Scharrer, Adam
- Lebensdaten
- 1889 – 1948
- Geburtsort
- Kleinschwarzenlohe bei Nürnberg
- Sterbeort
- Schwerin
- Beruf/Funktion
- Arbeiterschriftsteller ; Schriftsteller
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118754114 | OGND | VIAF: 27295799
- Namensvarianten
-
- Adam (Pseudonym)
- Scharrer, Adam
- Adam (Pseudonym)
- adam
- Scharrer, A.
- Šarrer, Adam
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Scharrer, Adam (Pseudonym Adam)
Schriftsteller, * 13.7.1889 Kleinschwarzenlohe bei Nürnberg, † 2.3.1948 Schwerin. (evangelisch)
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Genealogie
V Johann (* 1858), Gde.hirt in Speikern (Franken);
M Margareta Haas (1868–94);
Tante-m u. Stief-M (seit 1894) Anna Margarethe Haas;
2 Geschw, 15 Stief-Geschw;
– ⚭ 1) 1915 Sophie Berlin (1888–1923), 2) 1924 (Trennung 1929) Johanna Heinzelmann (* 1895); Lebensgefährtin (seit 1931) Charlotte Buss († 1966), Sekr. v. S.;
1 S aus 1) Rudolf (* 1908), 1 T aus 1) Anneliese Schüler (1918–47). -
Biographie
Neben dem Schulbesuch in Ottensoos (b. Nürnberg) betätigte sich S. als Hütejunge, absolvierte 1903-06 eine Schlosserlehre in Lauf/Pegnitz und ging danach auf Wanderschaft. 1916 wurde er eingezogen und arbeitete seit Ende des Jahres in Rüstungsbetrieben im Ruhrgebiet und in Berlin. 1918 beteiligte er sich am Streik der Berliner Rüstungsarbeiter und trat dem Spartakusbund bei. 1920-33 war er Mitglied der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD). Nach dem Krieg war S. Dreher in Berlin und zeitweilig arbeitslos. Seine erste Erzählung „Weintrauben“ erschien 1924 in „Proletarier“, dem Organ der KAPD. Sein erster Roman „Vaterlandslose Gesellen, Das erste Kriegstagebuch eines Arbeiters“ (1930. Neudrr. 1951, 1973, Vorabdr. in: „Die Rote Fahne“, 1929) erregte Aufsehen als flammender Protest eines armen Metallarbeiters, der nach Feierabend gegen die „verlogene“ Kriegsliteratur schrieb. 1933 wegen Hochverrats steckbrieflich gesucht, floh S. im Juli nach Prag, 1934 weiter in die Sowjetunion, wo er im selben Jahr am 1. Allunionskongreß Sowjet. Schriftsteller in Moskau teilnahm. In Deutschland 1934 ausgebürgert, lebte er 1935-38 in der Ukraine, danach in Moskau und wurde 1941 nach Taschkent evakuiert. 1943 kehrte er nach Moskau zurück, 1945 nach Deutschland, wo er Redakteur der „Schweriner Landeszeitung'“ wurde, ohne einer Partei beizutreten.
S., der sich selbst als „Arbeiterschriftsteller“ bezeichnete, beschrieb in seinen Romanen „Der große Betrug, Geschichte einer proletarischen Familie“ (1931, Neudr. 1951) und „Familie Schuhmann, Ein Berliner Roman“ (1938) den Überlebenskampf und das Elend der Arbeiter in der Weimarer Republik. Die Erfahrungen seiner eigenen kleinbäuerlichen Herkunft verarbeitete er in „Maulwürfe, Ein dt. Bauernroman“ (1933, mehrere dt. Aufll. in der UdSSR, Neuaufl. 1946), dessen Stärke im Erschaffen der kleinen abgeschlossenen Dorfwelt liegt. „Der Hirt von Rauhweiler“ (1946, Neuaufl. 1947), von S. selbst für sein bestes Buch gehalten, entstand als nostalgischer Rückblick im Exil. Die Darstellung schildert innerhalb des dörflichen Rahmens um 1890 Unterdrückung. Meineid und schließlich Mord sowie den beginnenden Zusammenhalt der Sozialisten durch einen Aufstand gegen die Obrigkeit. Im Anschluß an eine Gedenkrede Ehm Welks (1884–1966) auf Ricarda Huch 1947 entstand eine Kontroverse mit S. über das Verhältnis von bürgerlicher Literatur und sozialistischem Realismus. Der sog. „Welk-S.-Streit“, den Fritz Hofmann 1981 in der Erzählung „Das Streitgespräch“ literarisch verarbeitete, endete mit einer Podiumsdiskussion vor dem Schweriner Kulturbund, bei der S. einen Herzinfarkt erlitt, dem er erlag.
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Werke
Ges. Werke in Einzelausgg., 8 Bde., 1961-79;
Aus d. Art geschlagen, 1930 (Neuaufl. u. d. T. In jungen Jahren, 1946);
Abenteuer e. Hirtenjungen, 1935;
Der Krummhofbauer u. andere Dorfgesch., 1938;
Zwei Erzz., 1940;
Der Acker auf d. schwarzen Berg, Drama, 1942;
Der Landsknecht, Biogr. e. Nazi, 1943;
Der Landpostbote Zwinkerer u. andere Erzz., 1944;
Dorfgesch. einmal anders, 1948;
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Nachlass
Nachlaß: Stiftung Ak. d. Künste, Berlin (Vorläufiges Findbuch d. lit. Nachlasses v. A. S. (1889-1948), bearb. v. H. Schurig, 1960); – Bibliogr.: A. S. 1889-1948, Empfehlende Bibliogr. z. 100. Geb.tag. hg. v. d. Stadt- u. Bezirksbibl. Neubrandenburg, 1989.
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Literatur
J. Bonk, A. S., ³1961;
A. S., Erwin Strittmatter, hg. v. G. Albrecht u. P. G. Krohn, 1962;
W. Bredel, in: ders., Publizistik, 1976, S. 440-46;
F. Wagner, „Bauernroman anders “, Maulwürfe, in: S. Bock u. M. Hahn (Hg.), Erfahrung Exil, 1979, S. 54-72;
W. Krämer, Faschisten im Exilroman 1933-1939, Zur Darst. d. NS-Massenbasis u. d. Motive faschist. Engagements, 1987, S. 73-77, 140-60;
E. Faber u. C. Wurm (Hg.), Allein mit Lebensmittelkarten ist es nicht auszuhalten, Autoren- u. Verlegerbriefe 1945-1949, 1991, S. 268-86;
K.-H. Oldag, in: ders., Unvergessen, ihre Namen kennt man noch, ein Spaziergang über d. Alten Schweriner Friedhof, 1996, S. 23-26;
E. Greubel u. G. Vollmuth, A. S., Vom fränk. Hirtenjungen z. Arbeiterschriftst.,|1998;
D. Vietor-Engländer, A. S. u. Oskar Maria Grafs Exillit., in: Akten d. X. Internat. Germanistenkongresses Wien 2000, 2002, S. 363-70;
R. Rösler. „Wolken provinziellen Tratsches“ oder Realismusstreit?, Der Welk-S.-Streit 1947/48 im Schweriner Kulturbund, in: ders., Autoren, Debatten, Institutionen, lit. Leben in Grewolls, Mecklenburg-Vorpommern 1945 bis 1952, 2003, S. 67-79;
U. Dittmann, Das erste Kriegsbuch e. Arbeiters, A. S.s „Vaterlandslose Gesellen“, in: Th. F. Schneider u. H. Wagener (Hg.), Von Richthofen bis Remarque, Dt.sprachige Prosa z. 1. Weltkrieg, in: Amsterdamer Btrr. z. neueren Germanistik, 2003, S. 375-86;
H. Schütz, in: ders., „Ein dt. Dichter bin ich einst gewesen“, Vergessene u. verkannte Autoren d. 20. Ih., 1988 (P);
Lex. Sozialist. Lit., 1994 (P);
Biogr. Hdb. SBZ/DDR;
BHdE II;
Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
Kunisch-Wiesner;
Killy. -
Autor/in
Deborah Vietor-Engländer -
Zitierweise
Vietor-Engländer, Deborah, "Scharrer, Adam" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 582-583 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118754114.html#ndbcontent