Andreas-Friedrich, Ruth
- Lebensdaten
- 1901 – 1977
- Geburtsort
- Schöneberg bei Berlin
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Journalistin ; Schriftstellerin ; Widerstandskämpferin
- Normdaten
- GND: 118502913 | OGND | VIAF: 2479340
- Namensvarianten
-
- Behrens, Ruth
- Friedrich, Ruth
- Andreas-Friedrich, Ruth
- Behrens, Ruth
- Friedrich, Ruth
- Andreas Friedrich, Ruth
- Friedrich, Ruth Andreas-
- Seitz, Ruth
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Andreas-Friedrich, Ruth (geborene Ruth Behrens, verheiratete Ruth Friedrich, verheiratete Ruth Seitz)
1901 – 1977
Journalistin, Schriftstellerin, Widerstandskämpferin
Die Journalistin Ruth Andreas-Friedrich war seit dem Novemberpogrom 1938 mit ihrem Lebensgefährten Leo Borchard (1899–1945) Mittelpunkt der Berliner Widerstandsgruppe „Onkel Emil“. Der Freundeskreis unterstützte Juden, arbeitete mit anderen Oppositionellen (Kreisauer Kreis) zusammen und beteiligte sich an Protesten gegen das NS-Regime.
Lebensdaten
Geboren am 23. September 1901 in Schöneberg bei Berlin Gestorben am 17. September 1977 (Suizid) in München Grabstätte in München -
Autor/in
→Wolfgang Benz (Berlin)
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Zitierweise
Benz, Wolfgang, „Andreas-Friedrich, Ruth“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118502913.html#dbocontent
Andreas-Friedrich wuchs in Metz und Magdeburg auf, wo sie bis Ostern 1918 ein Lyzeum besuchte. Sie verbrachte Jugendjahre bei der Großmutter mütterlicherseits in Breslau und absolvierte hier von 1920 bis 1922 eine Ausbildung zur Wohlfahrtspflegerin. Eine 1922 begonnene Buchhandelslehre brach sie 1923 ab und ging nach Berlin, wo sie mit Artikeln für Provinzzeitungen erste Versuche als Journalistin unternahm. Ihrem ersten Ehemann, dem späteren Generaldirektor der Phönix AG Otto Andreas Friedrich (1902–1975), blieb sie zeitlebens freundschaftlich verbunden und nahm nach der Scheidung 1930 den Namen „Andreas-Friedrich“ an.
Seit 1931 war Andreas-Friedrich Mitarbeiterin des Berliner Ullstein-Verlags, für den sie Feuilletons und Ratgeberkolumnen für ein weibliches Publikum verfasste. Hier wurde der Redakteur Friedrich Kroner (1889–1952) zu einem Förderer und Mentor. 1931 begann sie eine Beziehung mit den russisch-deutschen Dirigenten Leo Borchard (1899–1945) und war nach der nationalsozialistischen Machtübernahme seit 1933 als freie Journalistin für mehrere (Frauen-)Zeitschriften tätig. Entscheidend für ihren Entschluss, sich dem Widerstand gegen das NS-Regime anzuschließen, wurde das Novemberpogrom 1938.
In der Folgezeit wurden die Wohnungen von Andreas-Friedrich und Borchard in Berlin-Steglitz zum Mittelpunkt eines Freundeskreises, der als Gruppe „Onkel Emil“ materielle, ärztliche und emotionale Hilfe für politisch und rassisch Verfolgte leistete. In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs beteiligte sich die bildungsbürgerlich geprägte Gruppe auch an öffentlichen Protestaktionen gegen das Regime. Zu ihren Mitgliedern zählten u. a. die Mediziner Fritz von Bergmann (1907–1982), Christiane von Bergmann (geb. 1907) und Walter Seitz (1905–1997), der Landgerichtsrat Günther Brandt (1894–1968), der evangelische Theologe Harald Poelchau (1903–1972), der Jurist Hans Peters (1896–1966) und die Journalistin Susanne Simonis (1904–1977). Verbindungen bestanden zum „Kreisauer Kreis“ und zu kommunistischen Gruppen, darunter der „Roten Kapelle“.
Andreas-Friedrich, die selbst keine Verfolgte des NS-Regimes war, wurde im September 1939 Redakteurin der Zeitschrift „Die junge Dame“, die 1943 mit zwei anderen Magazinen zu der regimekonformen Zeitschrift „Kamerad Frau“ fusionierte. Von September 1943 bis September 1944 als deren Hauptschriftleiterin tätig, war Andreas-Friedrich mitverantwortlich für die Kriegs- und Durchhaltepropaganda des Blattes, verfasste jedoch selbst keine entsprechenden Artikel.
Kurz nach ihrem Eintritt in die SPD gab Andreas-Friedrich von November 1945 bis Herbst 1946 mit Helmut Kindler (1912–2008) und Heinz Ullstein (1893–1973) die Frauenzeitschrift „sie“ unter US-Lizenz heraus. Ohne Fortune blieb sie als alleinige Herausgeberin von „Lilith. Die Zeitschrift für junge Mädchen und Frauen“, die seit November 1947 erschien und nach einem Jahr infolge von Währungsreform und Berlin-Blockade eingestellt wurde. 1947 veröffentlichte Andreas-Friedrich in englischer Sprache ihre als Tagebuch stilisierte Chronik der Widerstandsgruppe unter dem Titel „Berlin Underground“. Im selben Jahr erschien die deutsche Ausgabe „Der Schattenmann“, die bis in die 1980er Jahre Neuauflagen erlebte und als atmosphärisch dichte und authentische Schilderung der Aktivitäten des Freundeskreises „Onkel Emil“ gelten kann, obwohl es sich nicht um ein chronologisches Tagebuch handelt.
Ende 1948 übersiedelte Andreas-Friedrich nach München, wo sie als freie Journalistin v. a. für die Frauenzeitschrift „Constanze“ tätig war. In den 1950er und 1960er Jahren veröffentliche sie neben Gedicht- und Spruchsammlungen zahlreiche, v. a. an weibliches Publikum gerichtete Ratgeber zu den Themen Partnerschaft und Liebe aber auch zur populären Psychologie.
1988 | Gedenktafel am Haus Hünensteig 6, Berlin-Steglitz (Onlineressource) |
1990 | Ruth-Andreas-Friedrich-Park mit Gedenkstein, Am Fichtenberg, Berlin-Steglitz |
2002 | „Gerechte unter den Völkern“, Yad Vashem, Jerusalem |
Nachlass:
nicht bekannt.
Monografien:
Berlin Underground. 1938–1945, 1947, Taschenbuchausg. 1989.
Der Schattenmann. Tagebuchaufzeichnungen 1938–1945, 1947, leicht gek. Neuausg mit einem Nachw. v. Klaus Drobisch 1972, Neudr. 1983, 31984, Taschenbuchausg. 1986.
Ruth Andreas-Friedrich/Niels P. Christensen, Glücklich zu zweit. Mit Illustrationen v. Eva Kausche-Kongsbak, 1956.
Woher kommen die kleinen Kinder? Ein Constanze Kinderbuch. Mit Zeichnungen v. Jochen Bartsch, 1957, Neudr. 1963.
Ursprung und Sinn der Träume. Hinweise zur Selbstdeutung, 1958.
Schauplatz Berlin. Ein deutsches Tagebuch, 1962.
Zum freudigen Ereignis. Besinnliches und Heiteres für junge Mütter, 1963.
Wege aus der Einsamkeit, 1966.
Schauplatz Berlin. Tagebuchaufzeichnungen 1945 bis 1948. Mit einem Nachw. v. Jörg Drews, 1984, 21985, Taschenbuchausg. 1986, engl. 1990.
Ratgeber:
Haben Sie einen schwachen Punkt? Gymnastische Ratschläge und kosmetische Regeln zur Behandlung körperlicher Mängel, 1941.
Wir wollen heiraten! Ein Büchlein von den kleinen und großen Sorgen vor und in der Ehe. Zeichnungen v. Ruth Bötel, 1941.
Glücklich verliebt, glücklich verlobt. Ein Ratgeber für Liebesleute und solche, die es werden wollen. Zeichnungen v. Ruth Bötel, 1942.
So benimmt sich die junge Dame. 1000 Antworten auf 1000 Fragen des Benehmens, 1950, Neuausg. 1953, 31956.
ABC für Verliebte. Kleine Anweisung zur glücklichen Zweisamkeit, 1954.
Ein reizender Abend. Tausend Tips für frohe Feste, 1954, 51964.
Die Überwindung der Lebenskrisen, 1955, Neuausg. 1969.
Jung durch Gymnastik. Mit Illustrationen v. Jochen Bartsch und Ruth Scholz-Peters, 1957, Neudr. 1962.
Schlank durch Diät. Mit Illustrationen v. Jochen Bartsch, 1957.
Gesund und hübsch durchs Jahr. Illustrationen v. Jochen Bartsch, 1960.
Benimm dich, Geliebte. Ein Liebes-Knigge für Geübte und Ungeübte. Illustrationen v. Irma Wagensommer, 1964.
Anthologien:
Aberglauben in der Liebe, 1935.
Lieder, die die Welt erschütterten. Historische Lieder aus 4 Jahrhunderten, 1935.
Wiegenlieder. Buchschmuck v. Marianne Scheel, 1938, 21953.
Ich bin dir nah. Stufen der Liebe. Eine Sammlung, 1958.
Das gute Wort. Eine Spruchsammlung für jeden Tag des Jahres, 1961.
Zur guten Besserung, 1966.
Für jeden Tag ein gutes Wort. Ein Begleiter durchs Jahr, 1979, 41981.
Übersetzung:
Frans August Larson, Die Mongolei und mein Leben mit den Mongolen. Aus dem Englischen v. Ruth Andreas-Friedrich, 1936.
Karin Friedrich, Zeitfunken. Biographie einer Familie, 2000.
Susanne Beer/Marten Düring, Hilfe für jüdische Verfolgte im Nationalsozialismus. Biographische und sozialstrukturelle Zugänge am Beispiel der Berliner Helferin Ruth Andreas-Friedrich, in: Medaon. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung 5 (2011), Nr. 9, S. 1–17. (Onlineressource)
Deborah Barton, Rewriting the Reich. German Women Journalists as Transnational Mediators for Germany's Rehabilitation, in: Central European History 51 (2018), Nr. 4, S. 563–584.
Wolfgang Benz, Protest und Menschlichkeit. Die Widerstandsgruppe „Onkel Emil“ im Nationalsozialismus, 2020.
Fotografie, ca. 1930, Abbildung in: Wolfgang Benz, Protest und Menschlichkeit. Die Widerstandsgruppe „Onkel Emil“ im Nationalsozialismus, 2020, S. 15.