Marsilius von Inghen
- Lebensdaten
- um 1340 – 1396
- Geburtsort
- in der Umgebung von Nimwegen (Provinz Geldern, Niederlande)
- Sterbeort
- Heidelberg
- Beruf/Funktion
- Philosoph ; Theologe
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118782169 | OGND | VIAF: 164966432
- Namensvarianten
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- Inghen, Marsilius von (Inghen bezeichnet wohl Familie, nicht Herkunft)
- Marsilius
- Marcelius
- Marsilius von Inghen
- Inghen, Marsilius von (Inghen bezeichnet wohl Familie, nicht Herkunft)
- inghen, marsilius von
- Marsilius
- Marcelius
- Marsilius, von Inghen
- Ingen, Marsilius ab
- Ingen, Marsilius de
- Inghen, Johannes Marsilius von
- Inghen, Marsilius ab
- Inghen, Marsilius de
- Inghen, Marsilius van
- Inghen, Marsyliusz z
- Inguen, Marsilius
- Inguen, Marsilius ab
- Johannes Marsilius
- Johannes Marsilius, von Inghen
- Marcelius, von Inghen
- Marsilius Alamanus
- Marsilius van Ingen
- Marsilius, Alamanus
- Marsilius, Ingenuus
- Marsilius, Inguen
- Marsilius, ab Inghen
- Marsilius, aus Ingen
- Marsilius, de Ingen
- Marsilius, de Inghen
- Marsilius, de Novimagio
- Marsilius, of Inghen
- Marsilius, van Inghen
- Marsyliusz, z Inghen
Vernetzte Angebote
- * Repertorium Academicum Germanicum (RAG via metagrid.ch) [2003-]
- Personen (Anteil) im Het Biografisch Portaal van Nederland [2010-]
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- * Repertorium Academicum Germanicum (RAG via metagrid.ch) [2003-]
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Marsilius von Inghen
Philosoph und Theologe, * um 1340 in der Umgebung von Nimwegen (Provinz Geldern, Niederlande), † 20.8.1396 Heidelberg.
-
Genealogie
„Inghen“ bezeichnet wohl d. Namen d. Familie, nicht d. Herkunftsortes.
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Biographie
Über den adakemischen Werdegang M.s gibt es keine Angaben in den Quellen. Das erste dort genannte Datum ist seine Inauguralvorlesung als „Magister Artium“ am 27.9.1362. M. kann jedoch neben Nikolaus von Oresme und →Albert von Sachsen als ein Schüler des →Johannes Buridanus gelten, des einflußreichen Begründers einer logisch-empirischen Naturphilosophie in Paris (neben der mathematisierenden, die von →Thomas Bradwardine und seinem Schülerkreis am Merton-College in Oxford begründet wurde). M. hatte an der Pariser Universität einen glänzenden Lehrerfolg, es mußten ihm stets die größten Hörsäle zugewiesen werden; zudem erhielt er eine Reihe wichtiger Ämter: Rektor 1367, 1371; Prokurator der engl. Nation 1362, 1373-75; Repräsentant der Universität am päpstlichen Hof in Avignon 1369, 1377-78. Er gehörte zu den Begleitern Papst Gregors XI. auf dessen Reise nach Rom; dort war er auch 1378, als mit der Wahl Urbans VI. - den er stets unterstützte - das Große Schisma begann.
Aus jener Zeit als Lehrer an der Artistenfakultät (1362–78) stammen eine stattliche Reihe von ziemlich umfangreichen Werken, in der Hauptsache Kommentare zu →Aristoteles-Schriften, vornehmlich aus dem Gebiet der Logik und der Naturphilosophie, die später teilweise zu Standardlehrbüchern an den europäischen Universitäten wurden (in Salamanca hieß sogar der im Spätmittelalter häufig zu findende Lehrstuhl für die nominalistische Lehrrichtung „cathedra Marsiliana“). In diesen Werken erweist sich M weitgehend als ein treuer Schüler des Buridanischen|(nicht des Ockhamschen) Nominalismus. Manchmal folgt M. seinem Lehrer, wie er Buridan ausdrücklich bezeichnete, sogar wörtlich. Seine Impetustheorie schließt allerdings eher an →Franciscus von Marchia als an →Buridan an. In den späten 1370er Jahren verliert sich seine Spur; es ist nicht dokumentiert, wann und mit welchem Ziel er Paris verlassen hat, dessen Universität im Zusammenhang mit dem Schisma ihren internationalen Rang zu verlieren begann. Es gibt jedoch Hinweise, daß er sich in Italien, und zwar an der jungen Universität von Pavia aufgehalten hat. Dieser Umstand erklärt wohl auch, weshalb der Buridanismus in Italien eine so rasche Verbreitung finden konnte.
Eine ungleich größere Möglichkeit zur institutionellen Wirksamkeit eröffnete sich M., als er durch Pfalzgf. Rupprecht I. zum Gründer und ersten Rektor der Univ. Heidelberg berufen wurde. Ihre Organisation entsprach derjenigen der Universität von Paris.
Da M. inzwischen auch Theologie studiert hatte, wurde er 1396 zum ersten Doktor der Theologie in Heidelberg promoviert. Als Theologe hat er einen umfänglichen Sentenzenkommentar hinterlassen. Darin vertritt er einerseits die typisch nominalistische Form der Lehre von der Allmacht Gottes und der radikalen Kontingenz seiner Geschöpfe, andererseits nimmt er wieder die thomasische Bestimmung der Theologie als einer theoretischen Wissenschaft auf. Seine für seine Zeit ungewöhnlich reichhaltige Bibliothek (360 Werke) vermachte er seiner Universität.
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Werke
Expositio super Analytica priora, 1516;
Textus dialectices de suppositionibus. 1512 u. 1516;
De generatione et corruptione, 1518;
Abbreviationes libri physicorum, 1521;
Quaestiones super quattuor libros Sententiarum, 1501;
[Kirchenpol. Denkschr], hrsg. v. G. Ritter (s. L), S. 199-204;
Sophisma: Homo est bos, hrsg. v. E. P. Bos, in: Vivarium 15, 1977, S. 48 f.;
Suppositiones, Ampliationes, Appellationes, Restrictiones, Alienationes, hrsg. v. dems., M. of I.: Treatises on the properties of terms, A first critical edition of the Suppositiones … with introduction, translation, notes and appendices, 1983 (W-Verz.);
[Introductio] ad Lecturam in Matheum, ed. v. R. Berndt, in: Semper Apertus, Festschr. d. Univ. Heidelberg, hrsg. v. W. Doers, 1985, I, S. 78-80. -
Literatur
G. Ritter, Stud. z. Spätscholastik, I, M. v. I. u. d. okkamist. Schule in Dtld., 1921 (Neudr. 1985, Verz. d. Hss. u. Drucke);
W. Möhler, Die Trinitätslehre d. M. v. I., Ein Btr. z. Gesch. d. Theol. im Spät-MA, 1949;
A. Maier, Internat. Beziehungen an spätma. Universitäten, in: Btrr. z. ausländ. öff. Recht u. Völkerrecht, H. 29, 1954, S. 205-21 (dass, in: A. Maier, Ausgehendes MA, Ges. Aufsätze z. Geistesgesch. d. 14. Jh., 1967, II, S. 318-34);
H. Weisert, Gesch. d. Univ. Heidelberg, Kurzer Überblick 1386-1980, 1983;
R. Berndt, M. v. I. als Erklärer d. Matthäus-Evangeliums, in: Semper Apertus, Sechshundert J. Ruprecht-Karls Univ. Heidelberg 1386-1986, hrsg. v. W. Doerr, 1986, I, S. 71-84;
Ziegenfuß: Überweg II;
LThK². -
Autor/in
Rolf Schönberger -
Zitierweise
Schönberger, Rolf, "Marsilius von Inghen" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 260-261 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118782169.html#ndbcontent
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Marsilius von Inghen
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Biographie
Marsilius von Inghen (er selbst schrieb seinen Namen Marcelius), geb. in Ingen, einem Dorfe in der Provinz Geldern, war ein Schüler Occam's und trat um das Jahr 1362 als Lehrer in Paris auf, von wo er als Professor an die neu gegründete Universität Heidelberg überging (1386), deren Rector er in eben diesem ersten Jahre war; auch wurde ihm ein Canonicat der Andreaskirche zu Köln übertragen. Nach einer Angabe des unzuverlässigen Trithemius soll er am 10. August 1394 gestorben sein, aber in richtigerer Weise dürfte sein Tod in das Jahr 1396 zu verlegen sein. Er verfaßte einen Commentar zu Petrus Lombardus, wobei er jedoch nur das erste Buch der „Sententiae“, welches den damaligen philosophischen Parteifragen näher liegt, behandelte, ferner einen Commentar zur ersten Analytik des Aristoteles (wahrscheinlich auch zur Physik desselben) und eine verloren gegangene Erläuterung zur Isagoge des Porphyrius und zu den Kategorien, wovon jedoch Jellineck ein Exemplar einer hebräischen Uebersetzung fand. Von großem Einflusse auf die nächstfolgende Zeit war seine Bearbeitung der weitverbreiteten Summula des Petrus Hispanus, wobei er den auf Occam beruhenden Standpunkt der Terministen vertrat, d. h. der sog. „moderni“, welche gemeiniglich als Nominalisten bezeichnet werden; und in dieser Parteistellung, welche den Albertisten und Thomisten gegenübertrat, hat er neben Albert von Sachsen (Bd. I. S. 182), welcher in gleicher Weise in Wien wirkte, das Verdienst, in ganz Deutschland zur Verbreitung der fortgeschrittenen Richtung der Logik entscheidend mitgewirkt zu haben.
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Literatur
Brucker, Hist. cr. phil., Bd. III, S. 885; Ad. Jellineck, Mars, ab Inghen (1859); m. Gesch. d. Logik, Bd. IV, S. 94 ff.
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Autor/in
Prantl. -
Zitierweise
Prantl, Carl von, "Marsilius von Inghen" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 441 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118782169.html#adbcontent