Steinbach, Wendelin
- Lebensdaten
- 1454 – 1519
- Geburtsort
- Butzbach (Hessen)
- Sterbeort
- Tübingen
- Beruf/Funktion
- Theologe ; Bruder des Gemeinsamen Lebens
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118753126 | OGND | VIAF: 17231468
- Namensvarianten
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- Steinbach, Wendelin
- Butzbach, Vindelin de
- Butzbach, Wendelin Steinbach von
- Butzbach, Wendelin von
- Butzbach, Wendelinus Steinbach de
- Butzbaco, Wendelinus de
- Stainbach, Wendelin
- Stainbach, Wendelinus
- Stambach, Wendelin
- Stambachum, Wendelinus
- Stambachus, Vuendelinus
- Stambachus, Wendelinus
- Steinbach de Butzbach, Wendelinus
- Steinbach von Butzbach, Wendelin
- Steinbach, Vindelin
- Steinbach, Wendelinus
- Steinbachius, Wendelinus
- Vindelin, Steinbach
- Vindelin, de Butzbach
- Wendelin, Steinbach
- Wendelin, von Butzbach
- Wendelinus, Stambachus
- Wendelinus, Steinbach
- Wendelinus, Steinbach de Butzbach
- Wendelinus, de Butzbaco
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Steinbach, Wendelin
Bruder des Gemeinsamen Lebens, Theologe, * Ende 1454 Butzbach (Hessen), † 14. 1. 1519 Tübingen, ⚰ Stiftskirche Sankt Peter auf dem Einsiedel (Württemberg).
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Genealogie
Eltern unbekannt; jüngerer B Heinrich, als Nachfolger Gabriel Biels Propst in Urach.
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Biographie
S. trat als Jugendlicher in das St. Markus-Stift¶ der Brüder des Gemeinsamen Lebens in Butzbach ein, dessen Propst damals →Gabriel Biel (um 1418–95) war. Biel folgte 1477 dem Ruf des Gf. (später Hzg.) Eberhard von Württemberg (1445–96), der in seiner Residenzstadt Urach bei der St. Amandus-Kirche ein Stift der Brüder gründete. S. gehörte dem Stiftskapitel an, an dessen kanonischer Errichtung er 1477 als Diakon teilnahm. 1481 immatrikulierte er sich an der Univ. Tübingen. Gleichzeitig bekleidete er (als plebanus) die Seelsorgerstelle auf Schloß Hohentübingen, die 1482 zur Pfarrstelle erhoben wurde. Mit Erlaubnis Gf. Eberhards, dessen Ratgeber und Beichtvater er war, errichtete S. innerhalb des Schloßbezirks ein Studienkolleg. Zusammen mit →Martin Plantsch (um 1460–1533) begann er 1486 als Baccalaureus biblicus mit exegetischen Vorlesungen an der Univ. Tübingen. 1487 zum Baccalaureus sententiarius promoviert, erhielt er 1489 das theol. Lizentiat. Noch im selben Jahr wurde er neben →Konrad Summenhart (um 1458–1502) in einem feierlichen Akt in Anwesenheit des Landesherrn sowie zahlreicher Gelehrter und Mitglieder des schwäb. Adels zum Dr. theol. promoviert. S., der sechsmal das Amt des Universitätsrektors (1490, 1494, 1500/01, 1507/ 08, 1511/12, 1515 /16) bekleidete, hielt sowohl dogmatische als auch exegetische Vorlesungen und las seit 1510 über das gesamte Corpus Paulinum. Erhalten sind seine Handschriften der Vorlesungen über den Galater- und den Hebräerbrief. Nachdem Eberhards zweiter Nachfolger, Hzg. Ulrich, von Papst Leo X. 1516 die Aufhebung der Klöster der Brüder des Gemeinsamen Lebens in Württemberg erwirkt hatte, wurde S. aus dem von ihm errichteten Studienkolleg vertrieben. Wahrscheinlich in dem von Plantsch gegründeten Martinsstift neben der Tübinger Stifts- und Universitätskirche vollendete er seinen großen Kommentar über die Paulinischen Briefe. Vermutlich war S. auch der Verfasser (Collector) des Gebetbuchs Hzg. Eberhards (Württ. Landesbibl.) und Schreiber von dessen erstem Teil.
S.s Werk, v. a. die beiden erhaltenen biblischen Kommentare, bildet eine wichtige Quelle für das Paulus- und Augustinus-Verständnis am Vorabend der Reformation. In Auseinandersetzung mit Gregor von Rimini modifizierte S. seine von Biel übernommenen theol. Positionen entscheidend und gelangte zu einer eigenständigen Gnadenlehre, die zwischen derjenigen der Spätscholastik und der des radikalen Augustinismus zu vermitteln sucht. Zu S.s Schülern zählen viele Theologen, die später in den reformatorischen Auseinandersetzungen hervortraten, so etwa Luthers Lehrer →Johann Nathin und →Johann von Staupitz sowie sein Gegner Johann Eck, aber auch →Johann Oekolampad, Konrad Pellikan und →Ambrosius Blarer. →Philipp Melanchthon, der 1512–18 an der Tübinger Artistenfakultät studierte und lehrte, hat S. ein ehrendes Andenken bewahrt.
-
Werke
Opera exegetica quae supersunt omnia, hg. v. H. Feld, 3 Bde., 1976–87;
Gabrielis Byel Suppl., 1521;
– Hg.:
Scriptum in primum librum Sentenciarum (…) Guilhelmi de Ockam, 1483;
Sacri Canonis misse expositio (…) Gabrielis Biel, 1488;
Quaestiones (…) Petri de Ailliaco, 1490;
Tractatus et sermones compilati a (…) Petro de Ailliaco, 1490;
Sermones dominicales (…) Wilhelmi Cancellarii Parisiensis, 1498;
Epithoma expositionis Canonis misse (…) Gabrielis Biel, 1499;
Sacri Canonis misse expositio (…) Gabrielis Biel, 1499;
Sermones (…) Gabrielis Biel, 4 Bde., 1499–1500;
Epythoma pariter et Collectorium circa quattuor Sententiarum libros (…) Gabrielis Biel, 1501;
– Qu
zahlr. theol. Disputationen, akad. Reden u. Predigten, Abschrr. u. Exzerpte aus Werken anderer Autoren in d. Stadtbibl. Trier, d. Univ.bibl. Tübingen u. d. Univ.bibl. Gießen. -
Literatur
ADB 35;
J. Haller, Die Anfänge d. Univ. Tübingen 1477–1537, 2 Bde., 1927/29;
H. Feld, Martin Luthers u. W. S.s Vorlesungen über d. Hebräerbrief, 1971;
ders., Die S.-Hss. d. Univ.bibl. Tübingen, in: Bll. f. Württ. KGesch. 72, 1972, S. 14–39;
ders., Die Anfänge d. modernen bibl. Hermeneutik in d. spätma. Theol., 1977;
ders., Die Hermeutik W. S.s n. seinem Kommentar über d. Galaterbrief, in: Histoire de l`'Exégèse au XVIe siècle, 1978, S. 300–11;
ders., Die theol. Hauptthemen d. Hebräerbrief-Vorlesung W. S.s, in: Augustiniana 37, 1987, S. 187–|252;
ders., Die Tübinger Univ.theol. im Urteil Melanchthons, in: St. Rhein u. a. (Hg.), Philipp Melanchthon in Südwestdtld., 1997, S. 87–95;
Die Hss. d. Württ. Landesbibl. Stuttgart, I.3: Codices Breviarii, 1977;
H. A. Oberman, Werden u. Wertung d. Ref., 1977;
ders., Via moderna, Devotio moderna, Tendenzen im Tübinger Geistesleben 1477–1516, in: M. Brecht (Hg.), Theologen u. Theol. an d. Univ. Tübingen, 1977, S. 1–64;
M. Schulze, „Via Gregorii“ in Forsch. u. Qu., in: H. A. Oberman (Hg.), Gregor v. Rimini, 1981, S. 1–126;
W. Schöntag, Die Kanoniker u. Brüder v. gemeinsamen Leben in Württ., in: Rottenburger Jb. f. KGesch. 11, 1992, S. 197–207;
Hss.kat. d. Univ.bibl. Tübingen, Bd. 1: Die lat. Hss., T. 2, beschrieben v. G. Brinkhus u. A. Mentzel-Reuters, 2001;
BBKL X (W, L);
LThK³;
RGG⁴;
Killy;
Kosch, Lit.-Lex. ³ (W, L);
Vf.-Lex. MA² IX, Sp. 249–55 u. XI, Sp. 1457 (W, L). -
Autor/in
Helmut Feld -
Zitierweise
Feld, Helmut, "Steinbach, Wendelin" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 164-165 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753126.html#ndbcontent
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Steinbach, Wendelin
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Biographie
Steinbach: Wendelin St., Theologe, geboren im 15. Jahrhundert, † nach 1515. Er war gebürtig aus Butzbach in Oberhessen und ein Schüler Gabriel Biel's (s. A. D. B. II, 622), der dort Propst des Stiftes St. Martin von der Congregation der Brüder des gemeinsamen Lebens war. Als Viel nach Württemberg übersiedelte, folgte ihm St. bald nach und wurde auf Biel's Verwendung Propst des Stiftes Urach. Am 13. October 1489 wurde er gleichzeitig mit Konrad Summenhart (s. d.) zu Tübingen zum Doctor der Theologie promovirt; der Graf Eberhard im Bart (s. A. D. B. V, 557), dessen Beichtvater und Gewissensrath St. war, bestritt die Kosten der Promotion. St. war dann eine Reihe von Jahren Professor der Theologie in Tübingen, mit seinem Lehrer Biel bis zu dessen Tode im J. 1495 innig befreundet. Er war sechs Mal Rector der Universität, zuerst 1490, zuletzt 1515. Sein Hauptverdienst war die Herausgabe der Schriften Biel's. Schon 1488 ließ er dessen Lectura super canone missae in alma universitate Tuwingensi lecta (Sacri canonis missae tam mystica quam literalis expositio) bei Joh. Ottmar in Reutlingen drucken. Viel erklärte, diese Vorlesungen seien ohne sein Vorwissen gedruckt und nicht des Druckes werth gewesen, eo quod de suis nulla vel minima, sed quae a majoribus (namentlich von Eggeling von Braunschweig) digesta comperit, calamo designavit. Das Buch erlebte eine Reihe von Auslagen. Von 1499 an veröffentlichte St. die anderen Schriften Biel's. In dem Collectorium s. epithoma in magistri sententiarum libros IV (Tübingen 1501) sind die letzten 27 Distinctionen ein Supplement von St. Melanchthon erwähnt eine kleine deutsche Dogmatik von St., die aber nicht gedruckt ist.
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Literatur
J. J. Moser, Vitae professorum Tubingensium (Tüb. 1718) p. 32. — Fr. Cleß, Landw.- und Culturgesch. von Württemberg II, 2, 281. —
Linsenmann, Gabriel Biel, in der Tübinger Theol. Quartalschr. 1865, S. 214, 218, 219. — Derselbe, K. Summenhart, 1877, S. 5. -
Autor/in
Reusch. -
Zitierweise
Reusch, Heinrich, "Steinbach, Wendelin" in: Allgemeine Deutsche Biographie 35 (1893), S. 687 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753126.html#adbcontent