Kutter, Hermann
- Lebensdaten
- 1863 – 1931
- Geburtsort
- Bern
- Sterbeort
- Zürich
- Beruf/Funktion
- evangelischer Theologe ; Pfarrer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118725653 | OGND | VIAF: 20475422
- Namensvarianten
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- Kutter, Hermann
- Cutter, Hermann
- kutther, hermann
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Kutter, Hermann
evangelischer Theologe, * 12.9.1863 Bern, † 22.3.1931 Zürich.
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Genealogie
V →Wilhelm Rudolf (1818–88), Ing. u. Sekr. d. Direktion d. öffentl. Bauten d. Kt. Bern;
M Marie Albertina König (1833–1923), Pfarrers-T, Lehrerin;
⚭ 1892 Lydia (1868–1936), T d. Jakob Rohner, Hausvater d. Mädchenerziehungsanstalt Viktoria in Wabern/Bern, u. d. Ida Wild;
2 S, 2 T, u. a. →Hermann (1893–1980), Pfarrer, Biogr. K.s. -
Biographie
K., der einem pietistischen Elternhaus entstammte, studierte Theologie in Basel, Bern und Berlin. 1844 wurde er Pfarrer in Vinelz am Bielersee. Zugleich arbeitete er wissenschaftlich (Clemens Alexandrinus und das Neue Testament, 1897; Wilhelm von St. Thierry, ein Repräsentant der mittelalterlichen Frömmigkeit, 1898). Von größter Bedeutung für seinen weiteren Lebensweg wurde die Begegnung mit →Christoph Blumhardt, den er seit 1889 regelmäßig in Bad Boll aufsuchte. 1898 wurde K. als Pfarrer ans Neumünster in Zürich berufen. Hier entstanden in rascher Folge die Bücher, die ihm bald einen breiten Leserkreis und ein lebhaftes Echo verschafften. „Das Unmittelbare“ (1902), dem Denken Fichtes und →Schellings verpflichtet, war ein schwungvolles Bekenntnis zum „wahrhaftigen Leben“ in Gott. In der Geschichte der Menschheit vollzieht sich für K. „die Rückkehr zum unmittelbaren Leben“. Zeichen dafür ist ihm auch der Sozialismus. Dieses Werk war die systematische Grundlegung für K.s nun folgende Kampfbücher. Am bekanntesten wurde „Sie müssen“ (1903). Hier stellte K. die These auf, die Sozialdemokraten seien unbewußt Werkzeuge des lebendigen Gottes. „Gerechtigkeit“ (1905) übte anhand der 8 ersten Kapitel des Römerbriefs harte Kritik am traditionellen Kirchentum. Die Konzentration aller Verkündigung auf „den lebendigen Gott“ ist das Postulat von „Wir Pfarrer“ (1907) und „Die Revolution des Christentums“ (1908). In diesen Jahren bildete sich als Kampfgemeinschaft für eine umfassende Erneuerung in Kirche und Gesellschaft die Religiös-soziale Bewegung, deren wichtigste Führer K. und Leonhard Ragaz waren. Sie fand vor allem in der Schweiz unter der jungen Generation viel Resonanz; so haben K. Barth, E. Thurneysen und E. Brunner von K. und vom religiösen Sozialismus starke Impulse empfangen. Schon bald kam es aber zu Differenzen zwischen K. und Ragaz wegen dessen politischem Aktivismus. K. ging auch in der kirchlichen Praxis unbekümmert seine eigenen Wege. Das Werden der dialektischen Theologie hat er mit innerer Anteilnahme, aber auch mit großen Besorgnissen verfolgt. In seinen letzten Jahren bemühte er sich vor allem um die Vergegenwärtigung klassischen philosophischen Denkens. Sein letztes Buch galt dem Propheten Jeremia (Mein Volk, 1929). Schon 1926 war er vom Pfarramt zurückgetreten. Es ist bezeichnend für sein Wesen, daß er intensiven brieflichen Austausch vor allem mit Zeitgenossen hatte, die von ihm im Denken und Leben sehr verschieden und wie er eigenwillige Einzelgänger waren, so|mit dem Dichter Heinrich Federer, mit →Houston Stewart Chamberlain und mit Wilhelm Stapel. – K. hat vor allem durch seine frühen, in viele Sprachen übersetzten kämpferischen Schriften als Prophet des religiösen Sozialismus gewirkt.
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Werke
Weitere W u. a. Reden an d. dt. Nation, 1916;
Das Bilderbuch Gottes f. Groß u. Klein, 1917;
Im Anfang war d. Tat, 1923 (Auseinandersetzung mit Kant);
Not u. Gewißheit, 1926;
Plato u. wir, 1927;
Über d. Problem d. Unbedingten, 1928;
Briefwechsel (in Vorbereitung). -
Literatur
E. Steinbach, Konkrete Christol., 1934;
W. Nigg, H. K.s Vermächtnis, 1941;
H. Kutter jun., H K.s Lebenswerk, 1965 (W-Verz., L, P). -
Autor/in
Andreas Lindt -
Zitierweise
Lindt, Andreas, "Kutter, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 350-351 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118725653.html#ndbcontent