Herder, Hermann
- Lebensdaten
- 1864 – 1937
- Geburtsort
- Freiburg (Breisgau)
- Sterbeort
- Freiburg (Breisgau)
- Beruf/Funktion
- Verleger
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 119362821 | OGND | VIAF: 20489057
- Namensvarianten
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- Herder, Hermann
- Herder, Hermann Josef
- Herder, Hermann Joseph
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Herder, Hermann
Verleger, * 14.11.1864 Freiburg (Breisgau), † 19.10.1937 Freiburg (Breisgau). (katholisch)
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Genealogie
V →Benjamin (s. 2);
⚭ 1900 Charlotte (1872–1959), T d. →Otto Willmann (1839–1920), kath. Päd. u. Philosoph;
1 T Elisabeth (* 1900);
Schwieger-S Theophil Dorneich (seit Heirat 1925: Herder-Dorneich, * 1898), seit 1928 in d. Geschäftsleitung, seit 1937 Chef d. Verlags, S d. →Phil. Dorneich (1866–1943), Gen.dir. d. Verlags H. (s. L). -
Biographie
H. wurde zunächst von Privatlehrern erzogen, besuchte ab Untersekunda das Bonner, dann das Freiburger Gymnasium (Abitur 1883). Er hörte einige Semester an der Freiburger Universität geschichtliche Vorlesungen, diente dazwischen als Einjährig-Freiwilliger, mußte aber wegen der Krankheit des Vaters sich schon früh unter der Leitung des strengen Teilhabers →Franz Josef Hutter (1840–95) und 1885/86 in der Druckerei Wallau in Mainz in die Verlags- und Druckereiarbeit einarbeiten.
H. stand 49 Jahre an der Spitze des Verlags; er hat den universal ausgerichteten Verlag seines Vaters fortgeführt und auf ausgedehnten Reisen weltweit ausgebaut. Die unter Benjamin H. begonnenen Lexika wurden weiter ausgebaut, das „Staatslexikon“ der Görresgesellschaft (5 Bände) in mehreren Auflagen, das „Konversationslexikon“ 1901-08 zum Achtbänder, 1931-35 zum 13bändigen „Großen Herder“ gestaltet, das Kirchenlexikon zum 10bändigen „Lexikon für Theologie und Kirche“ (1930-38, herausgegeben von Bischof M. Buchberger), ein 5bändiges „Lexikon der Pädagogik“ (1913-17) hinzugefügt und damit die Lexikon-Arbeit zu einem charakteristischen Bestandteil des Verlags entwickelt. 1935 wurde dem Lexikographischen Institut des Verlags die Vorbereitung und europäische Zentralredaktion der von der Jesuiten-Universität in Tokio herausgegebenen 5bändigen Enzyklopädie der katholischen Kultur, „Katoriku Daijiten“, anvertraut. Gepflegt wurden im wissenschaftlichen Bereich die Gebiete Theologie, Philosophie, Sozialwissenschaften, Geschichte und Kirchengeschichte mit bedeutenden Autoren, der lateinische Verlag wurde weiterentwickelt, spanische und englische Verlagswerke wurden angefügt. In den um die Jahrhundertwende aufbrechenden Geisteskämpfen im Katholizismus (Reformkatholizismus, Literatur- und Gewerkschaftsstreit) nahm H. eine mittlere Linie ein. Zu den alten Zeitschriften kamen „Biblische Zeitschrift“ (1903-29), „Scholastik“ (seit 1926), „Literarischer Handweiser“ (1918-30), „Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft“ (seit 1888) und andere hinzu. Monumentale Editionen waren die Herausgabe der Akten des Trienter Konzils durch die Görresgesellschaft (seit 1901) und J. Wilperts farbige Bände über die „Römische Mosaiken und Malereien vom 4.–13. Jahrhundert“ (1916 ff.). 1910-12 erbaute H. das große Verlagshaus (an der heutigen Hermann-Herder-Straße); er gründete weitere deutsche und ausländische Zweiggeschäfte (London, Rom, Barcelona). Nach dem Ende des Kulturkampfes gelangten die wissenschaftlichen Leistungen des Verlags auch zu öffentlicher Anerkennung.
Im 1. Weltkrieg war H. Frontoffizier. Seine Frau, in ihrer Jugend als Krankenpflegerin ausgebildet, leitete 1914-18 das „Lazarett Herder“. – Der Verlag machte sich in dieser Zeit durch Millionen „Kriegsbriefe“ an die Soldaten, Trostschriften für die Angehörigen und kulturpolitische Schriften verdient. Nach 1918 – der Verlag war 1920 in eine GmbH mit den Gesellschaftern H. und Philipp Dorneich umgewandelt worden – konnte die in der Inflationszeit besonders wichtige Auslandsarbeit durch das Vertrauen in das Haus rasch wieder aufgenommen werden. Der „liturgischen Bewegung“ dienten die Schott-Meßbücher, die Sammlung „Ecclesia orans“ und andere. Die geistige Führung des nichttheologischen Verlags wurde 1920-34 →Gustav Keckeis anvertraut, der besonders die Sparte Jugendbücher und Belletristik ausbaute. – In der NS-Zeit erlitt der Verlag schon zu Lebzeiten H.s die ersten Einschränkungen, pflegte dafür um so mehr biblisch-liturgisches Schrifttum, Erziehungshilfe für die Familie und „Werkbücher“ für Gruppenarbeit. Wenige Monate vor seinem Tode gründete H. den „Christophorus-Verlag Herder KG“, der das Schriftgut der Zentrale der katholischen Jugend in Deutschland weiterführte, und erwarb den „Karl Alber-Verlag“ (Freiburg-München), der sich inzwischen zu einem Verlag für Wissenschaftsgeschichte entwickelte.|
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Auszeichnungen
1906 Mitbegründer u. bis 1920 Vorsitzender d. Vereinigung d. kath. Buchhandels, 1900-18 Stadtrat in Freiburg, Senator d. Dt. Ak. in München (1924), KR (1914), GKR (1917), Dr. phil. h. c. (Freiburg/Br. 1920).
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Literatur
H. H. z. Gedächtnis, 1938 (Privatdruck);
Rhdb. (P). – Zu Ph. Dorneich: Ph. Dorneich (1866–1943), 1967 (Privatdruck, P). -
Porträts
Phot. (mit Ehefrau), Abb. b. Weiß/Krebs, s. L z. Gesamtfam.;
Phot., 1928, Abb. ebd.;
Totenmaske, Abb. ebd. -
Literatur
z. Gesamtfam.: Der Katholizismus in Dtld. u. d. Verlag H., 1951;
A. M. Weiß u. E. Krebs, Im Dienst am Buch, 1951 (P) (auch f. Franz Jos. Hutter, S. 236-38). -
Autor/in
Julius Dorneich -
Zitierweise
Dorneich, Julius, "Herder, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 605-606 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119362821.html#ndbcontent