Philippson, Alfred
- Lebensdaten
- 1864 – 1953
- Geburtsort
- Bonn
- Sterbeort
- Bonn
- Beruf/Funktion
- Geograph ; Geograf ; Hochschullehrer
- Konfession
- jüdisch?
- Normdaten
- GND: 118791923 | OGND | VIAF: 61851632
- Namensvarianten
-
- Philippson, Alfred
- Philippson, A.
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Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
- NDB 19 (1999), S. 378 (Nussbaum, Fritz)
- NDB 20 (2001), S. 396 in Familienartikel (Philippson)
- NDB 20 (2001), S. 397* (Philippson, Ludwig)
- NDB 20 (2001), S. 398* (Philippson, Martin Emanuel)
- NDB 20 (2001), S. 400* (Philippson, Julius)
- NDB 21 (2003), S. 544 (Richthofen, Ferdinand Paul Wilhelm Dieprand Freiherr von)
- NDB 23 (2007), S. 232 in Artikel Schmithüsen, Josef (Schmithüsen, Gerhard Franz Josef)
- NDB 25 (2013), S. 24 in Artikel Stählin, Friedrich (Stählin, Friedrich)
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Philippson, Alfred
Geograph, * 1.1.1864 Bonn, † 28.3.1953 Bonn. (jüdisch)
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Genealogie
V →Ludwig (s. 1);
M Mathilde Hirsch;
B →Martin (s. 2);
– ⚭ 1) Leipzig (?) 1892 Anna Lina (1869–1906), aus Leipzig, T d. Louis Simoni (1826–82) u. d. Lina Ephraim, 2) Bonn (?) 1919 →Margarete Kirchberger (1882–1953, jüd., seit 1897 ev.), aus Niederlahnstein, Geographin, wurde 1917 mit e. Arbeit „Der Nordwestabfall d. Rhein. Schiefergebirges zw. d. Reichsgrenze u. d. Rurtalgraben“ (1919) z. Dr. phil. promoviert (s. L);
1 S, 3 T u. a. →Dora (1896–1980, s. Fam.art., L), →Eva (1899–1962), Dr. iur., ging vor 1933 in d. Niederlande, Sozialarbeiterin in Amsterdam. -
Biographie
P. studierte seit 1882 Geographie, Geologie, Mineralogie und Nationalökonomie in Bonn und Leipzig. Dort wurde er 1886 mit der Arbeit „Studien über Wasserscheiden“ bei →Ferdinand v. Richthofen (1833–1905) promoviert. Anschließend erforschte er das griech. Festland und habilitierte sich 1891 in Bonn mit einer Untersuchung über den Peloponnes. Mehrere deutsche Universitäten hatten mit formalrechtlichen Argumenten, die den Antisemitismus nur schwer verdecken konnten, die Eröffnung eines Habilitationsverfahrens abgelehnt. Erst das Eingreifen des Referenten im preuß. Kultusministeriums →Friedrich Theodor Althoff (1839–1908) ebnete P. in Bonn den Weg. Bis zu seiner Berufung auf den geographischen Lehrstuhl an der Univ. Bern 1904 wirkte P. 13 Jahre als Privatdozent (seit 1899 Tit.- Prof.) in Bonn. 1906 übernahm er das Ordinariat für Geographie an der Univ. Halle-Wittenberg und folgte schließlich 1911 einem Ruf zurück nach Bonn, wo er bis zu seiner Emeritierung 1929 blieb.
Auf ausgedehnten Forschungsreisen im Mittelmeerraum sammelte P. Material für seine Landeskunden von Griechenland und dem westlichen Kleinasien. Diese wurden wegen ihrer Vollständigkeit und Vielseitigkeit Grundlage und Vorbild für die Arbeiten weiterer Historiker und Archäologen zur Entwicklung des Siedlungsbildes von der Antike bis zur Gegenwart. Einen Überblick gab P. in der Monographie „Das Mittelmeergebiet“ (1904, ⁴1922). Zusammen mit seinen Arbeiten über Rußland und Europa zählt sie zu den Klassikern der Länderkunde in der dt. Geographie. Mit Richthofen gehört P. zu den Begründern der beziehungswissenschaftlichen Geomorphologie. Wegweisend für die Allgemeine Physische Geographie wurde sein bis heute lesenswertes Lehrbuch „Grundzüge der Allgemeinen Geographie“ (3 Bde., 1921–24). Als Vorsitzender des Zentralausschusses des Deutschen Geographentages (1921–25) und des Fachausschusses Geographie bei der „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft“ (1920-28) war P. maßgeblich an der Entwicklung der deutschen Hochschulgeographie beteiligt.
Der Geograph Ewald Banse (1883–1953) protestierte 1933 bei der „Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin“ und beim Kultusministerium gegen die Verleihung der Goldenen Ferdinand-von-Richthofen-Medaille an P. 1942 wurde P. mit seiner zweiten Frau Margarete und seiner Tochter Dora in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Auf Bitten von Kollegen und Verwandten P.s setzte sich der mit dem NS-Regime sympathisierende schwed. Asienforscher →Sven Hedin (1865–1952) u. a. beim Reichsinnenminister für seinen früheren Studienkollegen ein. Die Intervention führte zu Hafterleichterungen für die Familie, so daß sie überleben konnte. 1945 kehrte P. in seine Heimatstadt zurück, wo er bereits im September 1946 „Land und See der Griechen“ publizierte. Er arbeitete an seiner Landeskunde Griechenlands weiter und lehrte erneut an der Univ. Bonn.|
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Auszeichnungen
Silberne Karl-Ritter Medaille d. Ges. f. Erdkde. Berlin (um 1893);
Mitgl. d. Leopoldina (1907) u. d. Dt. Archäolog. Inst. (1913);
Ehrenmitgl. d. Archäolog. Ges. Athen (1912);
Dr. h. c. (Athen 1912, Bonn 1946);
Geh. Reg.rat (1915);
Mitgl. bzw. Ehrenmitgl. zahlr. dt. und internat. Geograph. Ges.;
Gr. BVK (1952). -
Werke
u. a. Studien über Wasserscheiden, in: Mitt. d. Ver. f. Erdkde. in Leipzig 1886, S. 241-403;
Der Peloponnes, Versuch e. Landeskde. auf geolog. Grundlage, 1892;
Europa, in: W. Sievers (Hg.), Allg. Länderkde., ²1906;
Landeskde. d. europ. Rußland nebst Finnlands, 1908;
Reisen u. Forschungen im westl. Kleinasien, 5 T., ersch. als Erg.h. 167, 172, 177, 180, 183 v. Petermanns Mitt., 1910-15;
Das fernste Italien, 1925;
Die preuß. Rheinlande, in: Zs. d. Ges. f. Erdkde. zu Berlin, 1925, S. 28-43;
Das Byzantin. Reich als geograph. Erscheinung, 1939;
Die Stadt Bonn. Ihre Lage u. räuml. Entwicklung, 1947, ²1951;
Die griech. Landschaften, Bd. 1, Tl. 1-3, 1951/52 (mit H. Lehmann u. E. Kirsten), Bd. 2, Tl. 1-2, 1956 (Mitvf. u. Hg. E. Kirsten), Bd. 3, Tl. 1-2, 1959 (Mitvf. u. Hg. E. Kirsten);
Bd. 4, 1959 (Mitvf. u. Hg. E. Kirsten);
H. Böhm u. A. Mehmel (Hg.), Wie ich zum Geographen wurde, Aufgezeichnet im KZ Theresienstadt 1942–45,1996, ²2000 (W-Verz.). -
Literatur
F. Nussbaum, in: Der Schweizer Geograph 20, 1943, S. 145-47;
J. Philippson, The Philippsons, A German-Jewish Family 1775-1933, in: Year-Book Leo Baeck Inst. 1962, S. 95-118;
M. Richarz (Hg.), in: Jüd. Leben in Dtld., Selbstzeugnisse z. Sozialgesch., 1979-82, S. 462-65;
E. Ehlers, in: Colloquium Geographicum 20, 1990 (P): H. Böhm, in: ders. (Hg.), Btrr. z. Gesch. d. Geographie an d. Univ. Bonn, ebd. 21, 1991, S. 205-25 (P);
K. Gutzmer (Hg.), Die Philippsons in Bonn, in: Veröff. d. Stadtarchivs Bonn 49, 1991 (P);
D. Philippson, Ber. über d. Deportation u. d. Überleben in Theresienstadt 1942–45, in: Frauenleben im NS-Alltag, Bonner Studien z. Frauengesch., hg. v. A. Kuhn, 1994, S. 303-20;
A. Mehmel, in: Aschkenas, Zs. f. Gesch. u. Kultur d. Juden 8,1998, S. 353-79 (P). – Zu Margarete: A. Mehmel u. B. Brandenburg, in: 100 J. Frauenstudium, Frauen d. Rhein. Friedrich-Wilhelms-Univ. Bonn, hg. v. A. Kuhn u. a., 1996, S. 156-59;
– Zu Dora:
A. Mehmel, ebd. S. 200-04. | -
Quellen
Qu: Archiv d. geogr. Institute d. Univ. Bonn; Univ.-archiv Bonn; Leo-Baeck-Inst. New York.
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Autor/in
Astrid Mehmel -
Zitierweise
Mehmel, Astrid, "Philippson, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 399-400 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118791923.html#ndbcontent