Stauda, Johannes
- Lebensdaten
- 1887 – 1972
- Geburtsort
- Urfahr bei Linz (Oberösterreich)
- Sterbeort
- Lohr/Main
- Beruf/Funktion
- Verleger ; Schriftsteller ; Pädagoge
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 117220825 | OGND | VIAF: 27842788
- Namensvarianten
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- Stauda, Johannes
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Stauda, Johannes
Verleger, Schriftsteller, * 27.2. 1887 Urfahr bei Linz (Oberösterreich), † 8. 9. 1972 Lohr/Main, ⚰ Hafenlohr/Main. (katholisch)
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Genealogie
Aus dt.böhm. Fam.;
V Anton (* 1861), aus Ketzelsdorf b. Königinhof /Elbe, ltd. Beamter d. Handelskammer in Eger (s. W); M Franziska N. N. (* 1866), aus Weseritz b. Tepl (Egerland);
⚭ Maria (1899–1980), T d. →Hermann Buyten, Möbelfabr. in Düsseldorf, u. d. Luise Faßbender; kinderlos;
N d. Ehefrau Hans-Joachim Buyten (* 1924), in Wertheim/Main (s. W). -
Biographie
Nach der Volksschulzeit in Weseritz und dem Besuch des Gymnasiums in Chemnitz, Dresden und Berlin studierte S. in Berlin und Prag Germanistik und Klassische Philologie. Seit 1913 war er hauptberuflich als Gymnasiallehrer in Eger tätig, vorübergehend in Asch und Prag. Bereits in Berlin hatte er Kontakt mit dem Steglitzer Wandervogel. In Prag wurde er Mitglied der akad. Abstinentenschaft „Freiland“ und gründete gemeinsam mit dem späteren Lehrer →Hans Mautschka (1888–1914) Ostern 1911 die erste Prager Wandervogelgruppe. 1913 übernahm S. die Schriftleitung des dt.böhm. Fahrtenblattes „Burschen heraus!“. Aus gesundheitlichen Gründen vom Militärdienst befreit, engagierte er sich auch während des 1. Weltkriegs für den Österr. Wandervogel und nahm im Aug. 1918 am „Bundestag“ in Krumau teil.
Nach dem Zerfall der Donaumonarchie und der Bildung der Tschechoslowakei trafen sich S. und andere Wandervogelführer (darunter Karl Metzner, Otto Kletzl und Heinz Rutha) in Aussig, wo sie am 5. 1. 1919 die „Schreckensteiner Grundsätze“ verabschiedeten, mit denen sie für die „Erneuerung des Deutschtums“ in der Tschechoslowakei eintraten und den „Böhmerlandbund“ gründeten. Ein Jahr später wurde mit den „Mährisch-Altstädter Leitgedanken“ die „innere Befreiung“ des dt. „Volksstammes“ und seine „umfassende Erneuerung“ als „oberstes Ziel“ formuliert.
Umgesetzt wurde das Vorhaben durch die Bildung verschiedener „Arbeitsämter“ u. a. für Jugend, Rechtswesen, Erziehung und Auslandsarbeit. Im gesamten dt. Sprachgebiet bekannt wurde die von Walther Hensel (eigtl. Julius Janiczek, 1887–1956) geleitete „Finkensteiner“ Singbewegung. Neben dem „Landeshauptmann“ in Prag war der von S. 1919 in Eger gegründete „Böhmerland-Verlag“ die wichtigste organisatorische Stütze der Bewegung. Hier gab er die „Böhmerlandblätter für Volk und Heimat“ und seit 1920 das von Kletzl redigierte „Böhmerlandjahrbuch“ heraus.
1924 führte S.s politische Tätigkeit zur Entziehung seiner Verlagslizenz durch die tschechoslowak. Regierung und zu seiner vorzeitigen Pensionierung als Lehrer. Ein Jahr später löste sich die Böhmerlandbewegung auf. S. setzte sein Engagement für den Volkstumskampf durch die Gründung des Johannes-Stauda-Verlags in Augsburg, später in Kassel-Wilhelmshöhe fort. Die Auslieferung in der ČSR erfolgte durch die „Literarische Adalbert-Stifter-Gesellschaft“ in Eger. Im neuen Verlag publizierte er nunmehr das „Sudetendeutsche Jahrbuch“, außerdem Monographien wie „Das Erwachen der Sudetendeutschen“ von Josef Pfitzner (1926) und „Die Dichtung der Sudetendeutschen in den letzten fünfzig Jahren“ von Josef Mühlberger (1929). Gemeinsam mit letzterem gab er die Zweimonatsschrift „Witiko, Zeitschrift für Kunst und Dichtung“ heraus (Eger, 1928,|1929 u. 1931). 1934 wurde der Stauda-Verlag vom Bärenreiter-Verlag übernommen. S. kehrte in den Schuldienst zurück und unterrichtete zunächst privat in Duppau, später in Eger. Im Herbst 1938 trat er erneut in den Staatsdienst ein. Nach der Zwangsaussiedlung 1945 unterrichtete er bis zur Pensionierung am Gymnasium Lohr am Main (1952).
S. war Mitglied der Sudetendeutschen Partei und der NSDAP. Nach der Vertreibung engagierte er sich in Vertriebenenverbänden (Sudetendeutsche Landsmannschaft, Ackermann-Gemeinde, Egerländer Gmoi). Posthum erschien sein zweibändiges Werk „Der Wandervogel in Böhmen 1911–1920“ (T. 1: Darstellung, 1975, T. 2: Quellen u. Vermerke, 1978).
S. setzte sich durch seine Tätigkeit in der Jugendbewegung, im Lehrberuf und als Verleger nachdrücklich für den Zusammenhalt der nach dem 1. Weltkrieg zur Minderheit gewordenen dt. Bevölkerung der Tschechoslowakei ein. Seine Kontakte reichten von dezidiert dt.nationalen, auf Eigenständigkeit und „Rassenreinheit“ dringenden Kreisen, die zu Wegbereitern der Nationalsozialisten wurden, bis zu kulturell und national aufgeschlossenen Deutschen, die einen Ausgleich mit der tschech. Bevölkerung suchten.
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Werke
3 Jahre Böhmerland-Verlag 1919–1922, 1922;
Kurze Gesch. d. kulturellen Lebens in Eger, Sonderdr. Egerer Ztg., 1957;
Das Böhmerland (geschr. 1943/44), in: Sudetenland, Vjschr. f. Kunst, Lit., Wiss. u. Volkstum, 17. Jg., 4/1975, S. 279–83;
– Teilnachlässe:
Státní okresní archiv Cheb (Eger), Fond Nr. 7, Johannes u. Anton S. (1891–1945, 27 Kartons;
Collegium Carolinum, München (4 Kartons mit Ztg.ausschnitten, Exzerpten, Entwürfen u. e. Zettelkasten);
Ostwürtt. Schriftgutarchiv, Heubach-Lautern (Briefwechsel mit Josef Mühlberger, ca. 700 Briefe 1927–72);
Privatbes. Hans-Joachim Buyten, Wertheim. -
Literatur
E. Leibl, Die Böhmerlandbewegung, in: Sudetenland, Vjschr. f. Kunst, Lit., Wiss. u. Volkstum, 9. Jg., 1/1967, S. 41–47;
K. Oberdorffer, J. S., Gymn.lehrer u. Verleger, ebd. 17. Jg., 1/1973, S. 49–53;
K. Vötterle, Fünfzig J. Finkenstein, ebd., 19. Jg., 3 /1975, S. 195;
K. Oberdorffer, Heimatl. Kulturpol. vor fünfzig Jahren, J. S. z. 80. Geb.tag, in: Sudetendt. Ztg. v. 10. 3. 1967, S. 6;
J. Mühlberger, Die Zs. „Witiko“, e. Kapitel sudetendt. Geistesgesch., in: Deutsche u. Tschechen, Btrr. zu Fragen d. Nachbarschaft zweier Nationen, hg. v. Adalbert-Stifter-Ver., 1971, S. 40–50;
G. v. Zombat, Der Mitbegründer d. Österr. u. Dt.böhm. Wandervogels u. d. Böhmerlandbewegung ist heimgegangen, in: Der Neue Bund, 21. Jg., 1972, Folge 4, S. 212 f.;
R. Hemmerle, 100. Geb.tag, J. S. u. d. Böhmerland-Bewegung, in: Mitt. d. Sudetendt. Archivs, 86. Folge, Jan.-März 1987, S. 53–55;
H. Wessely, Entstehung u. Wirkung d. sudetendt. Wandervogels 1910–1938, in: P. Becher (Hg.), Dt. Jugend in Böhmen 1918–1938, 1993, S. 56–62;
A. Luh, Sudetendt. Jugendbünde u. ihr Einfluß auf Politik u. Verbände in d. Ersten Tschechoslowak. Rep., ebd., S. 141–65;
A. Hohmeyer, „Über alle nationalistischen Grenzen hinweg . . .“, Dt.sprach. lit. Zss. in d. böhm. Ländern n. 1918, in: Sudetendt. Landsmannschaft Landesgruppe Hessen, Kulturbrief Nr. 10, 2002;
Ch. Jacques, Über d. Erfindung d. Sudetendeutschtums, J. S., e. sudetendt. Verleger, in: H. H. Hahn (Hg.), Hundert J. sudetendt. Gesch., Eine völk. Bewegung in drei Staaten, 2007, S. 193–205;
K. Pohl, Adalbert Stifter, ein sudetendt. Heimatdichter? Zur pol. Instrumentalisierung e. Schriftst., in: Stifter Jb., NF 22, 2008, S. 69–100, bes. S. 76–82;
Wi. 1935;
Biogr. Lex. Böhmen;
Egerländer Biogr. Lex.;
MGG ² . -
Autor/in
Peter Becher -
Zitierweise
Becher, Peter, "Stauda, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 79-80 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117220825.html#ndbcontent