Gurlitt, Ludwig
- Dates of Life
- 1855 – 1931
- Place of birth
- Wien
- Place of death
- Freudenstadt
- Occupation
- Reformpädagoge ; Lehrer ; Pädagoge ; Schriftsteller ; Klassischer Philologe
- Religious Denomination
- andere
- Authority Data
- GND: 119178737 | OGND | VIAF: 74657341
- Alternate Names
-
- Gurlitt, Georg Remi Ernst Ludwig
- Gurlitt, Ludwig
- Gurlitt, Georg Remi Ernst Ludwig
- Gurlitt, Ldw.
- Gurlitt, Ljudvig
- Gurlitt, Ludovicus
Linked Services
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- correspSearch - Verzeichnisse von Briefeditionen durchsuchen [2014-]
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
- * Ernst Haeckel Online Briefedition
- * Forschungsdatenbank so:fie Personen
- Personenliste "Simplicissimus" 1896 bis 1944 (Online-Edition)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Landeskunde Entdecken Online - Baden-Württemberg (LEO-BW) [2015-]
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
- Sächsische Bibliographie
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
- Personen im Wien Geschichte Wiki [2012-]
Relations
Genealogical Section (NDB)
Life description (NDB)
Places
Map Icons
![Marker Geburtsort](/img/marker-geburtsort.png)
![Marker Wirkungsort](/img/marker-wirkungsort.png)
![Marker Sterbeort](/img/marker-sterbeort.png)
![Marker Begräbnisort](/img/marker-grabort.png)
Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.
-
Gurlitt, Georg Remi Ernst Ludwig
Reformpädagoge, * 31.5.1855 Wien, † 12.7.1931 Freudenstadt. (Dissident)
-
Genealogy
V →Louis (s. 5);
Ov →Cornelius (s. 1);
B →Cornelius (s. 2), →Fritz (s. 3); | ⚭ 1890 Helene (* 1863), T d. Porträtmalers →Franz Schrotzberg (1811–89, s. ThB) u. d. Eleonore Stohl;
3 S. -
Biography
Nach altphilologischem Universitätsstudium in Göttingen und Berlin war G. als Gymnasiallehrer in Hamburg und Berlin tätig, zuletzt in Berlin-Steglitz. Hier erwuchs aus seiner Klasse und seinen Schülern die Wandervogel-Bewegung. Seit 1902 vertrat er radikale Reformtendenzen, die 1907 seinen frühzeitigen Ruhestand veranlaßten. Zur Verwirklichung und Verbreitung seiner Reformpläne begründete er mehrere kurzlebige Erziehungsheime.
In unmittelbarer Nachfolge von →Max Stirner und Ellen Key lehrte G. in Mißdeutung der Vernunft-Autonomie Kants einen absoluten Individualitäts- und Menschheitskult. Nach ihm ist das Individuum an sich, als „Naturprodukt“ heilig, unantastbar souverän. Wegen der vollkommenen „Hoheit des Kindes“ erklärte er es als das „größte Verbrechen“, die freie, das heißt naturgegebene Entwicklung des Kindes irgendwie, etwa durch sittliche oder gar religiöse Forderungen, einschränken und lenken zu wollen. Aus dem gleichen Grund bestritt er Recht und Möglichkeit eines allgemein gültigen Erziehungszieles, insbesondere lehnte er das Existenz- und Wirkungsrecht der christlichen Erziehung ab.
Angeregt durch →Julius Langbehn (Rembrandt als Erzieher) und vor allem durch →Paul de Lagarde (Deutsche Schriften) verband er seine extreme Individualitätspädagogik mit betont nationaldeutschen Ergießungen linksliberalistischer Art aus der Nachzeit der Reichsgründung. Ziel sollte sein „der körperlich und geistig gesunde, starke, freie, zuchtvolle und heitere Deutsche“. Als ideales Leitbild hierfür galt G. die „gesunde, natürliche“ englische Erziehung.
Philosophisch-weltanschaulich erscheint G. als leidenschaftlicher Verfechter des einseitig materialistisch-biologischen Naturalismus am Ausgang des 19. Jahrhunderts. In der pädagogischen Theorie vollzog er die äußerste Konsequenz in dem Bestreben, die Pädagogik von den Geisteswissenschaften zu trennen und rein als naturwissenschaftliche Disziplin zu betreiben. Didaktisch führte er die Pädagogik „vom Kinde aus“ ad absurdum im Sinne eines letztentwickelten didaktischen Rousseauismus. Obwohl in der Reformperiode viel gelesen und diskutiert, hat G. die Weiterentwicklung der pädagogischen Theorie kaum beeinflußt, wohl aber dient sein Schrifttum bis heute als Arsenal für antibürgerliche, antikapitalistische und antireligiöse Bestrebungen.
-
Works
Der Deutsche u. s. Vaterland, 1902, ⁸1909;
Der Deutsche u. s. Schule, 1905, ⁸1912;
Pflege u. Entwicklung d. Persönlichkeit, 1905;
Erziehung z. Mannhaftigkeit, 1906, ⁷1923;
Schule u. Gegenwartskunst, 1907;
Schülerselbstmorde, 1908;
Pflege d. Heimatsinnes, 1909;
Die Erziehungslehre, 1909, *1925;
Selbstdarst. in: E. Hahn, Die Päd. d. Gegenwart in Selbstdarst. II, 1927 (P). -
Literature
G.s Päd., in: W. Münch, Zukunftspäd., ³1913;
K. Kesseler, Päd. Charakterköpfe, ⁵1929;
- aus d. zahlr. päd. Abhh. bes.:
F. Rommel, G. als Erzieher, in: Päd. Archiv, 1912, S. 208 ff.;
M. Lechner, Das Problem d. Persönlichkeit in d. Päd. G.s, in: Pharus 1, 1912, S. 481 ff.;
M. Lechner, G.s Stellung z. Schulreform, ebd. 2, 1912, S. 193 ff.;
Lex. d. Päd. II, 1953. -
Author
Heinrich Kautz -
Citation
Kautz, Heinrich, "Gurlitt, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 330 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119178737.html#ndbcontent