Kienzle, Jakob
- Lebensdaten
- 1859 – 1935
- Geburtsort
- Schwenningen/Neckar
- Sterbeort
- Zürich
- Beruf/Funktion
- Uhrenfabrikant ; Unternehmer
- Konfession
- evangelisch?
- Normdaten
- GND: 141492449 | OGND | VIAF: 86421073
- Namensvarianten
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- Kienzle, Jakob
- Cienzle, Jakob
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Kienzle, Jakob
Uhrenfabrikant, * 12.4.1859 Schwenningen/Neckar, † 25.2.1935 Zürich.
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Genealogie
V Jakob (1820–59), Bauer u. Getreidehändler, S d. Bauern Christian u. d. Anna Margarethe Götz;
M Barbara (1826–1907), T d. Schusters Jakob Strohm u. d. Eva Christine Jäkle;
⚭ Schwenningen 1883 Agatha (1863–1931), T d. Uhrmachers Christian Schlenker in Sch. u. d. Maria Müller;
6 S (1 früh †, 1 ⚔), 4 T, u. a. →Herbert (s. 1).|→Hellmut (1900–62), Nachf. K.s, Gründer d. Uhrenmus., Alma (⚭ →Heinrich Zschocke, * 1885, Dir. d. Zschocke-Werke, Maschinenfabrik in Kaiserslautern). -
Biographie
Nach dem Besuch der Realschule in Schwenningen erhielt K. 1873-76 eine kaufmännische Ausbildung in einem Triberger Handelshause. Danach arbeitete er als Angestellter in einer Baumwollspinnerei, wechselte aber bald in eine Schwenninger Uhrenfabrik über, wo er mit 20 Jahren bereits Leiter der Versandabteilung wurde. 1883 heiratete er in die alte Uhrmacherfamilie Schlenker ein, die schon seit 1822 in Schwenningen eine kleine Werkstätte betrieb. Im Frühjahr 1883 übernahm K. neben seinem Schwiegervater die Leitung des Betriebs, der viel mehr auf den Handel als auf die Fabrikation eingestellt war. Darin trat jetzt ein Wandel ein, als K. mit der Herstellung feiner, massiver 14 Tage-Regulatorwerke mit Stahltrieben begann. Seit 1884 hieß das Unternehmen „Schlenker & Kienzle“. Das Schlenkersche Haus ließ K. umbauen; aus Scheune und Stall wurden Werkstätten, in denen fußbetriebene Drehbänke und Poliermaschinen aufgestellt wurden. Danach kaufte K. eine Schloß- und Beschlagfabrik auf, baute sie um und ließ sie mit einer 10 PS-Dampfmaschine zum Antrieb aller Maschinen ausrüsten. In einer eigenen kleinen Messinggießerei stellte K. die Rohgußstücke für den Betrieb selbst her. Infolge wachsender Nachfrage nach Uhren entwickelte sich das Unternehmen schnell, zumal K. auch durch laufende Verbesserung der Herstellungsverfahren die Preise senken konnte. Er produzierte 1883 mit 20 Arbeitern 2 100 14 Tage-Regulatorwerke, 1884 waren es bereits 30 000. 1887 errichtete K. ein Zweigwerk in Komotau Böhmen. Die Zahl der Mitarbeiter vermehrte sich bis 1894 auf 400, die über 200 000 Uhren und Uhrwerke herstellten. 1897 wurde K. Alleininhaber, sein Schwiegervater schied 1898 wegen Krankheit aus der Firma aus.
Der schnelle Aufschwung des Unternehmens machte immer wieder Neu- und Erweiterungsbauten nötig. K. betätigte sich in seiner Firma auch als Techniker, als ihr erster Kaufmann unternahm er lange Reisen durch Europa und die USA, um für den Absatz seiner Fabrikate zu sorgen. Er errichtete dabei viele Vertretungen, 1907 schuf er eine Unterstützungskasse für seine Mitarbeiter, deren Zahl 1908 schon 1 700 betrug und sich bis 1914 noch verdoppelte. Die Dreimillionen-Jahresleistung hatte er schon überschritten. 1913 kaufte K. die Uhrenfabrik C. Werner in Villingen, die seit 1905 auch Taxameter-Uhren herstellte. Den schwierigen Neuaufbau nach dem 1. Weltkrieg schaffte K. in kurzer Zeit. 1919 wandelte er seine Firma wegen des Eintritts seiner beiden Söhne in eine Kommanditgesellschaft um, die er 1922 in die Familien-Aktiengesellschaft „Kienzle Uhrenfabriken AG“ umbildete. 3 000 Arbeiter fertigten nun täglich 15 000 Uhren. In den 20er Jahren bestanden Werke in Schwenningen, Villingen, Deisslingen bei Rottweil, Mönchweiler bei Villingen, Horb a. N., Komotau/CSR und Mailand. Als seine beiden Söhne die Führung des Unternehmens voll übernommen hatten, zog K. 1925 nach Stuttgart, blieb aber Aufsichtsrats-Vorsitzender. Seine Aufmerksamkeit galt sozialen Aufgaben in der Firma; daneben widmete er sich der Förderung kultureller Einrichtungen. Er war unter anderem Schatzmeister des Deutschen Sängerbundes. K. war einer der wenigen, die den Schritt vom Uhrmacherhandwerk zur Uhrenindustrie wagten und Erfolg hatten.|
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Auszeichnungen
KR (1916);
Dr.-Ing. E. h. (TH Stuttgart 1929). -
Literatur
Dt. Uhrmacher Ztg. 53, 1929, Nr. 14, S. 251 (P);
Allg. Automaten Ztg. 30, 1929, Bd. 1, Nr. 16, S. 11 f. (P);
Dt. Uhrmacher Ztg. 63, 1959, Nr. 4, S. 156 f. (P);
O. Schwenninger, Die Entwicklung d. Schwarzwälder Uhrenindustrie, in: Technikgesch. 20, 1930, S. 91-98;
P. Kurz, 200 J. Schwenninger Uhren 1765-1965, 1965;
Rhdb. (P). -
Autor/in
Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß -
Zitierweise
Seherr-Thoß, Hans Christoph Graf von, "Kienzle, Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 589-590 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd141492449.html#ndbcontent