Lichtenstein, Alfred
- Lebensdaten
- 1889 – 1914
- Geburtsort
- Berlin
- Sterbeort
- bei Vermandovillers (Département Somme)
- Beruf/Funktion
- Lyriker ; Schriftsteller
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 118832891 | OGND | VIAF: 71423827
- Namensvarianten
-
- Wilmersdorf, Alfred
- Lichtenstein, Alfred
- Wilmersdorf, Alfred
- Lichtėnštajn, Alʹfrėd
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Lichtenstein (Wilmersdorf), Alfred
Lyriker, * 23.8.1889 Berlin, ⚔ 25.9.1914 bei Vermandovillers (Département Somme). (israelitisch)
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Genealogie
V →David (1857–1941/42), Fabr. v. Damenkonfektion in B.;
M Franziska Merzbach (1864–1941/42); ledig. -
Biographie
L. legte 1909 am Luisenstädtischen Gymnasium die Reifeprüfung ab. 1909-12 studierte er Jurisprudenz in Berlin, dann in Erlangen und wurde dort 1914 mit der Dissertation „Die rechtswidrige öffentliche Aufführung von Bühnenwerken“ promoviert. Im Okt. 1913 trat er als Einjährig-Freiwilliger in das Bayer. 2. Infanterieregiment Kronprinz ein, das im August 1914 an der Westfront zum Kriegseinsatz kam.
Die literarische Geltung L.s im deutschen Frühexpressionismus beruht auf der Wirkung des Gedichtes „Die Dämmerung“ (in: Der Sturm v. 18.3.1911) und der unter dem gleichen Titel erschienenen Gedichtsammlung in den „Lyrischen Flugblättern“ A. R. Meyers (1913). L.s Absicht, in Anlehnung an J. van Hoddis' Gedicht „Weltende“ die „Unterschiede der Zeit und des Raums zugunsten der Idee zu beseitigen“, führte hier zu einem auf den Dadaimus vorausweisenden Stil. Zur geistigen Heimat L.s wurde F. Pfemferts Zeitschrift „Die Aktion“. Seit 1910 ist L. auch durch kurze Prosatexte hervorgetreten, Grotesken und die Erzählung „Café Klößchen“, in der er Personen und Vorgänge im Berliner „Café des Westens“ und in Kurt Hillers „Neuem Club“ verschlüsselt hat: Symbolfigur eigener, ironisch projizierter Lebenskonflikte ist die Gestalt des leidenden und sehnsüchtig liebenden Dichters Kuno Kohn. L., dessen Ausdruckswelt durch das Erlebnis der Großstadt und die literarische Kommunikation der Avantgarde bestimmt wurde, gehört zu den wenigen, die in den von Patriotismus erfüllten Augusttagen 1914 die Sinnlosigkeit des Krieges erkannten.
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Werke
Gedichte u. Geschichten, hrsg. v. K. Lubasch, 2 Bde., 1919;
Ges. Gedichte, krit. hrsg. v. K. Kanzog, 1962 (P);
Ges. Prosa, krit. hrsg. v. dems., 1966. | -
Nachlass
Nachlaß (hs. Gedicht-Hh.): Berlin, Staats-bibl. Preuß. Kulturbes.
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Literatur
A. R. Meyer, Die Maer v. d. musa expressionistica, 1948, S. 13 f.;
H. Heckmann, Marginalien zu L., in: Akzente 2, 1955, S. 408-21;
K. Kanzog, Die Gedichthh. A. L.s, in: Jb. d. dt. Schillerges. 5, 1961, S. 376-401;
W. Paulsen, A. L.s Prosa, ebd. 12, 1968, S. 586-98;
ders., A. L.: Die Dämmerung, in: Gedichte d. Menschheitsdämmerung, Interpretationen exressionist. Lyrik, hrsg. v. H. Denkler, 1971, S. 70-80;
H. Küntzel, in: Exressionismus als Lit., Ges. Stud., hrsg. v. W. Rothe, 1969, S. 398-409;
W. Koeppen, Montag auf d. Kasernenhof, in: Frankfurter Anthologie, Gedichte u. Interpretationen, hrsg. v. M. Reich-Ranicki, II, 1977, S. 135-38;
R. Grimm, Abschied, ebd. V, 1980, S. 181-84. -
Autor/in
Klaus Kanzog -
Zitierweise
Kanzog, Klaus, "Lichtenstein, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 464 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118832891.html#ndbcontent