Paminger, Leonhard
- Lebensdaten
- 1495 – 1567
- Geburtsort
- Aschach (Oberösterreich)
- Sterbeort
- Passau
- Beruf/Funktion
- geistlicher Liederdichter ; Kirchenmusiker ; Schriftsteller ; Übersetzer ; Komponist
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 119368323 | OGND | VIAF: 10113471
- Namensvarianten
-
- Paeminger, Leonhard
- Päminger, Leonhard
- Panninger, Leonhard
- Paeminger, Leonhard
- Paming, Leonhard
- Bamminger, Leonhard
- Paminger, Leonhard
- Paeminger, Leonhard
- Päminger, Leonhard
- Panninger, Leonhard
- Paming, Leonhard
- Bamminger, Leonhard
- Bammingerus, Leonhard
- Paeminger, Leonhart
- Pamigerus, Leonhard
- Paming, Leonhardus
- Paminger, Leonhart
- Pammigerus, Leonhardus
- Päminger, Leonhard
Vernetzte Angebote
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Thesaurus des Consortium of European Research Libraries (CERL)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Personen in Bavarikon [2013-]
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16)
- * musiconn - Für vernetzte Musikwissenschaft
- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
- * Internationales Quellenlexikon der Musik (RISM)
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Paminger (Päminger, Panninger), Leonhard
Kirchenmusiker, Schriftsteller und Übersetzer, * 29.3.1495 Aschach (Oberösterreich), † 3.5.1567 Passau. (katholisch)
-
Genealogie
V Andreas, Ratsherr zu A., im Dienst d. Grafen v. Schaumburg;
M N. N.;
⚭ 1) 1518 Agnes N. N. († 1557), 2) 1562 Barbara († 1564), Wwe d. N. N.;
3 S, 4 T (früh †) aus 1), →Balthasar (um 1523–46), →Sophonias (1526–1603, s. ADB 25 unter Paeminger), Sigismund (1539–71), alle Komp. -
Biographie
Über P.s Leben ist bisher nur bekannt, was von seinen Söhnen und durch eine Beschreibung aus der Mitte des 18. Jh. belichtet wird. Als Zehnjähriger kam er nach Wien, wo er nach ärmlicher Schulzeit am Chor von St. Stephan angestellt wurde. Später schätzte man ihn wegen seiner tiefen Baßstimme und seinen großen Fähigkeiten im Harfen-, Lauten- und Flötenspiel. Fließend Latein und Griechisch sprechend, erlernte P. den Tonsatz autodidaktisch. Nach kurzen Aufenthalten in Aschach und Salzburg setzte er seit 1513 seine Ausbildung bei angesehenen Lehrern in Wien fort. Um 1517 kam er, wohl als Schulgehilfe, an das Augustinerchorherrenstift St. Nikola in Passau¶; seit etwa 1529 bis zu seinem Tod wirkte er dort als Rektor.
Einflüsse der Reformation beschäftigten auch in Passau weite Kreise der Bevölkerung. P., der der neuen Lehre aufgeschlossen gegenüberstand, beteiligte sich engagiert an der Diskussion. →Martin Luther sandte ihm seinen Kommentar zum Galaterbrief des hl. Paulus mit einer persönlichen Widmung: „Suo Leonhardo Paminger, fideli austitutori pueritiae Christianae et musico inter primos laudabili“. Zwei mit lat.-griech. Anweisungen und Rätseln durchsetzte Kompositionen widmete der Humanist P. Philipp Melanchthon. Im Zuge der Gegenreformation gelangte man in St. Nikola bald wieder zum alten, nun|durch das Konzil von Trient verbindlich definierten Glauben. Genauere Nachrichten über P. aus dieser Zeit fehlen; jedoch stieg er um die Mitte des 16. Jh. im Konvent zum weltlichen Sekretär des Propstes auf.
Neben theol. Traktaten und Übersetzungen antiker Komödien für den Schulbetrieb schuf P. vor allem kompositorische Werke, von denen ein Teil verschollen ist. Etwa 700 geistliche Opera wurden nach seinem Tod von seinen Söhnen unter dem Titel „Cantiones ecclesiasticae“ herausgegeben. Darin sind u. a. mehrstimmige Antiphonen, Evangelienvertonungen, Responsorien, Hymnen und Motetten nach Abfolge des Kirchenjahres begriffen, einschließlich der Vertonung des fast vollständigen Psalters. P.s Motetten lassen einerseits traditionelle Stilmerkmale nach dem Vorbild Josquins als auch fortschrittliche Elemente in Hymnen, Antiphonen und Propriumsgesängen erkennen. Dies gilt nicht nur gattungsmäßig, sondern vielmehr in neuer cantus-firmus-Gesinnung, zu welcher eine Vorliebe für das Formprinzip des Kanons tritt. So ergeben sich eine kunstvolle Verschmelzung von Stilprinzipien. Auch die – nur spärlich überlieferten – volkssprachlichen Lieder P.s zeigen in meisterlicher Satztechnik die Verbindung des deutschen Tenorliedes mit niederländ. Musik.
-
Werke
Kurzer Ber. von den Korruptelen u. Irrthumen, die gegenwertigkeit d. wahren Leibs u. Bluts Jesu im hl. Abendmal belangend, 1657;
Dialogus od. Gesprech e. Christen mit e. Widertauffer…, 1567. – Drucke: Primus Toraus ecclesiasticarum cantionum 4, 5, 6 et plurimum vocura, 1573, Secundus, 1573, Tertius, 1576, Quartus, 1580 u. 1582. – Die ungedr. gebliebenen Kompositionen großteils verschollen. – W-Verz. b. K. Weinmann u. I. Roth (s. L). – Ausgg.: Pater noster, 4-st., in K. Proske, Musica divina 1. IV, 1863;
Das erst Feur bewaren, 4-st., in: R. Eitner, Das dt. Lied d. XV. u. XVI. Jh. 1, 1876;
Liepmannsohn, Beil. zu Mhh. f. Musikgesch. VIII;
Ach Gott, straf mich nit im Zoren dein, 4-st., in: Publ. d. Ges. f. Musikforsch., hg. v. R. Eitner, Jg. 1, Bd. 2;
Maria Magdalena et altera Maria, 2-5st., hg. v. H. J. Moser, 1931;
Weihnachtsmotette: Exiit edictum a Caesare Augusto, 5-st., hg. v. H. Zirnbauer, 1936;
Wir glauben all an einen Gott, 3-st., in: Hdb. d. dt. ev. Kirchenmusik 12, 1942;
Quodlibet Resonet in laudibus, in: Antiqua Chorbuch, 1. H., 1. 1951;
H.-W. Schmitz, L. P. 1495-1567, Ausgew. Werke 1, 1995. -
Literatur
ADB 25 (unter Päminger);
Ph. A. Christfelsius (Hg.), B. Caroli Christiani Hirschii de vita Pamingerorum commentarius, 1764;
I. Roth, L. P., Ein Btr. z. Dt. Musikgesch. d. 16. Jh., Diss. 1935 (mit älterer L);
K. G. Feilerer, Verz. d. kirchenmusikal. Werke d. Santinischen Slg. (VI) in: Kirchenmusikal. Jb. 31-33, 1936-38, 1939, S. 102;
W. Schulze, Die mehrstimmige Messe im frühprot. Gottesdienst, 1940, S. 68 ff.;
H. Albrecht, Zwei Qu. z. dt. Musikgesch. d. Ref.zeit, in: Musikforsch. 1, 1948, S. 253 ff.;
L. Finscher, Eine wenig beachtete Qu. zu J. Walters Passions-Turbae, ebd. 11, 1958, S. 192 ff.;
H. Gürsching, in: Zs. f. bayer. KGesch. 19, 1950, S. 122 f.;
H.-J. Moser, Die ev. Kirchenmusik in Dtld., 1951, S. 78 ff.;
H. Jauernig, Ergg. u. Berichtigungen zu Eitners Qu.lex., ebd. VI, 1953, S. 251 ff.;
M. Tremmel, Kl. Besonderheiten d. Passauer Musikgesch., in: Ostbair. Grenzmarken 1, 1957, S. 81 f.;
ders., in: Heimatglocken 19, 1967, Nr. 8, S. 1 f.;
E. Krems, Passaus Musikkultur v. d. Anfängen bis z. Aufhebung d. geistl. Fürstentums 1803, in: Ostbair. Grenzmarken 4, 1960, S. 155-69;
P. Lechl, Biogr. Notizen zu L. P., Ein Btr. z. Musikgesch. d. Stadt Passau, ebd. 23, 1981, S. 123-32;
H.-W. Schmitz, L. P. (1495-1567), ebd. 40, 1998, S. 91-113, ders., Die Kirchenmusik z. Zeit d. Fürstbfe. …, in: Passauer Musikgesch., 1999, S. 539-618;
Grove 5/1954;
MGG (P);
Riemann mit Erg.bd.;
New Grove;
RISM 1. -
Porträts
Holzschnitt, anonym, in: Epitaphia Leonarti Pamingeri…, 1568 (Erlangen, Univ.bibl.);
weitere Holzschn. in: „Cantiones ecclesiasticae“, I-IV, 1573-80, Abb. in MGG. -
Autor/in
Fritz Markmiller -
Zitierweise
Markmiller, Fritz, "Paminger, Leonhard" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 26-27 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119368323.html#ndbcontent
-
Päminger, Leonhard
-
Biographie
Päminger: Leonhard P., lateinisch Paminger, sonst auch Bamminger, Paming und sogar Panniger genannt, wurde am Sonntag Lätare (den 29. März) 1495 zu Aschach (Aschau) an der Donau (zwischen Passau und Linz) geboren, wo sein Vater Andreas P. Senator war. Er zog im J. 1513 zu seiner weiteren Ausbildung nach Wien und hat dann vom Ende des Jahres 1516 an in Passau gelebt. Hier verwaltete er ein Schulamt und hatte dabei wahrscheinlich eine Schreiberstelle oder dgl. (totius vitae curriculum in functions Scholastica et Tabellionatus officio .... trivit); bei seinem Tode wird er Secretär zu St. Nicolai (ad D. Nicolaum Secretarius) genannt. P. war zweimal verheirathet; aus seiner ersten Ehe überlebten ihn zwei Söhne, Sophonias (s. u.) und Sigismund († 1571). Nach dreiwöchentlicher Krankheit starb er am 3. Mai 1567 in seinem 73. Lebensjahre. P. scheint sich früh der Reformation angeschlossen und dann sein Leben in steten Kämpfen für dieselbe zugebracht zu haben. Mit Luther, Melanchthon, Veit Dietrich und anderen Männern der Reformation hat er nach dem Zeugnisse seines Sohnes in Briefwechsel gestanden; als Dichter geistlicher Lieder und vor allem als tüchtiger Tonscher ist er dann in weiteren Kreisen, namentlich nach seinem Tode, bekannt geworden. Zu seinen Lebzeiten scheint außer einer Reihe 4- und mehrstimmiger Sätze über deutsche und lateinische geistliche Lieder in den Sammelwerken von Ott (1537. 1544), Petrejus (1538. 1542), Schmeltzel (1544), Montanus und Neuber (1553. 1559) und Forster (1559) wenig von ihm gedruckt zu sein; bei einem Liede, das etwa im J. 1540 zu Augsburg gedruckt ist, und das Wackernagel (Bibliographie S. 169, Kirchenlied IV, S. 93), ihm zuschreibt. „Hier ruh ich in dem Staub der Erd“, bleibt es doch fraglich, ob die Initialen L. P. auf unsern P. zu beziehen sind. Dagegen haben nach seinem Tode seine Söhne, besonders der ältere, der seinen Bruder überlebte, vieles aus seinem Nachlaß drucken lassen. Schon im Todesjahre des Vaters gaben sie mehrere Schriften von ihm heraus, u. a. einen Bericht über die Irrthümer, die in der Lehre vom Abendmal eingerissen, ferner ein Gespräch eines Christen mit einem Wiedertäufer (in Reimen) u. s. f.; in der Vorrede zu der letztgenannten Schrift sagen sie, daß sie im Nachlaß ihres Vaters acht Bände lateinischer und deutscher auserlesener guter und geistlicher Gesänge mit 4. 5, 6 und mehr Stimmen von|ihm selbst componirt (für seine contrapunctische Kunst zeugt ein „O profunditatem“ zu 16 Stimmen mit dem „Deo gratias“ zu 36 Stimmen, gedruckt in den Cantiones triginta sel ... per Clementem Stephani Buchaviensem, Nürnberg b. Ulr. Neuber 1568), außerdem dreizehn oder vierzehn geistliche und weltliche Comödien (es sind Uebersetzungen von Plautus, Terenz, Macropedius u. a.) gefunden hätten, daß aber die Herausgabe dieser Werke ihr Vermögen überstiege. Nach Jahren haben sie doch noch manches drucken lassen; so erschienen vor allem seine „Cantiones ecclesiasticae“ für 4 bis 6 Stimmen in 4 Theilen, Nürnberg 1573—1580, sodann im J. 1587 ebenda „Poematum libri duo“ und einiges andere. Hingegen ist eine als „Bibelwerk“ bezeichnete größere Arbeit, die schon Leonhard P. herausgeben wollte, und um deren Drucklegung sich dann sein Sohn Sophonias vielfach bemühte, nie erschienen, obschon der Druck, wie es scheint, schon begonnen hatte; es wird sich schwerlich noch ausmachen lassen, welcher Art dieses Werk gewesen ist.
-
Literatur
Walther. Musikalisches Lexicon, S. 460.— Theophili Sinceri neue Sammlung von lauter alten und raren Büchern, 1733, S. 336 ff. —
Dunkel, historisch-critische Nachrichten, I (1753), S. 693.— Gerber, Lexicon der Tonkünstler II (1792), S. 74. — Rotermund zum Jöcher V, Sp. 1472. —
Kobolt, Ergänzungen zum Baierischen Gelehrten-Lexikon, 1824, S. 222 f. —
Wackernagel, Bibliographie. S. 169.— Derselbe, Das deutsche Kirchenlied, I, S. 471—473; IV, S. 93 f. — Goedeke, Grundriß, 2. Aufl., S. 185, (111 u. 295 f.). —
Caecilia, Zeitschr. (v. Dehn) 26. Bd. S. 199. — Ambros III, 395.— Eitner, Bibliogr. der Musiksammelwerke, 1877, S. 771 f. -
Autor/in
l. u. -
Zitierweise
l. u., "Paminger, Leonhard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 25 (1887), S. 114-115 unter Päminger [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119368323.html#adbcontent