nördlich von Regensburg zurück, um sich der Verwaltung des Familienguts zu widmen.
1934 konvertierte Harnier zum Katholizismus, was seine Gegnerschaft zum Nationalsozialismus verstärkte, ihm aber auch das Unverständnis seiner Familie brachte. Seit Dezember 1936 wirkte er erneut als Anwalt in München, wobei er besonders politisch Verfolgte des NS-Regimes vertrat. Seit Ende 1938 konzentrierte er sich aufgrund der Erfahrung der Judenverfolgung etwa in der Reichspogromnacht auf die Vertretung jüdischer Klienten. Dazu zählten Mitglieder der Familien Aufhäuser, Bernheimer, Uhlfelder und Baron von Hirsch.
In München trat Harnier in Kontakt zu dem monarchistischen Widerstandskreis um Margarete Freiin von Stengel (1898–1981), dem erst er durch seine Vorträge politisches Gewicht verlieh. Als Kritiker des „kleindeutschen“ Bismarck-Reichs von 1871 befürwortete er ein enges Zusammenwirken Bayerns und Österreichs. In dem später von dem US-amerikanischen Historiker James Donohoe nach ihm benannten „Harnier-Kreis“ sammelten sich seit 1936 Gegner des NS-Regimes zum freien Gedankenaustausch und der Konzeption einer politischen Auffangorganisation für die Zeit nach dem erhofften Ende des „Dritten Reichs“. Monarchistisches Gedankengut und die päpstliche Soziallehre bestimmten die Überzeugungen dieses Kreises. Flugblätter mit Angriffen auf NS-Funktionäre wurden entworfen und ein Organisationsnetz in Oberbayern, Schwaben und Niederbayern aufgebaut.
Bereits seit 1936 durch den Spitzel Max Troll (1902–1972) informiert, verhaftete die Gestapo im August 1939 Harnier und rund 150 seiner Gesinnungsgenossen, von denen die meisten ab Weihnachten 1939 wieder freigelassen wurden. Harnier wurde im Juni 1944 mit acht weiteren Gefangenen vor dem 6. Senat des Volksgerichtshofs im Münchner Justizpalast angeklagt und zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 12. Mai 1945 von US-amerikanischen Einheiten aus dem Zuchthaus Straubing befreit, starb er noch am selben Tag an Fleckfieber.
1947 | Harnierplatz, München |
Nachlass:
Familienbesitz.
Weitere Archivmaterialien:
Staatsarchiv München, Bestand Gestapo 56 u. 57. („Monarchistische Bewegung“, v. a. Bericht „Die illegale monarchistische Bewegung in Bayern“, Oktober 1939)
Gedruckte Quellen:
James Donohoe, Hitler’s Conservative Opponents in Bavaria 1930–1945. A Study of Catholic, Monarchist, and Separatist Anti-Nazi Activities, 1961, Appendix H, S. 281–311. (Verteidigungsschrift Harniers v. 5.5.1944 vor dem Volksgerichtshof)
Die Stellung Ägyptens seit 1922, 1931. (Diss. iur.)
Heike Bretschneider, Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in München 1933 bis 1945, 1968, S. 133–153.
Christina M. Förster, Der Harnier-Kreis. Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Bayern, 1996. (P)
Norbert Haase, Art. „Harnier, Adolf Freiherr von“, in: Peter Steinbach/Johannes Tuchel (Hg.), Lexikon des Widerstandes 1933–1945, 2. überarb. u. erw. Aufl. 1998, S. 87.
Marion Detjen, Adolf Freiherr von Harnier (1903–1945), in: Karl-Joseph Hummel (Hg.), Zeugen einer besseren Welt. Christliche Märtyrer des 20. Jahrhunderts, 2000, S. 384–401.
Louis Freiherr von Harnier, Adolf Freiherr von Harnier. Ein Lebensbild, in: Thomas A. H. Schöck (Hg.), Aberkennung der Doktorwürde an der Universität Erlangen in der Zeit des Nationalsozialismus, 2010, S. 43–49.
Dieter J. Weiß, „In Treue fest“. Die Geschichte des Bayerischen Heimat- und Königsbundes und des Bayernbundes 1921–2011, in: Adolf Dinglreiter/Dieter J. Weiß (Hg.), Gott mit dir du Land der Bayern, hg. zum 90-jährigen Bestehen des Bayernbundes e. V., 2011, S. 11–66, bes. S. 32–37.
Georg Schwaiger/Peter Pfister, Dr. Adolf Freiherr von Harnier, in: Helmut Moll (Hg.), Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 1, 62015, S. 489–491.
Dieter J. Weiß, Art. „Harnier-Kreis“, in: Historisches Lexikon Bayerns, 2019. (Onlineressource)
Fotografie, ca. 1933, Abbildung in: Christina M. Förster, Der Harnier-Kreis. Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Bayern, 1996, S. 183.