Brückner, Christine
- Lebensdaten
- 1921 – 1996
- Geburtsort
- Schmillinghausen (Hessen)
- Sterbeort
- Kassel
- Beruf/Funktion
- Schriftstellerin ; Dramatikerin ; Kinderbuchautorin ; Librettistin
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 11851587X | OGND | VIAF: 112563942
- Namensvarianten
-
- Brückner, Elisabeth Alma Luise Gertrud Helene Christa
- Emde, Elisabeth Alma Luise Gertrud Helene Christa / geborene
- Kühner, Elisabeth Alma Luise Gertrud Helene Christa / verheiratete
- Dupont, Christine / Pseudonym
- Brückner, Christine
- Brückner, Elisabeth Alma Luise Gertrud Helene Christa
- Emde, Elisabeth Alma Luise Gertrud Helene Christa / geborene
- Kühner, Elisabeth Alma Luise Gertrud Helene Christa / verheiratete
- Dupont, Christine / Pseudonym
- Brückner, Christine
- Brūknar, Krīstīna
- 브뤼크너, 크리스티네
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Brückner, Christine (eigentlich Elisabeth Alma Luise Gertrud Helene Christa Brückner, geborene Elisabeth Alma Luise Gertrud Helene Christa Emde, verheiratete Elisabeth Alma Luise Gertrud Helene Christa Kühner)
Pseudonym: Christine Dupont
1921 – 1996
Schriftstellerin, Dramatikerin
Christine Brückner publizierte seit 1954 Romane, Erzählungen, Hörbücher und Theaterstücke, die ein breites Publikum fanden und in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Mit ihrem zweiten Ehemann, dem Schriftsteller Otto Heinrich Kühner (1921–1996), gründete sie 1984 die Stiftung Brückner-Kühner, die seit 1985 jährlich den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor vergibt. Brückners Werk ist geprägt von den Themen Flucht und Vertreibung sowie die Stellung der Frau in einer patriarchalen Welt und Literatur.
Lebensdaten
Geboren am 10. Dezember 1921 in Schmillinghausen (Hessen) Gestorben am 21. Dezember 1996 in Kassel Grabstätte Friedhof (Ehrengrab) in Schmillinghausen Konfession evangelisch-lutherisch -
Autor/in
→Maya Alou (Kassel)
-
Zitierweise
Alou, Maya, „Brückner, Christine“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/11851587X.html#dbocontent
Brückner wuchs in Schmillinghausen (Hessen), seit November 1934 in Kassel auf. Nach der Zerstörung ihres Elternhauses in der Bombennacht am 22. Oktober 1943 übersiedelte sie mit ihrer Mutter auf das Gut des Onkels Wilhelm Schulze in Zuchow (Westpommern, heute Suchowo, Polen). Im Januar 1944 zum Kriegsdienst verpflichtet, wurde Brückner an verschiedenen Orten in Deutschland eingesetzt. Im selben Jahr erhielt sie ihr Abitur als Externe in Fulda und nahm in Halle an der Saale eine Ausbildung zur Bibliothekarin auf, die sie nach ihrem Umzug aus der sowjetischen in die US-amerikanische Besatzungszone im Oktober 1945 in Marburg an der Lahn fortsetzte und 1946 in Stuttgart abschloss.
Seit 1946 studierte Brückner Volkswirtschaft, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Psychologie an der Universität Marburg an der Lahn. Seit 1949 war sie unter dem Nachnamen Brückner als Autorin tätig, u. a. für die „Marburger Presse“, später für das „Sonntagsblatt“. 1951 arbeitete sie als Redakteurin für die Zeitschrift „Frauenwelt“. Ihr literarisches Debüt gab sie 1954 mit dem Roman „Ehe die Spuren verwehen“, mit dem sie bei einem Wettbewerb des Bertelsmann-Verlags den ersten Platz erzielte. Auszüge aus dem Roman, der sich intensiv mit der Frage nach der Schuld des Verursachers eines tödlichen Unfalls und mit dessen psychischen Auswirkungen beschäftigt, trug sie im selben Jahr auf einer Tagung des Jungbuchhandels für junge deutsche Autoren in Bad Godesberg vor. Nach ihrer Scheidung ging Brückner zurück nach Kassel und arbeitete von 1961 bis 1964 als Regieassistentin unter Otto Kurth (1912–1996) am Staatstheater.
Brückners erfolgreichstes Werk ist die „Poenichen-Trilogie“, bestehend aus den Romanen „Jauche und Levkojen“ (1975), „Nirgendwo ist Poenichen“ (1977) und „Die Quints“ (1985). Geprägt von ihrer Erfahrung des Heimatverlusts, von Vertreibung und Flucht während des Zweiten Weltkriegs, erzählt Brückner die Geschichte der Familie Quint über fast ein Jahrhundert und erinnert stilistisch an die Erzählungen Theodor Fontanes (1819–1898). Die Erfolgsreihe wurde in mehrere Sprachen übersetzt, u. a. in das Amerikanische und das Niederländische. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde das Werk auch durch die Verfilmung seiner ersten beiden Bände als ARD-Fernsehserie 1978/80 in der Regie von Günter Gräwert (1930–1996), Rolf Hädrich (1931–2000) und Rainer Wolffhardt (1927–2017).
Einen weiteren Publikumserfolg veröffentlichte Brückner mit der Textsammlung „Wenn du geredet hättest, Desdemona. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ (1983), in der sie Frauenfiguren aus Weltgeschichte und -literatur eine fiktive Stimme verlieh und wütend, sanft und selbstbewusst aus deren weiblicher Perspektive sprechen ließ. Neben diesen Werken zählen Brückners autobiografische Schriften und Erzählungen, in denen zuweilen nordhessischer Lokalkolorit durchscheint, zu ihrem Schaffen, so „Hat der Mensch Wurzeln? Autobiografische Texte“ (1988) und „Ständiger Wohnsitz. Kasseler Notizen“ (1998). Gegen Ende ihres Lebens gab sie mit „Leben und Werk“ (1994) ein Buch heraus, das Beiträge von Sigrid Bauschinger (geb. 1934), Otto Heinrich Kühner (1921–1996), Walter Pape (geb. 1945) und Gunther Tietz (1961–1993) enthält. Für ihre Kinderbücher und den Bildband „Deine Bilder, meine Worte“ (1987) schuf Kühner die Illustrationen.
Neben ihren schriftstellerischen Tätigkeiten engagierte sich Brückner seit 1976 organisatorisch für die schreibende Zunft, u. a. von 1980 bis 1984 als Vizepräsidentin des Deutschen PEN-Zentrums (Bundesrepublik). 1984 gründete sie mit ihrem Mann die Stiftung Brückner-Kühner und rief mit ihm den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor ins Leben, der seit 1985 jährlich vergeben wird. Brückners Werke nehmen in der Literatur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen besonderen Platz ein. Ihr Werk zählt nicht zu den avantgardistischen und revolutionären Romanformen und wurde zunächst innerhalb des literaturwissenschaftlichen und -kritischen Betriebs nur wenig rezipiert. Neuere Arbeiten betonen, dass Brückner in ihren Romanen dringliche gesellschaftliche und persönliche Fragen thematisiert habe.
1954 | Auszeichnung des als Manuskript eingereichten Werks „Ehe die Spuren verwehen“ beim Romanwettbewerb des Bertelsmann Verlags, Gütersloh |
1976–1982 | Mitglied im Literarischen Beirat zur Förderung zeitgenössischer Schriftsteller |
1976–1986 | Stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Paul-Dierichs-Stiftung, Kassel |
1980–1984 | Vizepräsidentin des Deutschen PEN-Zentrums (Bundesrepublik); Arbeit bei „Writers in Prison“ |
1987 | Ehrenbürgerin der Stadt Kassel |
1990 | Hessischer Verdienstorden |
1990 | Christian-Rauch-Plakette der Stadt Arolsen (heute Bad Arolsen) |
1991 | Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
Christine-Brückner-Schule, Bad Emstal (Hessen) |
Nachlass:
Archiv im Dichterhaus Brückner-Kühner, Hans-Böckler-Str. 5, Kassel.
Prosa:
Ehe die Spuren verwehen, 1954.
Kleine Spiele für große Leute, 1956.
Katharina und der Zaungast, 1957.
Ein Frühling im Tessin, 1960.
Die Zeit danach, 1961.
Bella Vista und andere Erzählungen, 1963.
Letztes Jahr auf Ischia, 1964.
Christine Brückner/Heinrich Böll, Der Rat der Weltunweisen, 1965.
Der Kokon, 1966.
Das glückliche Buch der a. p., 1970.
Überlebensgeschichten, 1973.
Jauche und Levkojen, 1975, als ARD-Fernsehserie 1978, Regie: Günter Gräwert/Rolf Hädrich/Rainer Wolffhardt.
Die Mädchen aus meiner Klasse, 1975.
Nirgendwo ist Poenichen, 1977, als ARD-Fernsehserie 1980, Regie: Günter Gräwert/Rolf Hädrich/Rainer Wolffhardt.
Mein schwarzes Sofa. Aufzeichnungen, 1981.
Das eine sein, das andere lieben, 1981.
Wenn du geredet hättest, Desdemona. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen, 1983, eine Rede als Vokalwerk vertont u. d. T. Donna Laura v. Viera Janárčeková, 1989, weitere Vertonung u. d. T. Desdemona und ihre Schwestern v. Siegfried Matthus, 1992.
Was ist schon ein Jahr. Frühe Erzählungen, 1984.
Lachen, um nicht zu weinen. Ein Lesebuch, 1984.
Die Quints, 1985.
Hat der Mensch Wurzeln. Autobiographische Texte, 1988.
Die letzte Strophe, 1989.
Die Stunde des Rebhuhns. Aufzeichnungen, 1991.
Alles Gute von Christine Brückner, 1993.
Früher oder später, 1994.
Friedrich W. Block (Hg.), Ständiger Wohnsitz. Kasseler Notizen, 1998.
Theaterstücke:
Die Bürgerinnen von Calais, Komödie in vier Akten, 1963.
Der Kokon oder Die Verpuppung der Wiepe Bertram, Komödie in vier Akten, 1981.
Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen. Zehn Monologe für eine jüngere und eine ältere Schauspielerin, 1983.
Nema Problema, 1992.
Weitere ungehaltene Reden, 1995.
Walter Hinck (Hg.), Die Bürgerinnen von Calais. Schauspiele, Hörspiele, 1997.
Hörspiele:
Hier darf nur geflogen werden, WDR 1962.
Das Telegramm, Radio Bremen 1963.
Der Haifisch und die Uhr, SDR 1967.
Christine Brückner/Otto Heinrich Kühner, Nichts als Theater, HR 1970.
Kinder- und Jugendbücher:
Alexander der Kleine. Eine heitere Erzählung, 1966.
Wie Sommer und Winter, 1971.
Christine Brückner/Chihiro Iwasaki, Momoko und Chibi, 1974.
Die Weltreise der Ameise, 1974.
Christine Brückner/Chihiro Iwasaki, Momoko ist krank, 1979.
Christine Brückner/Otto Heinrich Kühner, Mal mir ein Haus, 1980.
Christine Brückner/Chihiro Iwasaki, Momo und der Vogel, 1982.
Briefe:
Lieber alter Freund. Briefe, 1992.
Anselm Maler (Hg.), Briefe von c. b. An Verleger, Freunde und Leser, 1999.
Friedrich W. Block (Hg.), Ich will Dich den Sommer lehren. Briefe aus vierzig Jahren, 2003.
Herausgeberschaften:
Botschaften der Liebe in deutschen Gedichten des 20. Jahrhunderts, 1960.
An mein Kind. Deutsche Gedichte des 20. Jahrhunderts, 1962.
Juist. Ein Lesebuch, 1984.
Lesezeit. Eine persönliche Anthologie, 1986.
Werk und Leben. Mit Beiträgen v. Walter Pape/Gunther Tietz/Otto Heinrich Kühner/Sigrid Bauschinger, 1994.
Monografien:
Gunther Tietz, Über Christine Brückner. Aufsätze, Rezensionen, Interviews, 1989.
Stefanie Finzel, Thema: „Einer Ehe muß man Zeit lassen“. Die Ehe im Romanwerk Christine Brückners, 1993.
Walter Pape, Christine Brückner. Leben und Werk, 1994.
Margaritha Jacobaeus, Zum Lesen empfohlen. Lesarten zu Christine Brückners Poenichen-Trilogie. Eine rezeptionsästhetische Studie, 1995.
Paweł Zimniak, Die verlorene Zeit im verlorenen Reich. Christine Brückners Familiensaga und Leonie Ossowskis Familienchronik, 1995.
Dietmar Pertsch, Deutsch-polnische Begegnungen im Spiegel der Literatur. Eine kleine Literaturgeschichte zum Verhältnis von Deutschen und Polen in Werken deutschsprachiger Erzähler des 20. Jahrhunderts über die heute in Polen gelegenen, einstmals deutschen Gebiete Ost- und Westpreußen, Danzig, Hinterpommern und Schlesien, 1996.
Karin Müller, „Das Leben hält sich oft eng an die Literatur“. Die Archetypen in den Poenichen Romanen Christine Brückners, 2000.
Elwira Pachura, Polen, die verlorene Heimat. Zur Heimatproblematik bei Horst Bienek, Leonie Ossowski, Christa Wolf, Christine Brückner, 2002.
Friedrich W. Block, Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner. „Der einzige funktionierende Autorenverband“, 2007.
Dietlinde Schmalfuß-Pflicht, Fingerübungen. Die Schriftstellerinnen Brigitte Reimann und Christine Brückner in ihren Briefen, 2011.
Aufsätze und Beiträge:
Werner Schubert, „Quid dolet haec?“. Zur Sappho-Gestalt in Ovids „Heroiden“ und Christine Brückners „Ungehaltenen Reden ungehaltener Frauen“, in: Antike und Abendland. Beiträge zum Verständnis der Griechen und Römer und ihres Nachlebens (1985), S. 76–96.
Kathleen L. Komar, Klytemnestra in Germany. Re-visions of a Female Archetype by Christa Reinig and Christine Brückner, in: The Germanic Review. Literature, Culture, Theory 96 (1994), S. 20–27.
Johanna W. Roden, „Hat der Mensch Wurzeln?“. Der Heimatbegriff in Christine Brückners „Poenichen-Romanen“, in: Herbert Herzmann (Hg.), Literaturkritik und erzählerische Praxis. Deutschsprachige Erzähler der Gegenwart, 1995, S. 187–191.
Bodo Heimann, Krieg, Flucht und Nachkriegszeit in Christine Brückners „Poenichen“-Roman-Trilogie, in: Carsten Gansel (Hg.), Reden und Schweigen in der deutschsprachigen Literatur nach 1945, 2006, S. 258–271.
Jadwiga Pecko, Die Kraft der pommerschen Landschaft in den Poenichen-Romanen von Christine Brückner, in: Lech Kolago/Katarzyna Grzywka-Kolago/Małgorzata Kosacka/Robert Małecki (Hg.), Deutsch-polnische Beziehungen in Kultur und Literatur, Bd. 9, 2017, S. 163–173.
Sunhild Galter, Katharina von Bora, die Lutherin, in „Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ von Christine Brückner, in: Carmen Elisabeth Punchianu (Hg.), „Es ist keine Lehre so närrisch oder schändlich, die nicht auch Schüler und Zuhörer finde“. Luthers Reformation und deren Wirkung auf Kultur, Literatur und Sprache im deutschsprachigen Raum Mittel- und Südosteuropas, 2018, S. 89–98.
Fotografien, Privatbesitz, Archiv im Dichterhaus Brückner-Kühner, Hans-Böckler-Str. 5, Kassel.