Miller, Franz von
- Dates of Life
- 1783 – 1842
- Place of birth
- Weitnau (Allgäu)
- Place of death
- Darmstadt
- Occupation
- Kaufmann ; Volkswirtschaftler ; württembergischer Finanzbeamter ; Steuerbeamter
- Religious Denomination
- unbekannt
- Authority Data
- GND: 105434342X | OGND | VIAF: 309650106
- Alternate Names
-
- Miller, Franz von
- Miller von Immenstadt, Franz von
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Places
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Miller, Franz von (seit 1830 bayerischer Adel)
1783 – 1842
Kaufmann, Volkswirtschaftler, württembergischer Finanzbeamter
Franz (von) Miller war in den 1820er und 1830er Jahren als einflussreicher wirtschaftspolitischer Lobbyist und Beamter im württembergischen Finanzministerium maßgeblich an der Vorbereitung und Einführung eines einheitlichen Zoll- und Handelswesens in Deutschland beteiligt. Seit dem Beitritt Württembergs zum Deutschen Zollverein 1834 amtierte er als Zollvereinsbevollmächtigter in Darmstadt.
Dates of Life
Geboren am 1783 in Weitnau (Allgäu) Gestorben am 28. September 1842 in Darmstadt -
Author
→Jürgen Müller (Frankfurt am Main)
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Citation
Müller, Jürgen, „Miller, Franz von“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/105434342X.html#dbocontent
Über Millers Familie und Herkunft ist nichts bekannt. Er studierte von 1801 bis 1803 an der Universität Innsbruck Philosophie, praktische Mathematik und Forstwissenschaft. 1809 erhielt er eine Anstellung als Oberschreiber am Landgericht Weiler in Bayern, die er schon ein Jahr später wieder aufgab, um 1811 mit den Fabrikanten Johann Baptist König aus Immenstadt und Franz Xaver Baldauf (1764–1850) aus Ebratshofen eine „Leinwandhandels-Sozietät“ in Immenstadt zu gründen. Die Handelsgesellschaft unterhielt Geschäftsbeziehungen zu Produzenten und Tuchhändlern in Deutschland, Italien, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz. Miller, der mehrere Sprachen beherrschte, führte die geschäftliche Korrespondenz und unternahm zahlreiche Geschäftsreisen ins In- und Ausland. Als das Unternehmen 1821 in Konkurs ging, verlor er als einer der Teilhaber sein gesamtes Vermögen.
Einer der Gründe für den unternehmerischen Misserfolg waren die Handels- und Verkehrsbeschränkungen im Deutschen Bund, dessen Mitgliedsstaaten den deutschen Binnenhandel durch zahlreiche Zollgrenzen und Abgaben erheblich belasteten. Dagegen engagierte sich Miller seit 1820 in dem 1819 von Friedrich List (1789–1846) gegründeten „Allgemeinen Deutschen Handels- und Gewerbeverein“ (ADHGV), der in Petitionen und Publikationen die Schaffung eines deutschen Binnenmarkts ohne Zollschranken forderte. Von 1820 bis 1823 war er Vereinsbevollmächtigter bei den in Darmstadt von den deutschen Mittel- und Kleinstaaten geführten Verhandlungen über ein gemeinsames Zoll- und Handelssystem, die nicht zum gewünschten Erfolg führten. Miller wurde indessen 1823 zum Steuerrat im württembergischen Finanzministerium berufen und setzte sich in dieser Funktion in den folgenden Jahren energisch für die innerdeutsche Zoll- und Handelseinheit ein. In wirtschaftspolitischen Schriften und Artikeln in Zeitschriften und Tageszeitungen wie der Augsburger Allgemeinen Zeitung trat er weiterhin für die Abschaffung von innerdeutschen Zöllen und Handelsbeschränkungen ein.
Miller war maßgeblich an den Verhandlungen beteiligt, die 1828 zur Gründung des bayerisch-württembergischen Zollvereins führten, mit dem in Süddeutschland ein großes einheitliches Zollgebiet eingeführt wurde. Von 1828 bis 1834 war er württembergischer Generalbevollmächtigter bei der bayerischen Generalzolladministration in München. Als die süddeutschen Staaten 1834 in den von Preußen geführten Deutschen Zollverein eintraten, wurde der im selben Jahr zum Obersteuerrat beförderte Miller württembergischer Zollvereinsbevollmächtigter bei der Zolldirektion in Darmstadt. Diesen wichtigen Posten übte er bis zu seinem Tod 1842 aus.
Miller gehörte zu den energischsten Vorkämpfern eines einheitlichen Wirtschaftsraums in Deutschland. Als Unternehmer, Lobbyist, Beamter und Publizist setzte er sich seit 1819 für die Schaffung eines einheitlichen deutschen Binnenmarkts ein, auch um Deutschland auf internationaler Ebene wettbewerbsfähiger zu machen.
1830 | Ritter des Königlich bayerischen Zivilverdienstordens |
um 1831 | Königlich preußischer Roter-Adler-Orden 3. Klasse |
1831 | Ritter des Hausordens der Wachsamkeit oder vom weißen Falken des Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach |
1839 | Ritter des Württembergischen Kronenordens |
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar, Archiv Cotta. (Briefe 1825–1831)
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 50/01 Bü 1387. (Plan zur Veröffentlichung einer Geschichte der Verhandlungen zur Errichtung eines süddeutschen Zoll- und Handelssystems durch den Kaufmann F. Miller aus Immenstadt)
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 65 Bü 48. (Arbeiten des Franz Miller aus Immenstadt im Allgäu (Bayern) über die bei der Darmstädter Handels-Konferenz beratenen Handelsangelegenheiten)
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 222 Bü 1488.
Der Leinwandhandel, eine vorzügliche Quelle des vaterländischen Wohlstandes, 1819.
Worte zur Beherzigung an deutsche Fürsten und Völker über die traurige Lage des vaterländischen Handels und die Nothwendigkeit schleuniger Hülfe, 1820.
Ueber die Verhandlungen zu Darmstadt und die Aufstellung eines mehreren deutschen Staaten gemeinsamen Handelsbundes, 1821.
Ueber ein Maximum der Zölle zwischen den süddeutschen Staaten und die Ausführung gemeinsam verabredeter Maasregeln gegen fremde feindliche Douanen-Systeme ohne einen gemeinschaftlichen Handels- und Zoll-Verband, 1822.
Neuer Nekrolog der Deutschen, 20. Jg. (1842), T. 2, 1844, S. 690.
N. N., Ueber Fr. Miller aus Immenstadt und das deutsche Handelssystem, in: Das Zollvereinsblatt 4, Nr. 8 v. 24.2.1846, S. 126–128.
Die Matrikel der Universität Innsbruck, begründet v. Franz Huter, fortführt v. Gerhard Oberkofler. Im Auftrag des Akademischen Senats hg. v. Universitätsarchiv Innsbruck, Abt. 3, Bd. 5/1, bearb. v. Peter Goller u. Gerhard Oberkofler, 1992.
Marko Kreutzmann, Die höheren Beamten des Deutsches Zollvereins. Eine bürokratische Funktionselite zwischen einzelstaatlichen Interessen und zwischenstaatlicher Integration (1834–1871), 2012, S. 56 f., 127, 202 u. 274 f.