Rintelen, Viktor
- Lebensdaten
- 1826 – 1908
- Geburtsort
- Wesel
- Sterbeort
- Berlin-Friedenau
- Beruf/Funktion
- Jurist ; Politiker
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 116551259 | OGND | VIAF: 30290686
- Namensvarianten
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- Rintelen, Viktor
- Rintelen, V.
- Rintelen, Victor
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Rintelen, Viktor
Jurist, Politiker, * 17.8.1826 Wesel, † 20.9.1908 Berlin-Friedenau, ⚰ Berlin-Friedenau, Hedwigsfriedhof. (katholisch)
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Genealogie
Aus westfäl., seit d. 14. Jh. in Herford ansässiger Ratsherren- u. Juristenfam.;
V →Wilhelm (1797–1869), aus Borgholz (Westfalen), Dr. iur., 1848/49 preuß. Justizmin. im Kab. Brandenburg, Präs. d. Appellationsger. in Münster (Westfalen), 1848 lib. Mitgl. d. preuß. Nat.verslg., 1849/50 d. I. Kammer u. 1862 d. preuß. Abg.hauses (s. L), S d. →Anton (1772–1847), auf Borgholz u. Bensen b. Paderborn, u. d. Magdalene König (1758–98);
M Auguste Schulze (1806–86);
⚭ Minden 1853 Mathilde (1830–85), T A. Friedrich Westphal;
4 S (1 früh †) Wilhelm v. R. (1855-1938, preuß. Adel 1913), preuß. Gen.lt., Vf. v. fam.hist. Schrr. u. e. Biogr. R.s (s. Wi. 1935; L), →Paul (1857–1916), RA u. Notar in Limburg/Lahn, JR, →Richard (1859–1925), Bankdir. in Goslar, 1 T Emilie (* 1867, ⚭ →Gottfried Wenk, * 1861, Fabrikdir. in Ehingen, Württ.);
E →Fritz Joachim v. R. (s. 4); Verwandte →Anton (s. 2), →Max (s. 3). -
Biographie
R. studierte 1845-48 Rechtswissenschaften in Berlin und Heidelberg. Seit dieser Zeit Burschenschafter, unterhielt er auch später noch enge freundschaftliche Kontakte zu seinen Bundesbrüdern, besonders zu →Joseph Victor v. Scheffel (1826–86). Nach den jur. Prüfungen 1852 stieg R. im preuß. Justizdienst schnell auf: 1855 arbeitete er am Dortmunder Kreisgericht, 1858/59 amtierte er, vom Staatsdienst beurlaubt, als Leiter der Bochum-Herner Eisenbahn. 1865 wurde er nach Schwelm, 1867 nach Bergen auf Rügen und 1871 an das Appellationsgericht nach Hamm (Westf.) versetzt. 1863-65 war er Vorsitzender des Gesamtkomitees für den Rhein-Weser-Kanal für Stadt und Kreis Dortmund. 1877 erreichte R., der sich inzwischen auch als Autor jur. Veröffentlichungen Ansehen verschafft hatte, die Berufung an das Berliner Obertribunal, das höchste preuß. Gericht. An das 1879 gegründete Reichsgericht wurde er jedoch wegen fehlender Anciennität nicht berufen, zumal er sich als Katholik weigerte, in den 1873 eigens zur Aburteilung kath.|Geistlicher eingerichteten Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten einzutreten. Nach zweijähriger Verwendung in einem Hilfssenat am Reichsgericht endete seine Laufbahn 1881 als Oberlandesgerichtsrat im Rang eines Geh. Oberjustizrats am Berliner Kammergericht; er amtierte daneben als Mitglied des preuß. Gerichtshofs zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte zwischen Staatsorganen. 1908 schied er aus dem Justizdienst aus.
R., der 1862 vergeblich für das Abgeordnetenhaus kandidiert hatte, gelangte 1882 über eine Nachwahl in die preuß. Kammer und vertrat dort von 1888 bis zu seinem Tod den Wahlkreis Eupen-Stadt und Kreis Aachen. Zugleich ließ er sich 1884 im Wahlkreis Trier in den Reichstag wählen und behauptete das Mandat bis 1907. Ursprünglich liberaler Katholik mit wenig Verständnis für die Haltung der Kath. Fraktion der 50er-Jahre, entwickelte er sich, v. a. unter dem Eindruck des „Kulturkampfs“, zu einem vehementen Verfechter der Rechte der kath. Bevölkerung. R. zählte in beiden Häusern, auch wegen seiner jur. Kenntnisse, bald zu den Stützen der Zentrumsfraktion und galt als ausgewiesener Schulexperte, der sich besonders für die Stärkung der konfessionellen Volksschule und deren enge Anbindung an die kath. Kirche einsetzte. In engem Vertrauensverhältnis mit den Führern des Zentrums stehend, gehörte er 1900-08 dem Fraktionsvorstand im Abgeordnetenhaus und 1893-1907 dem des Reichstags an. Letzterem diente er 1890-1903 als Quästor.|
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Auszeichnungen
Dr. iur. h. c. (Löwen 1893);
Komturkreuz d. päpstl. Gregor-Ordens;
Stern z. preuß. Roten Adler-Orden II. Kl.;
preuß. Kronen-Orden II. Kl. mit Stern. -
Werke
Systemat. Darst. d. gesammten neuen Prozeßrechts, 1881;
Die kirchenpol. Gesetze Preussens u. d. Dt. Reiches in ihrer Gestaltung nach d. Abänderungsgesetze v. 21. Mai 1886, 1886, ⁵1886 (1887 u. d. T.: Die kirchenpolit. Gesetze Preußens u. d. Dt. Reichs, 1903 u. d. T.: Die kirchenpol. Gesetze Preußens u. d. Dt. Reiches in ihrer gegenwärtigen Gestaltung);
Das Verhältnis d. Volksschule Preussens zu Staat u. Kirche, 1888;
Ger.vfg. u. Justizverw. systemat. bearb. f. d. o. Gerichte d. Preuss. Staats u. f. d. Reichsger. auf Grund d. Reichsgesetzgebung, d. Preuß. Landesgesetzgebung, sowie d. Vorschriften d. Preuß. Justizverw., nebst e. Allg. Einl. in d. neue Reichsgesetzgebung, 1889, ²1889. -
Literatur
Wilhelm v. Rintelen, Dr. jur. V. R. 1826-1908, Jur. u. Parl., 1927 (P);
Wi. 1908;
Hdb. d. Dt. RT 1890, 1903 (P);
BJ 13, Tl.;
Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus I;
RT-Abg. Zentrum (P); – zu Wilhelm († 1869):
Preuß. Parlamentarier;
Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus II;
Ch. v. Hodenberg, Die Partei der Unparteiischen, Der Liberalismus d. preuß. Richterschaft 1815-1848/49, 1996;
W. Strümper, W. R., Geh. Obertribunalrat, Min., Kammerpräs., in: Die Warte 110, 2001, S. 12-15;
– zur Fam.:
Dt.GB 82, 1934, bes. S. 467. -
Autor/in
Bernd Haunfelder -
Zitierweise
Haunfelder, Bernd, "Rintelen, Viktor" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 640-341 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116551259.html#ndbcontent