Peiper, Joachim
Peiper, Joachim Sigismund Albrecht Klaus Arwed Detlef
1915 – 1976
SS-Offizier
- Lebensdaten
- 1915 – 1976
- Geburtsort
- Berlin Wilmersdorf
- Sterbeort
- Traves (Département Haute-Saône, Frankreich)
- Beruf/Funktion
- SS-Offizier ; Offizier
- Konfession
- seit 1933 „gottgläubig“
- Normdaten
- GND: 118592424 | OGND | VIAF: 62786458
- Namensvarianten
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- Peiper, Joachim Sigismund Albrecht Klaus Arwed Detlef
- Peiper, Joachim
- Peiper, Joachim Sigismund Albrecht Klaus Arwed Detlef
- Peiper, Jochen
- Peiper, Joachim Sigismund Albrecht Klaus Arwed Detleph
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Von 1939 bis 1941 Adjutant Heinrich Himmlers (1900–1945), war Joachim Peiper im Zweiten Weltkrieg als Kommandeur mehrerer Verbände der 1. SS-Panzerdivision „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ verantwortlich für Kriegsverbrechen in der Sowjetunion, Italien und Belgien. 1946 wurde er von einem US-Militärgericht zum Tode verurteilt, 1951 begnadigt und 1956 aus der Haft entlassen. 1976 kam er in Frankreich bei einem Brandanschlag ums Leben.
Lebensdaten
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Lebenslauf
30. Januar 1915 - Berlin Wilmersdorf -
Genealogie
Vater Woldemar Peiper 1878–1960 preußischer Offizier; Hauptmann im Ersten Weltkrieg; nach 1918 u. a. Kaufmann Großvater väterlicherseits Gotthold Maximilian Woldemar Peiper 1841–1894 aus Hirschberg (Schlesien, heute Jelenia Góra, Polen); katholischer Theologe; seit 1867 Pastor in Petersdorf (Riesengebirge), seit 1975 Pfarrer in Groß-Peiskerau (heute Piskorzów, Polen), 1879–1884 Kreisschulinspektor (Breslau), seit 1888 Königlicher Seminardirektor in Koschmin (Posen, heute Koźmin, Polen) Großmutter väterlicherseits Clara Albertine Peiper, geb. Rudolph 1844–1930 Mutter Charlotte Marie Peiper, geb. Schwartz 1879–1949 Großvater mütterlicherseits Gustav Schwartz 1831–1903 Baumeister Großmutter mütterlicherseits Marie Schwartz, geb. Kühtz 1840–1915 Bruder Hans-Hasso Peiper 1910–1942 Pflegefall nach Suizidversuch; Opfer der NS-„Euthanasie“ Bruder Horst Peiper 1912–1941 SS-Führer; Suizid Heirat (SS-„Eheweihe“) 29.6.1939 in Berlin Ehefrau Sigurd Anna, geb. Hinrichsen 1912–1979 Sekretärin Schwiegervater Kurt Hans Hinrichsen 1877–1937 Dr. med, Zahnarzt Schwiegermutter Frieda Hinrichsen, geb. Horn 1881–1935 Kinder ein Sohn, zwei Töchter Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Peiper, Joachim (1915 – 1976)
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Vater
Woldemar Peiper
1878–1960
preußischer Offizier; Hauptmann im Ersten Weltkrieg; nach 1918 u.·a. Kaufmann
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Großvater väterlicherseits
Woldemar Peiper
1841–1894
aus Hirschberg (Schlesien, heute Jelenia Góra, Polen); katholischer Theologe; seit 1867 Pastor in Petersdorf (Riesengebirge), seit 1975 Pfarrer in Groß-Peiskerau (heute Piskorzów, Polen), 1879–1884 Kreisschulinspektor (Breslau), seit 1888 Königlicher Seminardirektor in Koschmin (Posen, heute Koźmin, Polen)
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Großmutter väterlicherseits
Clara Peiper
1844–1930
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Mutter
Charlotte Marie Peiper
1879–1949
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Großvater mütterlicherseits
Gustav Schwartz
1831–1903
Baumeister
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Großmutter mütterlicherseits
Marie Schwartz
1840–1915
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Bruder
Hans-Hasso Peiper
1910–1942
Pflegefall nach Suizidversuch; Opfer der NS-„Euthanasie“
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Bruder
Horst Peiper
1912–1941
SS-Führer; Suizid
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Heirat (SS-„Eheweihe“)
in
Berlin
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Ehefrau
Sigurd Anna
1912–1979
Sekretärin
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Biografie
Peiper wuchs in gesicherten bürgerlichen Verhältnissen in Berlin auf. Kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme trat er als Oberrealschüler der Hitler-Jugend und Ende 1933 der SS bei. Auf dem Reichsparteitag der NSDAP im September 1934 in Nürnberg lernte er Reichsführer-SS Heinrich Himmler (1900–1945) kennen, der ihn für eine hauptamtliche Laufbahn in den bewaffneten SS-Verbänden, der späteren Waffen-SS, gewann.
Nach dem Besuch der SS-Führerschule in Braunschweig kam Peiper 1936 zu der von Josef (Sepp) Dietrich (1892–1966) kommandierten „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ (LSSAH). Im Juli 1938 holte Himmler ihn in seinen persönlichen Stab und ernannte ihn im Januar 1939 zu seinem 2., im November 1939 zu seinem 1. Adjutanten. Bis Spätsommer 1941 in dieser Position tätig, bestanden Peipers Aufgaben v. a. in der Organisation des Tagesablaufs, dem Führen des Dienstkalenders, der Brief- und Aktenvorlage sowie der Reise- und Besucherplanung. An der Seite Himmlers erlebte er unmittelbar die kumulative Radikalisierung der NS-Rassepolitik. Er wurde in Polen und der Sowjetunion Augenzeuge von Massenexekutionen durch Einsatzgruppen des Sicherheitsdienstes der SS und erlebte in Posen die Ermordung von Patienten der Heilanstalt Treskau (heute Owińska, Polen) durch Gas im Rahmen des NS-„Euthanasie“-Programms.
Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion wurde Peiper im Spätsommer 1941 zur späteren 1. SS-Panzerdivision LSSAH versetzt, in der er im September 1942 ein Panzergrenadier-Bataillon, im November 1943 das Panzer-Regiment übernahm. Als Kommandeur dieser Verbände war er für schwere Kriegsverbrechen verantwortlich, u. a. 1943 im Raum Charkow (Ukraine) und Boves (Italien) sowie bei Malmedy (Belgien). Hier erschossen im Dezember 1944 Angehörige seiner Kampfgruppe etwa 80 US-amerikanische Kriegsgefangene („Malmedy-Massaker“) sowie zahlreiche belgische Zivilisten in den umliegenden Ortschaften.
Am 22. Mai 1945 am Tegernsee durch US-Truppen verhaftet, wurde Peiper als SS-Führer in das Internierungslager Nürnberg-Langwasser überführt und im August 1946 der War Crimes Group überstellt. Im selben Jahr eröffnete ein US-Militärgericht in Dachau gegen ihn und weitere Angehörige der ehemaligen 1. SS-Panzerdivision einen Prozess wegen der Verbrechen in Belgien und verurteilte ihn zum Tod, das Urteil wurde jedoch nicht vollstreckt. Im Januar 1951 wurde Peiper durch den Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa, General Thomas T. Handy (1892–1982), zu lebenslanger Haft begnadigt und im Dezember 1956 aus dem US-Kriegsverbrechergefängnis in Landsberg am Lech entlassen.
Anschließend engagierte sich Peiper bis zu seinem Tod in der SS-Veteranenorganisation Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS für die öffentliche Rehabilitierung der Waffen-SS. Ende 1956 fand er, entsprechend einer Vereinbarung während der Landsberger Haftzeit, Anstellung beim Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche. Ausschlaggebend dafür war die persönliche Bekanntschaft mit dem Unternehmensleiter und ehemaligen SS-Untersturmführer Ferdinand (Ferry) Porsche (1909–1998), der mit Himmler und der SS in enger geschäftlicher Verbindung gestanden hatte. Nach firmeninternen Querelen wurde Peiper im Dezember 1960 entlassen, ein Arbeitsgerichtsprozess endete 1961 mit einem Vergleich und einer Abfindung.
Von 1961 bis 1968 arbeitete Peiper als Angestellter eines Autohauses in Reutlingen und anschließend für den Verlag Paul Pietsch in Stuttgart. 1972 zog er mit seiner Ehefrau nach Traves in Frankreich, wo er als Übersetzer und freiberuflicher Verkaufstrainer seinen Lebensunterhalt verdiente. Als im Juni 1976 durch einen Artikel in der französischen Tageszeitung „L´Humanité“ seine NS-Vergangenheit publik wurde, forderte die französische Öffentlichkeit seine Ausweisung an die Bundesrepublik. In der Nacht zum 14. Juli 1976 kam Peiper bei einem Brandanschlag auf sein Haus ums Leben. Obwohl die französische Polizei die Täter aus der Region ausmachen konnte, unterblieb aus innenpolitischen Erwägungen eine Festnahme und Strafverfolgung.
In dem 1965 veröffentlichten US-amerikanischen Kriegsfilm „Battle of the Bulge“ (dt. „Die letzte Schlacht“, nach einer Romanvorlage von John Toland, 1912–2004) kommt der historischen Figur Peipers eine zentrale Rolle zu. Aus Sorge vor einer Klage ließ der britische Regisseur Ken Annakin (1914–2009) sie jedoch zur fiktiven Figur „Oberst Martin Kessler“, dargestellt durch Robert Shaw (1927–1978), umschreiben.
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Auszeichnungen
1943 Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes 1943 Deutsches Kreuz in Gold 1944 Eichenlaub zum Ritterkreuz 1945 Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub -
Quellen
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 9361-II/794094 (Personenbezogene Unterlagen der NSDAP/Parteikorrespondenz); 9361-III/147613 (RuSHA-Akte); 9361-III/547047 (SS-Führerakte); B 305/5114-5116 (Zentrale Rechtsschutzstelle 1946–1969, Strafprozessakten Joachim Peiper); B 438 (Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS (HIAG) und Bundesverband der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS e.V).
Gedruckte Quellen:
Malmedy Massacre Investigation. Report of the Committee on Armed Services. United States Senate 81. Congress, 1949. (Onlineressource)
Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1941/42, im Auftrag der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg bearb., komm. u. eingel. v. Peter Witte/Michael Wildt/Martina Voigt/Dieter Pohl/Peter Klein/Christian Gerlach/Christoph Dieckmann/Andrej Angrick, 1999.
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Literatur
James J. Weingartner, A Peculiar Crusade. Willis M. Everett and the Malmedy Massacre, 2000.
Danny S. Parker, Fatal Crossroads. The Untold Story of the Malmédy Massacre at the Battle of the Bulge, 2011.
Danny S. Parker, Hitler's Warrior. The Life and Wars of SS Colonel Jochen Peiper, 2014.
Jens Westemeier, Himmlers Krieger. Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit, 2014.
Jens Westemeier, Die Junkerschulgeneration, in: Jan Erik Schulte/Peter Lieb/Bernd Wegner (Hg.), Die Waffen-SS. Neue Forschungen, 2014, S. 269–285.
Steven P. Remy, The Malmedy Massacre. The War Crimes Trial Controversy, 2017.
Jens Westemeier, „Soldaten wie andere auch!“. Der Einfluss von SS-Veteranen auf die öffentliche Wahrnehmung der Waffen-SS, in: Jan Erik Schulte/Michael Wildt (Hg.), Die SS nach 1945. Entschuldungsnarrative, populäre Mythen, europäische Erinnerungsdiskurse, 2018, S. 269–288.
Danny S. Parker, Peiper's War. Wartime Years of SS Leader Jochen Peiper, 1941–44, 2020.
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Onlineressourcen
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Porträts
Fotografien, Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sammlung Heinrich Hoffmann.
Fotografien, Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs.
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Autor/in
→Jens Westemeier (Aachen)
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Zitierweise
Westemeier, Jens, „Peiper, Joachim“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118592424.html#dbocontent