Lebensdaten
1901 – 1982
Geburtsort
Bonn
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Mediziner ; Arzt ; Hochschullehrer ; Pharmakologe
Konfession
evangelisch-lutherisch, seit den frühen 1940er Jahren römisch-katholisch
Normdaten
GND: 117183148 | OGND | VIAF: 67236306
Namensvarianten
  • Jores, Arthur
  • Jores, Art(h)ur Theodor
  • Jores, Artur
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Jores, Artur, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117183148.html [06.10.2024].

CC0

  • Seit 1927 leistete Arthur Jores über mehr als fünf Jahrzehnte entscheidende Beiträge zur Gründung der Fachbereiche Endokrinologie, biologische Rhythmen und Psychosomatik. An der Hamburger Universität wirkte er als Professor für Innere Medizin, Klinikdirektor und von 1950 bis 1953 als Rektor und Prorektor.

    Lebensdaten

    Geboren am 10. Februar 1901 in Bonn
    Gestorben am 11. oder 12. September 1982 in Hamburg
    Konfession evangelisch-lutherisch, seit den frühen 1940er Jahren römisch-katholisch
    Arthur Jores (rechts), BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Timpe (InC)
    Arthur Jores (rechts), BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Timpe (InC)
  • Lebenslauf

    10. Februar 1901 - Bonn

    bis 1920 - Kiel

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    1920 - 1925 - Kiel; München

    Studium der Humanmedizin

    Universität

    1925 - Kiel

    Promotion (Dr. med.)

    Universität

    1927 - 1927 - Hamburg

    Volontärassistent

    Pathologisches Institut des Allgemeinen Krankenhauses Barmbeck

    1927 - 1928 - Ostasien

    Schiffsarzt

    1928 - 1932 - Hamburg

    Assistenzarzt; seit 1931 Sekundärarzt

    Städtisches Krankenhaus Altona

    1932 - 1933 - Rostock

    Assistenzarzt

    Universität

    1933 - 1936 - Rostock

    Habilitation für Innere Medizin; Privatdozent

    Universität

    1936 - 1940 - Hamburg

    Pharmakologe

    Promonta (chemisch-pharmazeutische Fabrik)

    1941 - 1945 - Dänemark; Norddeutschland

    Arzt

    Wehrmacht

    1945 - 1946 - Hamburg

    Vertretungsprofessor für Innere Medizin

    Universität

    1946 - 1968 - Hamburg

    Professor für Innere Medizin (1949–1959 Dekan)

    Universität

    1946 - 1967 - Hamburg

    Direktor

    II. Medizinische Universitätsklinik und Poliklinik

    1950 - 1951 - Hamburg

    Rektor (1951–1953 Prorektor)

    Universität

    1968 - Hamburg

    Emeritierung

    Universität

    11. oder 12. September 1982 - Hamburg
  • Genealogie

    Vater Leonhard Jores 26.3.1866–7.2.1935 aus Bonn; aus niederrheinischer Kaufmanns- und Lehrerfamilie; Professor für Pathologische Anatomie; Rektor Universität Kiel; gest. in Kiel
    Großvater väterlicherseits Karl Jores Prokurist
    Großmutter väterlicherseits Henriette Jores, geb. Pick
    Mutter Jenny Jores, geb. Christian aus Krefeld; aus Bankiers-, Lehrer- und Professorenfamilie
    Großvater mütterlicherseits N. N. Jores Bankier
    Bruder Karl Adolf Jores geb. 27.10.1899 Jurist
    Bruder Werner Hermann Jores geb. 1906
    1. Heirat 1928
    Ehefrau Ilse Jores, geb. Budde geb. 3.9.1928 Medizinerin
    Kinder zwei Söhne
    2. Heirat 1963
    Ehefrau Johanna Jores, geb. Taube
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Jores, Artur (1901 – 1982)

    • Vater

      Leonhard Jores

      26.3.1866–7.2.1935

      aus Bonn; aus niederrheinischer Kaufmanns- und Lehrerfamilie; Professor für Pathologische Anatomie; Rektor Universität Kiel; gest. in Kiel

      • Großvater väterlicherseits

        Karl Jores

        Prokurist

      • Großmutter väterlicherseits

        Henriette Jores

    • Mutter

      Jenny Jores

      aus Krefeld; aus Bankiers-, Lehrer- und Professorenfamilie

      • Großvater mütterlicherseits

        Jores

        Bankier

    • Bruder

      Karl Adolf Jores

      geb. 27.10.1899

      Jurist

    • Bruder

      Werner Hermann Jores

      geb. 1906

    • 1. Heirat

      • Ehefrau

        Ilse Jores

        geb. 3.9.1928

        Medizinerin

    • 2. Heirat

      • Ehefrau

        Ilse Jores

        geb. 3.9.1928

        Medizinerin

  • Biografie

    Nach dem Abitur 1920 in Kiel studierte Jores gegen den Willen seines Vaters Medizin an den Universitäten in München und Kiel, wo er 1925 mit der Dissertation „Das Verhalten der Kapillaren des Herzens in Systole und Diastole“ zum Dr. med. promoviert wurde. Das Praktische Jahr absolvierte Jores in der inneren und gynäkologischen Abteilung des Krankenhauses Hamburg-Eppendorf. Anschließend arbeitete er für sechs Monate als Schiffsarzt während einer Reise nach Ostasien.

    Mit der Absicht, sich auf Gynäkologie zu spezialisieren, die ihm eine Tätigkeit in Innerer Medizin und Chirurgie ermöglichen würde, war er seit 1928 als Assistenzarzt in der Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhaus Altona unter der Leitung des Internisten Leopold Lichtwitz (1876–1943) tätig, den er als seinen Lehrer bezeichnete. Unter Lichtwitz‘ Anleitung erlernte Jores die Anwendung biochemischer Erkenntnisse in der klinischen Praxis und widmete sich dem neuen Forschungsfeld der Endokrinologie. Er untersuchte insbesondere die Hypophysenhormone und das antidiuretische Prinzip der Hypophyse sowie das Vorkommen des Melanophorenhormons im menschlichen Blutplasma.

    Nachdem Lichtwitz als Chefarzt an das Virchow-Krankenhaus in Berlin gewechselt war, ging Jores 1932 als Dozent an die Universitätsklinik in Rostock, wo er sich 1933 mit der Arbeit „Über das Melanophorenhormon und sein Vorkommen im menschlichen Blutplasma“ bei Hans Curschmann (1875–1950) für Innere Medizin habilitierte. Mit seinen Untersuchungen zum 24-Stunden-Rhythmus verschiedener vegetativer Funktionen der menschlichen Biologie leistete Jores 1935 einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Chronobiologie. Bis 1936 wirkte er als Privatdozent an der Universität Rostock, ehe er wegen seiner Kontakte zu Lichtwitz, der aufgrund seiner jüdischen Abstammung in die USA geflohen war, denunziert und entlassen wurde. Anschließend arbeitete er für Promonta, ein Hamburger Unternehmen, das auf Hormonpräparate spezialisiert war. In dieser Zeit entstand sein Lehrbuch „Klinische Endokrinologie“ (1939), das zu einem Klassiker avancierte.

    1941 zwangsrekrutiert, arbeitete Jores als Unterarzt auf einem Fliegerhorst in Ludwigslust (Mecklenburg), dann in Dänemark und Hamburg. Er musste sich in dieser Zeit wegen pazifistischer Äußerungen einem sechsmonatigen Gerichtsverfahren stellen und wurde mangels Zeugen freigesprochen. Die Kriegserfahrung und Inhaftierung hatten einen entscheidenden Einfluss auf seine philosophischen und anthropologischen Überlegungen über Krankheit und den Sinn des menschlichen Daseins.

    Im Herbst 1945 wurde Jores zum Leiter der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik in Hamburg-Eppendorf berufen, 1946 zum ordentlichen Professor für Innere Medizin ernannt und 1950 zum Rektor der Universität Hamburg gewählt. In seiner Rektoratsrede „Vom Sinn der Krankheit“ (1950) hinterfragte er die Grenzen der Naturwissenschaften in der Medizin und plädierte für die Berücksichtigung sozialer Faktoren. Gleichzeitig vertiefte er seine Forschungen und klinische Praxis in der Endokrinologie und dem biologischen Rhythmus und gründete 1953 die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie.

    In seiner klinischen Arbeit begegnete Jores immer mehr Patienten mit Krankheiten, für die sich keine körperlichen Erklärungen finden ließen, was sein Interesse an psychologischer Medizin und medizinischer Anthropologie weckte und ihn veranlasste, eine Lehranalyse zu absolvieren. Er hinterfragte die Trennung zwischen seelischen und körperlichen Erkrankungen und integrierte psychische Faktoren sowie den zugeschriebenen Sinn der Krankheit in die medizinische Diagnose. Als Universitätsklinikdirektor gründete er eine Psychosomatische Abteilung und entwickelte neben einer kritischen Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse eine psychotherapeutische Methode, die als symptomorientierte Gesprächspsychotherapie bezeichnet wurde und darauf abzielte, den Sinn von Symptomen zu ergründen. In diesem Zusammenhang entwickelte er das Konzept der menschlichen Krankheiten, die selten bei Tieren vorkommen und daher mit der Freiheit des Menschen, den Fragen nach seiner Existenz und seiner Selbstverwirklichung in Verbindung stehen. Seine ersten Vorstellungen zur Psychologischen Medizin fasste er 1955 in der Monografie „Der Mensch und seine Krankheit“ zusammen. Diesem Werk folgten Publikationen über den Sinn der Krankheit und insbesondere die Vorstellung seines psychotherapeutischen Ansatzes in „Der Asthmatiker“, veröffentlicht mit Margit von Kerékjártó (1930–2009). Demzufolge gilt er heute als einer der Mitbegründer der Psychosomatik. Zu Jores Schülern zählen Kerékjártó und Adolf-Ernst Meyer (1925–1995).

  • Auszeichnungen

    1953 Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
    1969 Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
    2024 Arthur-Jores-Ehrenpreis der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (einmalig) (weiterführende Informationen)
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Universitätsarchiv Rostock. (Personalakte)

  • Werke

    Das Verhalten der Kapillaren des Herzens in Systole und Diastole, 1927. (Diss. med.)

    Über das Melanophorenhormon und sein Vorkommen im menschlichen Blutplasma, 1933. (Habilitationsschrift)

    Klinische Endokrinologie, 1939, 31949.

    Vom Sinn der Krankheit. Rede gehalten anläßlich der Feier des Rektoratswechsels an der Universität Hamburg am 15. Nov. 1950, 1950 (Onlineressource)

    Der Mensch und seine Krankheit. Grundlagen einer anthropologischen Medizin, 1956, 41970.

    Vom kranken Menschen. Ein Lehrbuch für Ärzte, 1960, 21961.

    Die Medizin in der Krise unserer Zeit, 1961, 31966.

    Menschsein als Auftrag, 1964, 41978.

    Arthur Jores/Henryk Nowakowski, Praktische Endokrinologie, 1960, ab 2. Aufl. u. d. T. Praktische Endokrinologie und Hormontherapie nichtendokriner Erkrankungen, 1964, 41976, ital. 1966, span. 1975.

    Arthur Jores/Margit von Kerékjártó, Der Asthmatiker. Ätiologie und Therapie des Asthma bronchiale in psychologischer Sicht, 1967.

    Praktische Psychosomatik. Ein Lehrbuch für Ärzte und Studierende der Medizin, 1967, 21981. (Hg.)

    Autobiografie:

    Ludwig J. Pongratz (Hg.), Arthur Jores, in: Psychotherapie in Selbstdarstellungen, 1973, S. 228–258.

  • Literatur

    Jürgen Tamm, Zum 75. Geburtstag von Arthur Jores, in: Deutsches Ärzteblatt 73 (1976), H. 7, S. 450 f. (P)

    W. Menzel, In memoriam Arthur Jores (1901–1982), in: Journal of Interdisciplinary Cycle Research 14 (1983), H. 4, S. 245–248.

    Gerhard Danzer, Wer sind wir? Auf der Suche nach der Formel des Menschen. Anthropologie für das 21. Jahrhundert. Mediziner, Philosophen und ihre Theorien, Ideen und Konzepte, 2011, S. 421–432.

    Hans-Georg Hofer, Kausalität, Evidenz und Subjektivität, Paul Martinis Methodenkritik der Psychosomatischen Medizin, in: NTM, Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin 29 (2021), H. 4, S. 387–416.

  • Onlineressourcen

  • Autor/in

    Iván Moya Diez (Lübeck)

  • Zitierweise

    Diez, Iván Moya, „Jores, Artur“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/117183148.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA