Hyrtl, Joseph
- Lebensdaten
- 1810 – 1894
- Geburtsort
- Eisenstadt (Burgenland)
- Sterbeort
- Perchtoldsdorf bei Wien
- Beruf/Funktion
- Anatom
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118708481 | OGND | VIAF: 64116625
- Namensvarianten
-
- Hyrtl, Carl Joseph
- Hyrtl, Joseph
- Hyrtl, Carl Joseph
- Hyrtl, J.
- Hyrtl, Jos.
- Hyrtl, Josef
- Hyrtl, Josephus
- Hyrtl, Carl Josef
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Hyrtl, Joseph
Anatom, * 7.12.1810 Eisenstadt (Burgenland), † 17.7.1894 Perchtoldsdorf bei Wien. (katholisch)
-
Genealogie
V →Jacob (1768–1852), Oboespieler in d. Kapelle d. Fürsten Esterházy in E., seit 1813 beim Orchester d. Carl-Theaters in Wien, S d. Hausmeisters u. Gärtners Martin in Krems (aus Bauernfamilie) u. d. Katharina Pruckner;
M Franziska Theresia (1768–1842), T d. Bildhauers Simon Löger u. d. Rosina Kraushoffer;
B →Jacob (1799–1868), Kupferstecher (s. Wurzbach IX; ÖBL);
Vt Jacob Rr. v. H. (1816-90), k. k. Regierungsrat;
- ⚭ →Auguste (1816–1901), Lyrikerin (s. ÖBL), T d. braunschweig. Majors Karl v. Gaffron u. Oberstradam u. d. Julie Neagle; Schwägerin →Antonie Brehmer-Gaffron (* 1833) Schriftstellerin (s. Brümmer); kinderlos;
N →Arthur Brehmer (1858–1923), Chefredakteur in Wien u. Berlin (s. Kosch, Lit.-Lex.). -
Biographie
H. kam 1813 mit seinen Eltern von Eisenstadt nach Wien, wurde Sängerknabe bei der Hofkapelle und als solcher Zögling des k. k. Konvikts. Nach der Gymnasialausbildung studierte er in Wien Medizin, fand bei dem Anatomen Joseph Berres richtungsweisende Förderung und erhielt bei ihm schon im Sommer 1833 die Prosektorstelle. Mit 26 Jahren (Mai 1837) wurde er als Professor der Anatomie nach Prag berufen, 1845 kehrte er als Nachfolger seines verstorbenen Lehrers Berres nach Wien zurück. H. verdankt sein wissenschaftliches Ansehen besonders seinem „Lehrbuch der Anatomie des Menschen mit Rücksicht auf physiologische Begründung und praktische Anwendung“ (1846, 201889, viele Überss.). Das Werk fragt auch nach der Funktion der Organe und betont das für den ärztlichen Praktiker Wichtige; historische und etymologische Abschweifungen lockern den spröden Stoff auf. Ausschließlich der Anwendung der Anatomie in Chirurgie und Innerer Medizin ist das „Handbuch der topographischen Anatomie“ (1847, ⁷1882) gewidmet, das ebenfalls weite Verbreitung fand. Es hat die topographische Anatomie im deutschen Sprachgebiet zur wissenschaftlichen Disziplin gemacht.
Auch durch seine Leistungen als „technischer Anatom“ hat sich H. Weltruhm erworben. In der Tradition einer präparierenden Anatomie stehend, hat er in Wien große Sammlungen von Präparaten zur menschlichen und zur vergleichenden Anatomie aufgebaut. Seine mikroskopischen Gefäßinjektionen menschlicher und tierischer Organe gelangten durch Tausch oder Kauf in alle anatomischen Museen der Welt. Seine Korrosionspräparate, hergestellt durch Ausgießen von Hohlräumen (auch Bronchialbaum und Blutgefäßen) mit erstarrenden Substanzen und anschließende Mazeration des umgebenden Gewebes, waren gesuchte Sammlungsobjekte. Sein Buch „Die Corrosions-Anatomie“ (1873) berichtet über die mit diesem Verfahren erzielten Ergebnisse. Mit Ausgußpräparaten hat er z. B. das Innenohr der Säugetiere von der Maus bis zum Elefanten vergleichend-anatomisch untersucht.
H.s Wiener Tätigkeit stand unter dem Zeichen einer von Jahr zu Jahr zunehmenden Vereinsamung. Sein ehrgeiziger und reizbarer Charakter machte ihn zu einem äußerst schwierigen Kollegen. Die Wiener Medizinische Fakultät hat ihrem in der ganzen Welt gefeierten Anatomen in den 30 Jahren seiner Zugehörigkeit nie die Würde des Dekans übertragen. Für das akademische Jahr 1864/65, in das die 500-Jahrfeier der Univ. Wien fiel, wurde er zum Rektor gewählt, sah sich aber infolge der innenpolitischen Lage bald vor zahlreichen Schwierigkeiten. Verbittert legte er 1874, erst 63 Jahre alt, sein Lehramt nieder und zog sich nach Perchtoldsdorf in den Wienerwald zurück. Er verbrachte dort noch 20 Jahre, in denen|wertvolle Arbeiten zur Geschichte und Kritik der anatomischen Nomenklatur entstanden, die heute noch nicht entbehrlich sind, insbesondere seine „Onomatologia anatomica“ (1880). In Mödling stiftete er ein großes Waisenhaus und setzte, da er kinderlos geblieben war, seine Gründung zum Universalerben des Millionenvermögens ein, das er mit seinen Lehrbüchern und Präparaten erworben hatte.
H. gilt als der glänzendste anatomische Lehrer seines Jahrhunderts. Er verdankt diesen Ruhm seinem ausdrucksvollen Organ, seinem mit klassischen Zitaten geschmückten Vortrag und seinen geistvollen witzigen, oder auch boshaften Abschweifungen.|
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Auszeichnungen
Ehrenbürger v. Wien, k. k. Hofrat, Dr. h. c. (Leipzig u. Edinburgh), Mitgl. d. Ak. d. Wiss. in Wien, München, Berlin, St. Petersburg, Göttingen u. d. Leopoldina;
Ehrenmitgl. zahlr. wiss. Ges. -
Werke
Weitere W u. a. Antiquitates anatomicae rariores, 1835;
Vgl.-anatom. Unterss. üb. d. inrere Gehörorgan d. Menschen u. d. Säugetiere, 1845;
Die Blutgefäße d. menschl. Nachgeburt, 1870;
Das Arabische u. Hebräische in d. Anatomie, 1879;
Die alten dt. Kunstworte d. Anatomie, 1884. -
Gesamtverz. b. M. Holl, in: Wiener klin. Wschr. 7, 1894, S. 557-59, wieder in: F. Wolf u. G. Roth, Prof. J. H., 1962, S. 138-47. -
Literatur
J. Hahn, in: Alm. d. kaiserl. Ak. d. Wiss. 45, 1895, S. 265-72 (P);
J. Steudel, in: Die med. Welt 18, 1944, S. 462-65;
V. Patzelt, J. H., Sein Werk n. 100 J., in: Anatom. Anz. 103, 1956, S. 160-75 (L);
K. F. Hoffmann, Der Anatom J. H., 1810-94, in: Med. Mschr. 16, 1962, S. 272-74;
E. Lesky, Die Wiener med. Schule im 19. Jh., 1965, S. 240-51 (L, P);
H. Schöny, Die Vorfahren d. Anatomen J. H., in: Jb. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Wien, 1965/66;
Wurzbach IX (W), 14 (W, L);
BLÄ (P);
ÖBL. -
Porträts
4 Bilder, Abb. in: R. A. Moißl, J. H. u. s. Vermächtnis, 1942;
Gem. v. E. Kaiser, 1848 (Wien, Univ.);
Denkmal v. J. Unterkalmsteiner, 1889 (ebd., Arkadenhof). -
Autor/in
Johannes Steudel -
Zitierweise
Steudel, Johannes, "Hyrtl, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 109-110 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118708481.html#ndbcontent