Loewit, Moritz
- Lebensdaten
- 1851 – 1918
- Geburtsort
- Prag
- Sterbeort
- Innsbruck
- Beruf/Funktion
- Pathologe
- Konfession
- jüdisch?
- Normdaten
- GND: 117677426 | OGND | VIAF: 40162095
- Namensvarianten
-
- Loewit, Moritz
- Löwit, Moritz
- Löwit, M.
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Loewit, Moritz
Pathologe, * 17.10.1851 Prag, † 8.10.1918 Innsbruck.
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Genealogie
V →Wolf (1814–66, isr.), Großkaufm. in P., S d. Kaufm. Löwi († 1848) in Velešice u. d. Theresia Kichler;
M Henriette (1818–61), T d. Ahron Osterreicher u. d. Rosalie Finke;
⚭ 1889 Sidonie Frenkl;
1 S, 1 T. -
Biographie
Nach seiner Promotion zum Dr. med. in Prag 1877 war L. bis 1879 Assistent an der Med. Klinik der dortigen Universität. 1880 erhielt er an dem neuerrichteten Prager Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie eine Assistentenstelle bei Philipp Knoll. Innerhalb kurzer Zeit verfaßte L. mehrere wissenschaftliche Arbeiten und erlangte bereits 1882 die Venia docendi für Allgemeine und Experimentelle Pathologie. 1887 wurde er für die 1886 gegründete Lehrkanzel für Allgemeine und Experimentelle Pathologie in Innsbruck vorgeschlagen (neben →Gustav Gärtner) und auch berufen; 1890 erhielt er die o. Professur. Das Amt eines Senators der Med. Fakultät bekleidete er in den Studienjahren 1892/93-1893/94 sowie 1896/97, Dekan war er 1895/96, 1902/03 und 1910/11.
Das schon während seiner Studienzeit am Physiologischen Institut in Prag bei →Ewald Hering geweckte Interesse an experimentellen Forschungen bestimmte L.s spätere Arbeitsrichtung. Bei seiner Berufung nach Innsbruck fand er ein äußerst ärmlich ausgestattetes Institut vor. Gerade der Mangel an Instrumenten zwang ihn, sich mit dem apparativ relativ anspruchslosen Gebiet der Hämatologie zu befassen, auf dem er in seiner Prager Zeit bereits ansehnliche Erfolge erzielen konnte: Publikationen über Blutplättchen, Blutgerinnung, Leukämie u. a. folgten. L. prägte auch den Terminus „Leukopenie“ (die Verminderung der Granulozyten). Seine Publikation über die Ätiologie der Leukämie blieb nicht unwidersprochen, da er die Meinung vertrat, das Primäre an dieser Krankheit sei ein durch Parasiten hervorgerufener gesteigerter Leukozytenzerfall (diese Hypothese brachte ihm u. a. auch die Gegnerschaft Rudolf Virchows ein). L.s im Vorwort dieser Monographie geäußerte Wunsch, daß sich an die ätiologisch ausgerichtete Pathologie bald auch eine ätiologische Therapie anschließen möge, hat sich heute bereits großteils erfüllt. Dennoch sind diese hämatologischen Forschungen, die ihm gewiß auch berechtigte Polemiken einbrachten, gerade deshalb so beachtenswert, da die grundlegenden Probleme zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend ungeklärt und kontrovers waren. Das durch ständiges Mikroskopieren geschwächte Sehvermögen L.s zwang ihn schließlich, sich dem Gebiet der Immunologie zuzuwenden. Er konnte ferner mit seinem Assistenten Gustav Bayer nachweisen, daß bei Tieren „echter Diabetes“ nur nach Entfernung des Pankreas entstehe. Experimentelle Analysen der Symptome des anaphylaktischen Schockes im Tierversuch konnten den Unterschied zu anderen „anaphylaktoiden“ Vergiftungszuständen klären.
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Werke
Über Neubildung u. Zerfall weißer Blutkörperchen, in: SB d. Ak. d. Wiss. Wien, Math.-naturwiss. Kl. 92, 1885, 3. Abt., 2. H., S. 22-141;
Stud. z. Physiol. u. Pathol. d. Blutes u. d. Lymphe, 1892;
Vorlesungen üb. allg. Pathol., 1897;
Die Leukämie als Protozoeninfektion, 1900;
Infektion u. Immunität, hrsg. v. G. Bayer, 1921. -
Literatur
G. Bayer, in: Wiener klin. Wschr. 31, 1918, S. 1357 f.;
K. Helly, in: Cbl. f. Allg. Pathol. u. Patholog. Anatomie 30, 1919, S. 73 ff.;
Th. Wense, Lehrkanzel u. Inst. f. Allg. u. Experimentelle Pathol., in: 100 J. med. Fak. Innsbruck, 1869–1969, 2. T.: Gesch. d. Lehrkanzeln, Institute u. Kliniken, hrsg. v. H. Huter, 1969, S. 255 ff. (P);
ÖBL;
Fischer. -
Porträts
Phot. (Inst. f. Gesch. d. Med. d. Univ. Wien).
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Autor/in
Helmut Leitner -
Zitierweise
Leitner, Helmut, "Loewit, Moritz" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 111-112 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117677426.html#ndbcontent