Kinsky, Joseph Graf
- Dates of Life
- 1705 – 1780
- Place of birth
- Bürgstein
- Place of death
- Prag
- Occupation
- Unternehmer ; Manufaktur- und Handelsunternehmer
- Religious Denomination
- katholisch
- Authority Data
- GND: 137740557 | OGND | VIAF: 81885486
- Alternate Names
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- Kinsky von Wchinitz und Tettau, Joseph Graf
- Kinsky, Joseph Graf
- Kinsky von Wchinitz und Tettau, Joseph Graf
- Kinsky, Joseph
- Kinsky von Wchinitz und Tettau, Joseph
- Kinsky, Josef
- Kinsky, Joseph Graph
- Kinsky von Wchinitz und Tettau, Joseph Graph
- Kinsky von Wchinitz und Tettau, Josef
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Kinsky, Joseph Graf
Manufaktur- und Handelsunternehmer, * 15.11.1705 Bürgstein, † 17.4.1780 Prag.
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Genealogy
V Wenzel Norbert Octavian (Reichsgf. 1687, 1642-1719), 1688 Appellationsgerichtspräs. u. Statthalter (bis 1711) in Böhmen, 1705-11 Oberstkanzler in Böhmen, Förderer d. Glasindustrie (s. ADB 15), S d. Joh. Octavian (s. Gen. 1);
M Anna Theresia († 1716), T d. Bertram Frhr. v. Nesselrode u. Reichenstein u. d. Marie Antonie Norbertine Freiin v. Wylich;
Ov →Franz Ulrich (s. 1);
B →Philipp (1700–49), 1728-34 kaiserl. Gesandter in London, 1738 Oberstkanzler in Böhmen, Präs. d. Ministerial-Banco-Deputation u. d. Universalkommerzdir.;
Halb-B →Franz Ferdinand (1678–1741), 1705 Vizekanzler, 1723 Oberstkanzler in Böhmen, Stamm-V d. gfl. Linie, Stefan (Fürst 1746, 1679-1749), kaiserl. Gesandter in Moskau u. Paris, Oberstburggf. in Böhmen, Stamm-V d. fürstl. Linie; - ledig. -
Biography
Über K.s Jugend ist wenig bekannt. Es heißt, er habe in Prag studiert und weite Reisen unternommen. Seit etwa 1722 scheint er persönlich an der Verwaltung seiner Herrschaft Bürgstein beteiligt gewesen zu sein. Zahlreiche weitere Herrschaften und Güter erwarb er später hinzu. – Seit 1756 machte sich K. als Gründer von Manufakturunternehmen einen Namen. Auf Bürgstein und einigen anderen Besitzungen entstanden in rascher Folge: eine Leinenmanufaktur mit Handelsbetrieb (1756), eine Leinwandbleiche (1757), eine Damastzeugweberei (1757), eine Leinenfärberei (1759), eine Barchentfabrik (1760) und eine Zwillichfabrik (1762). Aus der Leinenfärberei ging wenig später die älteste Kattunfabrik Böhmens hervor. Die Leinenmanufaktur arbeitete so erfolgreich, daß 1768 täglich 2 400 Stück erzeugt werden konnten, wovon ein großer Teil nach Deutschland, Spanien, Italien und England exportiert wurde. Die größte Bedeutung von allen Unternehmungen K.s erlangte die 1756 mit Hilfe der Nürnberger Meister Christian und Anton Stöhr eingerichtete, in 2 Fabriken (Wellnitz, Lindenau) aufgeteilte Spiegelmanufaktur, deren Erzeugnisse als „Bürgsteiner Spiegel“ rasch in ganz Europa bekannt wurden. Während diese bis ins 19. Jahrhundert bestand, waren andere Gründungen – zum Beispiel Manufakturen für Glasperlen und Wachsleinwand – nicht so erfolgreich und wurden bald wieder stillgelegt. Insgesamt beschäftigte K. in seinen Unternehmungen zeitweilig mehr als 1 000 Menschen. Er holte Arbeiter aus Sachsen, Frankreich und anderen Ländern, um die Einheimischen durch sie zu unterrichten. Bauern in der Umgebung wurden im Verlagssystem mit der Herstellung von Leinwand beschäftigt. Das von K. gegründete, 1757 zum „Städtchen“ erhobene Ilaida machte er zum wirtschaftlichen Mittelpunkt seiner Herrschaft und zu einem Zentrum des Glashandels. K. beteiligte sich auch an großen Verkaufsgesellschaften wie der Rumburger Garn- und Leinwandhändlercompagnie und der von ihm selbst initiierten Spanischen Handelscompagnie (1767), die vor allem dem Leinwandexport dienen sollte, aber ein geschäftlicher Mißerfolg wurde.
Mit seinen vielfältigen unternehmerischen Aktivitäten wollte K. der böhmischen Aristokratie ein Beispiel geben. Von 1763 bis zur Auflösung 1776 war er Präsident des böhmischen Commercien-Concessus und hat sich auch in 1 dieser Eigenschaft bemüht, die industrielle Entwicklung des Landes zu fördern. Von Maria Theresia und Joseph II. für seinen Eifer gelobt und als Patriot wiederholt hervorgehoben, war er ein loyaler Anhänger der merkantilistischen Wirtschaftspolitik dieser Ära. Deswegen war er später auch Angriffen im Zeichen einer liberaleren Wirtschaftsgesinnung der Behörden ausgesetzt. Staatsrat Graf Hatzfeld hat 1776 seine Fabrikationsstätten als eine „Ursache des Verfalls des böhmischen Nahrungsstandes“ bezeichnet. Alles in allem kann jedoch der Generation von Unternehmern, die K. repräsentierte, das Verdienst nicht abgesprochen werden, erheblich zur wirtschaftlichen Modernisierung der Habsburger Monarchie beigetragen zu haben.
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Literature
R. Wolkan, in: Mitt. d. Nordböhm. Excursions-Clubs 5, 1882, S. 180-83;
A. Paudler, Gf. J. K., Herr auf Bürgstein, in: Jber. d. k. k. Staats-Ober-Gymnasiums in Böhm.-Leipa 1885, S. 1-47 (L);
H. Hallwich, Firma Franz Leitenberger, 1893;
A. Beer, Stud. z. Gesch. d. österr. Volkswirtsch. unter Maria Theresia, I. Die österr. Industriepol., in: AÖG 31, 1894, S. 100-04;
K. Pribram, Gesch. d. österr. Gewerbepol. v. 1740-1860, 1907;
A. Klíma, Manufakturní Období v Čechách, 1955. | -
Primary Sources
Qu.: Wien, Finanz- u. Hofkammerarchiv; Ústřední zemědělsko-lesnický archiv v Praze, Fond: Bohemica Kinských.
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Portraits
Reliefbild am Grabmal (Bürgstein, Kirche);
Gem. (ebd., Schloß). -
Author
Hermann Freudenberger -
Citation
Freudenberger, Herman, "Kinsky, Joseph Graf" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 628-629 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137740557.html#ndbcontent