Schreiner, Helmuth
- Lebensdaten
- 1893 – 1962
- Geburtsort
- Dillenburg (Nassau)
- Sterbeort
- Münster
- Beruf/Funktion
- evangelischer Theologe ; Hochschullehrer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118761706 | OGND | VIAF: 5726696
- Namensvarianten
-
- Schreiner, Helmuth
- Schreiner, H.
- Schreiner, Helmut
- Schreiner, Helmuth Moritz
Vernetzte Angebote
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- Nordrhein-Westfälische Bibliographie (NWBib)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Index Theologicus (IxTheo)
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Schreiner, Helmuth Moritz
evangelischer Theologe, * 2.3.1893 Dillenburg (Nassau), † 28.4.1962 Münster, ⚰ Münster, Zentralfriedhof.
-
Genealogie
V →Ferdinand (1860–1941), Seminaroberlehrer in D.;
M Dorothea Klingelhöffer (1863–1951);
⚭ 1921 →Anna (1899–1990), Sportlehrerin, T d. Heinrich Palmer (1864–1945) u. d. Marie Sellschopp (1871–1953);
4 S u. a. →Baldung (* 1924), Reg.angest. im Bundespatentamt in München, →Lothar (* 1925), Prof. f. Missions- u. Rel.wiss. an d. Univ. Wuppertal (s. Kürschner. Gel.-Kal. 2005), →Ludwig (1928–84), Min.rat, Hauptkonservator im Niedersächs. Ministerium f. Wiss. u. Kunst. -
Biographie
Nach dem Abitur in Dillenburg studierte S. seit 1911 Theologie und Philosophie in Halle, Berlin und Bonn. 1914 legte er das Erste Theol. Examen ab und nahm als Freiwilliger am 1. Weltkrieg teil. Nach längerer Kriegsgefangenschaft studierte er seit 1919 Philosophie in Erlangen, bestand hier 1920 das Zweite Theol. Examen und wurde 1921 bei →Paul Hensel (1860–1930) mit einer religionsphilosophischen Studie zum Dr. phil. promoviert Als Pfarrer und Leiter der Stadtmission in Hamburg (Ordination 1921) veranstaltete S. seit Herbst 1922 „Weltanschauungswochen“ zur kritischen Diskussion politischer Fragen. Diese Arbeit mündete in die von →Friedrich Brunstäd (1883–1944) betreute Rostocker Dissertation über „Aufgabe und Methode einer praktischen Apologetik“ (1926), in der S. Sprache, Theorie und Praxis einer neuen prot. Apologetik im Licht des konservativen Luthertums reflektierte. Als Vorsteher des Johannesstifts der Inneren Mission in Berlin-Spandau seit 1926 kritisierte der publizistisch engagierte S. von jungkonservativem Standpunkt aus die moderne säkularisierte Gesellschaft und setzte sich mit der völkischen Bewegung auseinander (Der Nationalsozialismus vor d. Gottesfrage, 1931). Hier, wie auch später, zeigte S. partielle Sympathien für politische Ziele des Nationalsozialismus. Dessen quasireligiöse Blut- und Bodenideologie, die er allein auf →Alfred Rosenberg (1893–1946) zurückführte, lehnte er jedoch ab.
1931 wurde S. als Ordinarius für Praktische Theologie an die Univ. Rostock berufen, wo er sich v. a. mit der Predigt befaßte, die für ihn nicht nur Kanzelrede war, sondern sich auch im diakonischen Handeln der Kirche manifestierte (Die Verkündigung d. Wortes Gottes, 1936, ⁵1949). Im Mai 1933 gehörte er zu den Mitbegründern der „Jungreformatorischen Bewegung“, die das NS-Regime begrüßten, aber eine Kirchenreform frei von politischen Einflüssen anstrebten. Ende 1937 wurde S., der aufgrund seiner Kontakte zum Lutherrat Distanz zum radikalen Flüge) der Bekennenden Kirche hielt, aus kirchenpolitischen Gründen und als Kritiker der NS-Rassenpolitik des Amtes enthohen. Seit 1938 war er Pfarrer in Münster und Vorsteher der Westfäl. Diakonissenanstalt (bis Juni 1955). Auf der Kirchenführerkonferenz von Treysa (Aug. 1945) wirkte S. bei der Entstehung des Hilfswerks der Ev. Kirche in Deutschland mit. Als Beauftragter der Landeskirche trug er maßgeblich zum Wiederaufbau der Theol. Fakultät in Münster bei, wo er, seit Sept. 1945 als Dekan amtierend, 1946 zum o. Professor für Praktische Theologie berufen wurde (em. 1957).
Gegen die theologischen Schulen der 1920er und 1930er Jahre betonte der viel gehörte Prediger S. auf der Grundlage der neoidealistischen Religionsphilosophie Brunstäds und in der Nachfolge →Adolf Stoeckers (1835–1909) und →Johann Hinrich Wicherns (1808–81) die Verbindung diakonischer, praxisbezogener und theoretischer Aspekte der Praktischen Theologie sowie ihre Verbindung zur Systematischen Theologie. Anders als in der Kirchenpolitik ließ der Protagonist einer betont kirchlichen Katechetik in der Begrifflichkeit seiner aktualitätsbezogenen Schriften z. T. die Distanz zur extremen politischen Rechten vermissen.
-
Auszeichnungen
D. theol. h. c. (Berlin 1932).
-
Werke
Geist u. Gestalt, Vom Ringen um e. neue Verkündigung, 1926, ³1934;
Vom Recht z. Vernichtung unterwertigen Menschenlebens, 1928;
Pädagogik aus Glauben, 1930, ²1931;
Ethos u. Dämonie d. Liebe, Grundlinien e. ev. Ethik d. Ehe, 1933, ³1950;
Vom Recht d. Kirche, Grundsätzliches u. Praktisches z. Neuordnung d. ev. Kirchentums, 1947;
Adolf Stoeckers Kampf um d. Freiheit d. Kirche, 1951;
Ev. Päd. u. Katechetik, 1959;
| -
Nachlass
Nachlaß: Univ.bibl. Münster.
-
Literatur
T. Poptodorow, Der päd. Realismus H. S.s, Diss. Jena 1942;
K. Janssen u. a. (Hg.), Dienst unter d. Wort, FS H. Schreiner, 1953 (Bibliogr. v. L. Schreiner, S. 341-47);
H. S., Gedenkreden v. E. Gerstenmaier, C. H. Ratschow u. W. Schütz, 1963;
S. Pauli, Gesch. d. theol. Institute an d. Univ. Rostock, in: Wiss. Zs. d. Univ. Rostock 17, 1968, S. 309-65;
W.-D. Hauschild, Der Wiederaufbau d. Ev.-Theol. Fak. Münster nach 1945, in: W. H. Neuser (Hg.), Die Ev.-Theol. Fak. Münster 1914 bis 1989, 1991, S. 95-130;
Biogr. Lex. Mecklenburg IV (Qu, W, L, P);
BBKL (W, L);
RGG⁴. -
Autor/in
Karl-Heinz Fix -
Zitierweise
Fix, Karl-Heinz, "Schreiner, Helmuth" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 538-539 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118761706.html#ndbcontent