Schad, Christian
- Lebensdaten
- 1894 – 1982
- Geburtsort
- Miesbach (Oberbayern)
- Sterbeort
- Stuttgart
- Beruf/Funktion
- Maler ; Graphiker ; Photograph ; Künstler ; Fotograf
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118606077 | OGND | VIAF: 20473231
- Namensvarianten
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- Schad, Christian
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Schad, Christian
Maler, Graphiker, Photograph, * 21.8.1894 Miesbach (Oberbayern), † 25.2.1982 Stuttgart. (evangelisch)
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Genealogie
V →Carl (1866 ?-1940), Dr. iur., Notar, Geh. JR in München, Vermögensverw. d. Hzg. Carl Theodor in Bayern, S e. Kaufm. in München; M Maria (1871–1954), T d. →Carl Anton Fohr (1834–89), aus Mannheim, Berging. in Westfalen sowie im Saar- u. Ruhrgebiet, 1865 Betriebsing, im Bergwerk in M., 1870 Techn. Dir ebd., dann Gen.dir. d. Oberbayer. AG f. Kohlenbergbau, u. d. →Susanna Aloisia Waitzinger (1844–1901), Alleinerbin d. Waitzinger Brauerei in M.;
Ur-Gvm Georg Michael Fohr, Bes. d. Hotels „Europ. Hof“ in Mannheim;
Ur-Gr-Om →Carl Fohr (1795–1818), Maler (s. NDB V);
Om →Carl Ludwig Fohr (1868–1927), übernahm nach e. Bergbau-Studium in Claustal-Zellerfeld 1890 d. Waitzinger-Brauerei in M., Brauereidir.; – ⚭ 1) Orvieto 1923 Trennung 1927 ? →Marcella († 1931, Unfall) (s. P), T d. N. N. Arcangeli, Prof. d. Med. (Poliklinik) in Rom, 2) 1947 Bettina Mittelstadt, Schausp., erstellte Vorarbeiten zu S.s W-Verz. (s. P);
1 S aus 1) →Nikolaus (* 1924, s. L). -
Biographie
S. verließ vorzeitig die Schule, um mit Einverständnis der Eltern 1913 an der Münchner Kunstakademie bei →Heinrich v. Zügel und →Karl Johann Becker-Gundahl zu studieren. Während eines Hollandaufenthaltes vom Ausbruch des 1. Weltkriegs überrascht, kehrte er überstürzt nach München zurück; unter Vorspiegelung eines Herzleidens gelang ihm 1915 die Ausreise nach Zürich. Hier reüssierte er mit einer Graphikausstellung im Salon Wolfsberg und lernte den avantgardistischen Schriftsteller →Walter Serner (1889–1942) kennen, der in den nächsten Jahren zu seinem wichtigsten intellektuellen Bezugspunkt wurde. Mit grisailleartigen Porträts und religiösen Darstellungen, in denen er den Krieg zu verarbeiten suchte, nahm S. die kurzzeitig unterbrochene Malerei wieder auf.
Obwohl S. und Serner die dadaistischen Aktivitäten im 1916 gegründeten „Cabaret Voltaire“ zunächst aus kritischer Distanz beobachteten, entstanden nach der Übersiedlung nach Genf in dem kurzen Zeitraum zwischen|1919 und 1920 zwei bedeutende dadaistische Werkgruppen: bemalte Holzreliefs (sieben bekannte Exemplare) und Fotogramme (ca. 30 sog. Schadographien). Sie begründeten S.s andauernden Ruhm als Dadaisten, der seit der Beteiligung an der „DaDa and Surrealism“-Ausstellung des Museum of Modern Art (New York) v. a. die amerikan. Rezeption prägte. Für die mit kleineren Metallaplikationen versehenen mehrschichtigen Reliefs, die von Arbeiten Hans Arps beeinflußt sind, ließ S. organische Holzformen ausschneiden und zusammenleimen, und bemalte sie dann mit leuchtender Industriefarbe. Bei den kleinen Fotogrammen handelt es sich um belichtetes, unregelmäßig beschnittenes Fotopapier, auf dem Zufallsfunde wie Knöpfe, Ketten oder Zeitungsstücke Schattenspuren hinterlassen haben. Dabei wird der dem Medium der Fotografie gemeinhin zugesprochene, Aura-Verlust' (Walter Benjamin) rückgängig gemacht: Es handelt sich um poetisch aufgeladene Unikate, die ähnlichen Versuchen Man Rays oder László Moholy-Nagys vorausgreifen.
Von der wohlhabenden Familie weiterhin unterstützt, lebte S. 1920-25 überwiegend in Italien, danach bis 1927 in Wien, seit 1928 in Berlin. In diesen Jahren schuf er ein teilweise brilliantes malerisches Œuvre, das die zeichnerische Präzision und die bedrohliche Atmosphäre der Neuen Sachlichkeit paradigmatisch verkörpert. In Berlin und Wien suchte er sich Modelle in Cafes („Sonja“, 1928, Berlin, Nat.gal.) oder auf Jahrmärkten („Agosta u. Rasha“, 1929, Privatbes.) für seine farblich unterkühlten, malerisch geglätteten und melancholisch gebrochenen Porträts. Seine Bildnisse von „Lotte“ (1927-28, Hannover, Sprengel Mus.) oder dem Komponisten „→Josef Matthias Hauer“ (1927, Privatbes.) zeigen ihn als einen der führenden Porträtisten der Weimarer Zeit. Daneben thematisierte er in den schockierenden „Freundinnen“ (1928, Privatbes.) das Entfremdetsein eines lesbischen Paares und entwickelte einen bislang unbekannten, radikalen Blick auf den Typus der ‚neuen Frau'.
Während des „Dritten Reiches“ beschäftigte sich S. zunehmend mit ostasiat. Philosophie und malte dem Zeitgeschmack angepaßte Porträts und Landschaften, die z. T. in offiziellen Ausstellungen zu sehen waren. Seit 1935 war er als Geschäftsführer eines bayer. Brauerei-Depots tätig. Mitte der 40er Jahre fertigte er eine Kopie von Grünewalds Stuppacher Madonna (Aschaffenburg, Stiftsbasilika) an, und nach dem Krieg widmete er sich einem symbolistischen oder magischen Rea- lismus, dessen Forciertheit die Qualität der Weimarer Bilder jedoch nicht erreichte. Seit den frühen 60er Jahren, in denen S. zusammen mit der Neuen Sachlichkeit wiederentdeckt wurde, entstanden auch neue Schadographien.|
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Auszeichnungen
Mitgl. d. Ver. Berliner Künstler (1936);
Hon.prof. (Berlin 1980);
Ehrenbürger d. Gde. Bessenbach-Keilberg (1974). -
Werke
Weitere W Holzschnitte: f. „Sirius“, Mschr. f. Lit. u. Kunst, hg. v. W. Serner, 1915/16;
– Ölgem.:
Papst Pius IX., 1924/25 (Halle, Staatl. Gal. Moritzburg);
Dr. Haustein, 1928 (Madrid, Slg. Thyssen-Bornemisza);
Egon Erwin Kisch, 1928 (Hamburg, Kunsthalle);
Maika, 1929 (Privatbes.);
Operation, 1929 (München, Städt. Gal. im Lenbachhaus);
– Schrr.:
Relative Realitäten. Erinnerungen um Walter Serner, mit e. Nachbemerkung v. Bettina Schad, 1999;
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Nachlass
Nachlaß: Aschaffenburg, Schloßmus. (seit 2000).
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Literatur
W. Serner, in: Sirius, 1915;
M. Osborn, Der Maler C. S., 1927;
M. Eberle (Hg.), C. S., Ausst.kat. Berlin 1980;
Dada, Eine internat. Bewegung 1916-1925, Ausst.kat. München 1993;
C. S., Ausst.kat. Zürich, München u. Emden 1997/98 (L, P);
Nikolaus Schad u. A. Auer (Hg.), Schadographien, 1999;
C. S., Das Frühwerk 1915-1935, Gem., Zeichnungen, Schadographien, 2002;
C. S., Ausst.kat. New York 2003;
Munzinger;
Vollmer;
Dict. of Art;
Biogr. Lex. Schweizer Kunst. -
Porträts
Selbstbildnis, 1927 (Privatslg.);
Zacharias II (Groteskes Selbstbildnis), 1935 (Privatslg., New York);
Die Umgebung (Selbstporträt), 1967 (Kunstkab. G. A. Richter, Stuttgart, Rottach-Egern), alle abgeb. in: C. S., Ausst.kat. Zürich, München u. Emden 1997/98, S. 115, Nr. 21, S. 187, Nr. 123 u. S. 203, Nr. 49;
– zu Marcella geb. Arcangeli:
Marcella, 1926 (Privatslg. Kröller, Otterloo), Abb. ebd. S. 109, Nr. 20;
– zu Bettina geb. Mittelstädt:
Bettina, 1942, Bettina, 1966 (beide Privatbes.), Abb. ebd. S. 153, Nr. 46 u. S. 199, Nr. 47. -
Autor/in
Olaf Peters -
Zitierweise
Peters, Olaf, "Schad, Christian" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 493-494 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118606077.html#ndbcontent