Haubold, Gottlieb
- Lebensdaten
- 1783 – 1856
- Geburtsort
- Auerswalde bei Chemnitz
- Sterbeort
- Rochlitz (Sachsen)
- Beruf/Funktion
- Maschinenbauer ; Maschinenbaumechaniker ; Unternehmer
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 135606519 | OGND | VIAF: 18444384
- Namensvarianten
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- Haubold, Carl Gottlieb
- Haubold, Gottlieb
- Haubold, Carl Gottlieb
- Haubold, Karl Gottlieb
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Haubold, Carl Gottlieb
Maschinenbauer, * 20.3.1783 Auerswalde bei Chemnitz, † 18.5.1856 Rochlitz (Sachsen). (lutherisch)
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Genealogie
V Johs. Gottlieb (1748–1807), Zimmermann in A.;
M Maria Rosina (1749–1821) verw. Hantzschmann, Bauern-T aus Unterauerswalde;
Vt →Gottfried (s. 1);
- ⚭ 1) Chemnitz 1809 Christiana Dor. († 1820), T d. Webermeisters Johs. Benj. König in Chemnitz, 2) 1823 Caroline Henr., T d. Chirurgen u. Gastwirts Stipanski in Kehnert/Prov. Sachsen;
1 S aus 1), 1 S aus 2). -
Biographie
Nach einer Zimmermannslehre, ergänzt durch eine Zeichenausbildung, begann H. sich 1807 dem Bau von Spinnmaschinen zu widmen. Angeleitet durch englische Mechaniker in den Werkstätten von Bernhardt in Harthau und Wöhler in Chemnitz, erwarb er sich die dazu erforderlichen Kenntnisse. 1815 baute er in einer eigenen Werkstatt mit 5 Arbeitern die erste Schlagmaschine, der bald weitere folgten. 1822 pachtete er eine Chemnitzer Spinnererei, schränkte jedoch wenig später die Textilherstellung zugunsten des Maschinenbaus ein. 1828 hatte er sämtliche alte Spinnmaschinen durch neue ersetzt. Wegen der erstarkenden englischen Konkurrenz in der Textilherstellung fanden auch H.s Maschinen schnellen Absatz. Der Versuch, sich eine englische Maschine zum Nachbau zu beschaffen, schlug freilich fehl. 1828 gelang es H., nach längeren Anstrengungen, von der Regierung ein auf 3 Jahre zinsfreies Darlehen von 10 000 Talern zu erhalten, um neue und verbesserte Maschinen bauen und erproben zu können. 1830 unternahm er eine Studienreise durch Deutschland, England, Frankreich, die Schweiz und Österreich, die ihm die Augen über die Mißstände der sächsischen Industrie öffnete. Ein von ihm verfaßter Bericht sollte allerdings erst später Früchte tragen. Nachdem es 1832 erneut zu einem erfolgreichen Abschluß einer langwierigen Kreditverhandlung gekommen war, wurde ihm 1833 als erstem Unternehmer auch der Erlaß von Hausgesetzen genehmigt, die vor allem Industriespionage verhindern sollten. Nach mehreren Anläufen erwirkte er auch 1834 die Erteilung seines ersten Patentes für 6 verschiedene Spinnmaschinen. Sein zweites, 1836 gestelltes Gesuch wurde schneller bewilligt; damit war der rückständigen sächsischen Patentgesetzgebung der Anstoß gegeben worden, gegenüber anderen Ländern aufzuholen. Dank der Mitarbeit von W. Hedges konnte H. 1831 auch zum Bau von Dampfmaschinen übergehen, trotz alledem hatte er weiterhin mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Mit Mühe gelang es ihm, die Abzahlungsbedingungen der ihm gewährten Darlehen zu erleichtern. Immerhin konnte er in der Folgezeit neue Grundstücke erwerben und ein neues Gebäude zur Erweiterung seiner Werkstätten errichten, eine eigene Dampfmaschine aufstellen und eine Eisen- und Metallgießerei in Betrieb nehmen. Um endgültig den finanziellen Nöten zu entrinnen, ließ er das Unternehmen, das mittlerweile 500 Arbeiter beschäftigte, 1836 in eine Aktiengesellschaft unter dem Namen Sächsische Maschinenbau-Compagnie umwandeln. Es ging damit in die Hände zweier Hauptgläubiger, Frege und Fr. Brockhaus in Leipzig, über. H. blieb zwar noch ein Jahr lang als technischer Leiter dort, richtete sich dann jedoch wieder eine Spinnerei ein, die er aber 1840 wieder verkaufte, und zwar an seinen Vetter Gottfried Haubold. Nach dem erneuten Erwerb einer Spinnerei in Harthau bei Chemnitz hatte er nochmals vorübergehend Erfolg in der Entwicklung neuer Spinnverfahren, die die Verarbeitung minderwertiger Wolle ermöglichten. 1849 allerdings mußte er den Bankrott seines alten Unternehmens erleben, wodurch er nicht nur das eigene Aktienkapital verlor, sondern auch die nunmehr von ihm betriebene Spinnerei. Trotzdem richtete sich H. nochmals eine Kammgarnspinnerei in Rochlitz ein, die er bis zu seinem Tode leitete. – H. war der erste sächsische Unternehmer, der bei sich Facharbeiter ausbilden ließ und eine Arbeitsteilung einführte.
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Literatur
z. Gesamtart.: H. Gebauer, Die Volkswirtsch. im Kgr. Sachsen II, 1893, S. 165;
Festschr. z. 39. Hauptverslg. d. VDI, 1898, S. 237;
C. G. Haubold jr. G.m.b.H. Chemnitz 1837-1912, 1912 (P);
C. Matschoß, Männer d. Technik, 1925;
100 J. Haubold, 1937 (P);
Sibylle Haubold, in: Sächs. Lb. III, 1941, S. 143-80 (L, P). -
Autor/in
Herbert Pönicke -
Zitierweise
Pönicke, Herbert, "Haubold, Gottlieb" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 71-72 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135606519.html#ndbcontent