Müller, Günther
- Lebensdaten
- 1890 – 1957
- Geburtsort
- Augsburg
- Sterbeort
- Honnef
- Beruf/Funktion
- Germanist ; Literaturwissenschaftler ; Philologe ; Literarhistoriker
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 117588407 | OGND | VIAF: 52471110
- Namensvarianten
-
- Mürr, Günther (Pseudonym)
- Müller, Günther
- Mürr, Günther (Pseudonym)
- mürr, günther
- Müller, Günther
- Mueller, Guenter
- Mueller, Guenther
- Mueller, Günther
- Müller, G.
- Müller, Günter
- Müller, Günther Hermann Ferdinand
- Mürr, Günther
- Müller, Günter
- Mürr, Günter (Pseudonym)
- mürr, günter
- Mueller, Günter
- Müller, Günter Hermann Ferdinand
- Mürr, Günter
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Müller, Günther (Pseudonym Günther Mürr)
Germanist, Literaturwissenschaftler, * 15.12.1890 Augsburg, † 9.7.1957 Honnef oder Bonn. (evangelisch, seit 1920 katholisch)
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Genealogie
V →Carl Müller-Rastatt (1861–1931, kath.), Schriftst. u. Redakteur (s. Kosch, Biogr. Staatshdb., Kosch, Lit.-Lex.³), S e. preuß. Proviantamtsdir.;
M Ella Sophie Elise Leonhardt (1867–1935, ev.), T e. brem. Großkaufm.; Gr-O →Gustav Brugier (1829–1903), Dr. theol. h. c., Münsterpfarrer in Konstanz, Lit.historiker (s. BJ VIII);
– ⚭ 1) 1917 Marie (* 1886), T d. Landrats Franz Rotzoll, 2) 1947 Helene (Elena) (* 1909), Dr. (s. W), T d. Postinsp. Berthold Kromer. -
Biographie
Nach dem Studium in Würzburg, München, Leipzig und vor allem in Göttingen bei →Edward Schröder und →Edmund Husserl, nach Kriegsdienst und Gymnasiallehrertätigkeit promovierte M. 1921 in Göttingen mit einer Arbeit über „Brentanos Romanzen vom Rosenkranz, Magie und Mystik in romantischer und klassischer Prägung“ (1922). Bereits ein Jahr später folgte die Habilitation mit den „Studien zum Formproblem des Minnesangs“ (in: DVjS 1, 1923, S. 61-103). 1925 wurde M. nach Fribourg (Schweiz) berufen. Seit 1930 lehrte er in Münster deutsche Literaturgeschichte, bis er sich unter dem Druck der Nationalsozialisten 1943 in den Ruhestand versetzen ließ. 1946-56 war M. Ordinarius in Bonn.
M. trat zunächst als expressionistischer Lyriker und Mitarbeiter der Zeitschrift „Sturm“ hervor. Für sein wissenschaftliches Werk haben Dissertation und Habilitationsschrift früh den Rahmen abgesteckt, was die Wahl von Gegenstand und Fragestellung betrifft. In zeitlicher Hinsicht bilden Mystik, Renaissance, Barock und Romantik Schwerpunkte seiner Forschungen, die sich in zahlreichen Aufsätzen, Editionen und in den großen geistesgeschichtlichen Zusammenhangsdarstellungen „Deutsche Dichtung von der Renaissance bis zum Ausgang des Barock“ (1927, Neudr. 1957) und „Geschichte der deutschen Seele, Vom Faustbuch zu Goethes Faust“ (1939, erg. ³1967) niederschlugen. Die zusammen mit dem Altgermanisten →Hans Naumann verfaßte Monographie „Höfische Kultur“ (1929) rückt die „Idee des Höfischen“, weniger die soziohistorischen Verhältnisse ins Blickfeld und erinnert zugleich nachdrücklich an die konstitutive Rolle der Rhetorik für die Barockliteratur. Der Versuch, ideen- und formgeschichtliche Problemstellungen zu verbinden, charakterisiert auch M.s Arbeiten zur Gattungsgeschichte („Geschichte des deutschen Liedes vom Zeitalter des Barock bis zur Gegenwart“, 1925, ²1961).
Nach seiner Konversion zählte M. bald zu den wichtigsten Vertretern einer kath. Literaturwissenschaft. 1926-39 gab er das „Literaturwissenschaftliche Jahrbuch der Görres- Gesellschaft“ (9 Bde.) heraus. Seine weltanschauliche Position brachte ihn Mitte der 30er Jahre in Konflikt mit den NS-Machthabern, was ihn zunächst die Prüfungsberechtigung und später den Lehrstuhl kostete. Gleichwohl beteiligte er sich am „Kriegseinsatz der Germanistik“ („Die Grundformen der deutschen Lyrik“, in: Von deutscher Art und Dichtung V, 1941, S. 95-135). Die Frage nach der spezifischen „Seinsweise von Dichtung“, die zur Rezeption der phänomenologischen Kunstbetrachtung Roman Ingardens führt, und die intensive Beschäftigung mit Goethe, besonders mit seinen naturwissenschaftlichen Schriften, markieren den Übergang von der Geistesgeschichte zur werkimmanenten Interpretation, ohne daß sich die Orientierung an organologischen Konzepten und die lebensphilosophische Fundierung ändern. M. setzte sich für eine „morphologische Literaturwissenschaft“ ein, für eine Erforschung dichterischer Bauformen. Seine Überlegungen über „Die Bedeutung der Zeit in der Erzählkunst“ (1947) mit ihrer Unterscheidung von „Erzählzeit“ und „erzählter Zeit“ wirkten geradezu schulbildend.|
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Auszeichnungen
Dr. phil. h. c. (Cambridge 1949).
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Werke
Weitere W Der Entrückte, Rhythmen v. Günther Mürr, 1913;
Dt. Dichten u. Denken v. MA bis z. Neuzeit, Dt. Lit.gesch. v. 1270-1700, 1934;
Schicksal u. Saelde, Der Mensch im ird. Geheimnis, 1939;
Die Gestaltfrage in d. Lit.wiss. u. Goethes Morphol., 1944;
Kleine Goethebiogr., 1947, ⁵1963;
Gestaltung – Umgestaltung in Wilhelm Meisters Lehrjahren, 1948;
Morpholog. Poetik, Ges. Aufsätze, In Verbindung mit H. Egner hrsg. v. Elena Müller, 1968. – Hrsg.: J. Görres, Geistesgeschichtl. u. literar. Stud., 1926;
F. Schlegel, Von d. Seele, 1927;
H. Assmann Frhr. v. Abschatz, Anemons u. Adonis Blumen, 1929;
Goethe, Maximen u. Reflexionen, 1946. – Übers.: Das Leben d. Hl. Anselm v. Canterbury, Beschr. v. seinem Schüler u. unzertrennl. Begleiter, d. Mönch Eadmer, 1923. | -
Nachlass
Nachlaß: Dt. Lit.archiv, Marbach.
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Literatur
Gestaltprobleme d. Dichtung, G. M. zu seinem 65. Geb.tag, hrsg. v. R. Alewyn, H.-E. Hass u. C. Heselhaus, 1957 (W);
F. Martini, in: Jb. d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung, 1957, S. 147-55;
H.-E. Hass, in: Euphorion 52, 1958, S. 97-111;
Briefwechsel zw. G. M. u. H. Pyritz (mit e. Vorbemerkung v. R. Gruenter), ebd. 54, 1960, S. 170-85;
P. Schmidt u. H.-E. Hass, G. M. 1890-1957, in: Bonner Gelehrte, Btrr. z. Gesch. d. Wiss. in Bonn, Sprachwiss., 1970, S. 134-50 (P);
P. Deghaye, De Husserl à G. M., in: Études Germaniques 20, 1965, S. 366-69;
Hans-Harald Müller, Barockforschung, Ideol. u. Methode, Ein Kap. dt. Wiss.gesch. 1870-1930, 1973, S. 177 ff;
N. Krenzlin, Das Werk „rein f. sich“, Zur Gesch. d. Verhältnisses v. Phänomenol., Ästhetik u. Lit.wiss., 1979, S. 133 ff.;
R. Baasner, G. M.s|morpholog. Poetik u. ihre Rezeption, in: Zeitenwechsel, hrsg. v. W. Barner u. Ch. König, 1996, S. 256-67;
Kosch, Lit.-Lex.³. -
Autor/in
Holger Dainat -
Zitierweise
Dainat, Holger, "Müller, Günther" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 395-397 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117588407.html#ndbcontent