Lapicida, Erasmus
- Lebensdaten
- erwähnt 1510, gestorben 1547
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Komponist ; Priester
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118726528 | OGND | VIAF: 305119866
- Namensvarianten
-
- Lapicida, Erasmus
- Lapicida, Erasmo
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Lapicida, Erasmus
Komponist, † 19.11.1547 Wien. (katholisch)
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Biographie
Daß L. (nach Fétis) ursprünglich Steinmetz war, ist unbeweisbar. Auch J. Raschs Angabe (1586), er sei Kapellmeister der Kaiser Friedrich III. und Maximilian I. sowie der ungar. Könige Mathias Corvin und Ludwig II gewesen, ist wahrscheinlich unzutreffend. Sicher ist, daß L. Priester und seit 1510 als Sänger Mitglied der Hofkapelle Kf. Ludwigs V. von der Pfalz zu Heidelberg war. In dieser Funktion ist ihm noch 1517 Andreas Ornithoparchus begegnet. Daneben scheinen Beziehungen zum Haus Habsburg bestanden zu haben, da L. 1514 Berhard von Cles, dem Sekretär Maximilians I., anläßlich seiner Wahl zum Bischof von Trient ein lat. Huldigungsgedicht und die eigene Staatsmotette|„Sacerdos et Pontifex“ widmete. Wohl schon 1521 präsentierte ihn Erzhzg. Ferdinand auf ein Benefizium im Stift der Schotten zu Wien¶, das er bis zu seinem Tode innehatte. Über ein musiktheoretisches Gespräch mit Arnold von Brück und Stephan Mahu (wohl 1527) berichtet Johann Zanger (Practicae musicae praecepta, 1554). L. war bis ins hohe Alter kompositorisch tätig, da er noch 1536 ein Kompositionshonorar für (verschollene) Motetten von König Ferdinand erhielt. Sein letztes öffentliches Auftreten erfolgte im Rahmen der Funeralien für Isabella von Portugal in St. Stephan zu Wien 1539. Vom 1.12.1544 an bezog er zu seiner Pfründe ein Gnadengeld aus dem niederösterr. Vizedomamt. Auf seinen Tod (L. soll „an die 100 Jahre“ alt geworden sein) verfaßte Sebastianus Solidus ein lat. Trauergedicht (Necrophilia, seu funerum libri duo, 1549). – L. hat seine kompositorische Tätigkeit, von der sicher nur ein Bruchteil erhalten geblieben ist, offensichtlich tief in der 2. Hälfte des 15. Jh. begonnen und sie wohl durch mindestens sieben Jahrzehnte fortgeführt. Sein langes Leben erklärt nicht nur die auffallende Vielseitigkeit seines Schaffens, sondern auch die stilistischen Unterschiede seiner Werke. In der erhaltenen Überlieferung sind geistliche und weltliche Kompositionen etwa gleichmäßig vertreten. L. gehörte zu den ersten Komponisten, die mehrstimmige Vertonungen der Lamentationes Hieremiae geschaffen haben. Seine deutschen Liedsätze zeigen frottolahafte Züge, die aus vermutbaren Beziehungen L.s zu Italien resultieren dürften. Ob er mit dem „Rasmo“ in Petruccis Frottole 9 (1508 [d. i. 1509]) identisch ist, erscheint zweifelhaft.
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Werke
Geistl. Kompositionen: Ave regina caelorum;
Benedictus Dominus;
Efferor ad manus;
Lamentatio Jeremiae;
Nativitas tua, Dei genitrix;
Veni electa mea;
Veni Sancte Spiritus. -
Weltl. Kompositionen: Ach edles N.;
Die mich erfreut;
Es lebt mein Hertz;
Gut Ding muss haben weil;
Ich hoff es sey vast wol müglich;
Nie grösser Lieb;
O hertzigs S.: Sacerdos et Pontifex;
La pietà ha chiuso le porte (zweifelhaft). -
Literatur
ADB 17;
L. Nowak, Das dt. Gesellschaftslied in Österreich 1480-1550, in: Stud. z. Musikwiss. 17, 1930;
H. Federhofer, Biogr. Btrr. zu E. L. u. Stephan Mahu, in: Die Musikforschung 5, 1952, S. 37 ff.;
O. Wessely, Ein unbek. Brief v. E. L., in: Musik-Erziehung 8, 1954-55, S. 38 ff.;
ders., Neues z. Lebensgesch. v. E. L., in: Anz. d. phil.-hist. Kl. d. Österr. Ak. d. Wiss. 92, 1955, S. 85 ff.;
ders., Neue Btrr. z. Lebensgesch. v. E. L., in: Kirchenmusikal. Jb. 41, 1957, S. 16 ff.;
G. Pietzsch, Qu. u. Forschungen z. Gesch. d. Musik am kurpfälz. Hof zu Heidelberg bis 1622, in: Abhh. d. geistes- u. soz.wiss. Kl. d. Heidelberger Ak. d. Wiss. u. d. Lit. 6/6, 1963;
Fétis;
MGG VIII. -
Autor/in
Othmar Wessely -
Zitierweise
Wessely, Othmar, "Lapicida, Erasmus" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 627-628 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118726528.html#ndbcontent
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Lapicida, Erasmus
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Biographie
Lapicida: Erasmus L., ein Componist, am Anfange des 16. Jahrh. lebend, von dem schon der erste Notendrucker mit beweglichen Typen. Ottavio Petrucci in Venedig, Tonsätze in seine Sammelwerke aufgenommen hat, darunter ein flamländisches Lied „Taudernacken“ (1503), ein italienisches und geistliche Sätze. Doch noch bis weit ins 16. Jahrhundert hinein finden sich in deutschen Druckwerken Tonsätze von ihm, und hier ist es besonders Georg Forster, der eine Anzahl deutsche Lieder um 1539 veröffentlicht, sowie Georg Rhau in Wittenberg ein „Veni sancte Spiritus“ zu 4 Stimmen 1538 aufnimmt (s. meine Bibliographie der Sammelwerke des 16. und 17. Jahrhunderts, Berlin 1877). L. ist jedenfalls ein Niederländer und die deutschen Lieder im Forster dürfen uns nicht irre leiten, da die deutschen Texte aller Wahrscheinlichkeit nach nur untergelegt sind, wie man ja auch von Obrecht und →Josquin deutsche Lieder findet. Die beiden Sätze Nr. 2 und Nr. 37 in Forster's Liedersammlung, 1. Thl. von 1539 sind sehr schön, sowol in der Erfindung, als in der durchsichtigen Behandlung der contrapunktisch geführten Stimmen. Fast aber möchte man Ambros (Gesch. d. Musik, 3. Bd., S. 187) Recht geben, wenn er sagt: einige der im Forster unter Lapicida's Namen aufgenommenen Lieder scheinen|von einem ganz mittelmäßigen Componisten zu sein, denn die Nr. 96 und 115 obiger Sammlung sind in der That sehr unbedeutende Leistungen, die von obigen Liedern sich so wesentlich unterscheiden, daß sie schwerlich von ein und demselben Componisten herrühren können.
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Autor/in
Rob. , Eitner. -
Zitierweise
Eitner, Robert, "Lapicida, Erasmus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 703-704 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118726528.html#adbcontent