Rombach, Heinrich
- Lebensdaten
- 1923 – 2004
- Geburtsort
- Freiburg (Breisgau)
- Sterbeort
- Würzburg
- Beruf/Funktion
- Philosoph
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118973215 | OGND | VIAF: 7405928
- Namensvarianten
-
- Rombach, Heinrich
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Rombach, Heinrich
Philosoph, * 10.6.1923 Freiburg (Breisgau), † 5.2.2004 Würzburg, ⚰ Würzburg, Waldfriedhof. (katholisch)
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Genealogie
V →Hans (1889–1963), Verlagsleiter in F.;
M Hulda Behringer (1895–1964);
⚭ Waltraud Bernauer (* 1923), Hausfrau;
1 S Johannes (* 1967), 2 T Ulrike (* 1950), Juliane (* 1954), beide Musiklehrerinnen. -
Biographie
Nach dem Besuch der Oberrealschule legte R. 1941 in Freiburg das Abitur ab. Beim Kriegsdienst in Afrika und Rußland bleibend versehrt, studierte er seit 1943 Mathematik, Physik und Philosophie, später auch Psychologie, Pädagogik, Geschichte und Kunstgeschichte (bei →Kurt Bauch) in Freiburg. Als →Martin Heidegger (1889–1976) nach Kriegsende keine Lehrbefugnis mehr erhielt, setzte R. sein Philosophiestudium bei →Eugen Fink, →Wilhelm Szilasi und →Max Müller (1906–94) fort. Das persönliche Verhältnis zu Heidegger, der ihn zum Philosophiestudium ermuntert und zur Dissertation „Über Ursprung und Wesen der Frage“ (1953, ²1988) angeregt hatte, blieb weiter bestehen. Nach der Promotion 1949 Assistent Müllers, habilitierte sich R. 1955 mit der Arbeit „Wahrheit und Endlichkeit“, die er zu seinem historisch-systematischen Grundlagenwerk „Substanz, System, Struktur“ ausbaute (2 Bde., 1965/66, ²1981, japan. Übers.). 1964 wurde er o. Professor für Philosophie in Würzburg (em. 1990).
Aus der „Freiburger Schule“ der Phänomenologie hervorgegangen, entwickelte R. ein „Strukturales Denken“, das die metaphysischen, ontologischen, transzendentalphilosophischen und phänomenologischen Traditionen der Philosophie in ein „Denken der Bewegung“ und der „Genese“ transformiert (Strukturontol., 1971, ²1988, japan., korean., franz. Überss.). R. vertrat die Überzeugung, daß die gesamte nachhegelsche Philosophie „ein Denken jeweiliger Grundphänomene“, nicht mehr ein Denken umfassender Systeme sei. Konsequent befassen sich seine Arbeiten daher mit der Analyse von Grundphänomenen und deren Tiefenstrukturen, wie etwa der Wahrnehmung (Phänomenol. d. gegenwärtigen Bewußtseins, 1980, korean. Übers.), der Situation und der Handlung (Strukturanthropol., 1987, ²1993) sowie den konstitutiven Bedingungen gesellschaftlich-kultureller Lebenswelten (Phänomenol. d. soz. Lebens, 1994). R.s Hoffnung auf ein vertieftes philosophisches Gespräch zwischen verschiedenen Kultur- und Denkwelten führte ihn zu seinem Ansatz der „philosophischen Hermetik“ (u. a. Welt u. Gegenwelt, 1983, japan. Übers.), der die jeweiligen Grund- und Tiefenstrukturen der Kulturen, ihre „Grundphilosophien“, auffinden möchte. Hierdurch sollen die jeweiligen Dogmatiken und Absolutheitsansprüche aufgebrochen und in ein gemeinsames, für jede Seite förderliches Gespräch übergeleitet werden. Damit hängt auch das von R. ansatzweise entwickelte „bildphilosophische“ Denken zusammen, das wiederum eine eigene Geistes- und Wahrnehmungstradition besitzt und nach einem anderen Begriff von „Sehen“ verlangt (u. a. Leben d. Geistes, Ein Buch d. Bilder z. Fundamentalgesch. d. Menschheit, 1977).
R.s Denken setzte sich gegen Einseitigkeiten sowohl eines technizistischen Verständnisses als auch eines rein diskursiven Rationalitätsbegriffs zur Wehr (Die Welt als lebendige Struktur, 2003). Im dt.sprachigen Raum bislang vergleichsweise wenig rezipiert, geht seine Philosophie über die Grenzen westlicher Denkhemisphären hinaus. Übersetzungen seiner Werke, v. a. ins Japanische und Koreanische, bestätigen das grundsätzliche Interesse seitens des ostasiatischen Denkens und weisen auf die Fruchtbarkeit seines interkulturell geführten philosophischen Dialogs hin.|
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Auszeichnungen
Mitbegr. (1970) u. Präs. (1972–78) d. Dt. Ges. f. Phänomenol. Forsch.
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Werke
Weitere W Die Gegenwart d. Philos., Die Grundprobleme d. abendländ. Philos. u. d. gegenwärtige Stand d. phil. Fragens, 1962, ³1988 (niederl. u. japan. Überss.);
Sein u. Nichts. Grundbilder westl. u. östl. Denkens, 1981 (mit K. Tsujimura u. R. Ohashi, japan. Übers.);
Der kommende Gott, Hermetik, e. neue Weltsicht, 1991;
Der Ursprung, Philos. d. Konkreativität v. Mensch u. Natur, 1994;
Drachenkampf, Der phil. Hintergrund d. blutigen Bürgerkriege u. d. brennenden Zeitfragen, 1996;
– Hg.:
Wiss.theorie, 1974, 2 Bde.;
- Mithg.: Phil. Jb., seit 1969. -
Literatur
D. Wyss, Von d. Strukturontol. u. Strukturanthropol., Die Bedeutung d. Unterss. H. R.s f. d. med. u. psychol. Anthropol., in: Daseinsanalyse. Phänomenol. Anthropol. u. Psychotherapie 5, 1988, S. 153-74;
O. Köhler, Von d. Schwierigkeiten, „Ja“ zu sagen, Stnikturphilos. u. Gesch. im Werk H. R.s, in: Saeculum 40, 1989, S. 313-45;
H. Groß, System oder Struktur?, Zu e. Luhmann/R.-Diskussion, in: Phil. Jb. 96, 1989, S. 95-114;
G. Stenger u. M. Röhrig (Hg.), Philos. d. Struktur, „Fahrzeug“ d. Zukunft? Für H. R., 1995 (W, P);
G. Morasch, Hermetik u. Hermeneutik, Verstehen b. H. R. u. Hans-Georg Gadamer, 1996;
A. Becke, Der Weg d. Phänomenol., Husserl, Heidegger, R., 1999;
G. Stenger, in: Information Philos. 2, 2001, S. 36-42;
Christoph Schmitt, Wahrnehmung u. Erkenntnis, Zugänge z. sittl. Subjektivität in d. neueren Phänomenol., R., Merleau-Ponty, Lyotard, 2002;
A. De Santis, Dalla dialettica al kairós, L'ontologia dell'evidenza in H. R., 2002;
H. Blaschek-Hahn u. H. R. Sepp (Hg.), H. R., Strukturontol., Bildphilos., Hermetik, 2004;
Kosch. Lit.-Lex.³. Erg.bd. VI (W, L). -
Autor/in
Georg Stenger -
Zitierweise
Stenger, Georg, "Rombach, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 17 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118973215.html#ndbcontent