Müller, Christoph Heinrich
- Lebensdaten
- 1740 – 1807
- Geburtsort
- Zürich
- Sterbeort
- Zürich
- Beruf/Funktion
- Philologe ; Germanist ; Schriftsteller ; Pädagoge ; Herausgeber ; Theologe
- Konfession
- reformiert
- Normdaten
- GND: 117575410 | OGND | VIAF: 30317025
- Namensvarianten
-
- Myller, Christoph Heinrich
- Müller, Christoph Heinrich
- Myller, Christoph Heinrich
- Müller, Christoph Heinrich
- Mueller, Christoph Heinrich
- Muller, Christophe Henri
- Müller
- Müller, Christophorus Henricus
- Myller, Christian Heinrich
- Myller, Christophorus Henricus
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Müller (Myller), Christoph Heinrich
Philologe, Schriftsteller, * 10.2.1740 Zürich, † 22.2.1807 Zürich. (reformiert)
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Genealogie
V Johannes (1717–75), Weber, Informator u. Stadttrompeter in Z., S d. Christoph (1674–1744), Rathausknecht in Z., u. d. Anna Weber (* 1748);
M Catharina Hess (um 1716–77);
B →Heinrich (1738–1819), ref. Theologe, Krämer in Z., Caspar (1743–1813), Weber, Stadttrompeter in Z., Johannes (1752–1808), Steinmetz, →Hans Conrad (1754–1838), Mittwochprediger am Großmünster in Z., 1784 Pfarrer in Hütten, nach Absetzung 1787 Hauslehrer;
Vt →Johannes (1733–1816), Ing., Kartograph u. Kalendermacher in Z. -
Biographie
M. studierte in Zürich ref. Theologie. Von seinen Lehrern am Carolinum übte Johann Jakob Bodmer einen lebensbestimmenden Einfluß aus. In seinem Sinne und im Stil damals gepflegter physiokratisch-aufklärerischer Dialoge verfaßte M. 1766 ein in Abschriften zirkulierendes „Bauren-Gespräch“ gegen das militärische Eingreifen Zürichs an der Seite Frankreichs und Berns in die Genfer Unruhen und setzte damit die politischen Aktionen Johann Caspar Lavaters und des Malers Johann Heinrich Füssli fort. Nach der Entdeckung seiner Verfasserschaft floh M., seine Schrift wurde öffentlich verbrannt. Durch die Fürsprache von Johann Georg Sulzer bei Friedrich II. wurde M. Professor für Geschichte und Philosophie am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin. 1772 wurden vom Zürcher Rat die Verbannung sowie der Ausschluß aus Bürgerschaft und geistlichem Stand widerrufen, was M. nicht daran hinderte, 1780 die Hinrichtung des Zürcher Pfarrers und Schriftstellers →Heinrich Waser (1742–80) anzuprangern. 1788 kehrte er nach Zürich zurück, wo er vergeblich versuchte, die königliche Pension durch eine seinen republikanischen Anschauungen gemäße Anstellung zu ersetzen. Seit jeher kränklich und von depressiven Anwandlungen heimgesucht, führte er ein Leben im Abseits und zuletzt in drückender Not. Von seinen Publikationen sind die Ausgaben mittelalterlicher Dichtungen im Anschluß an die Entdeckungen und anhand der Abschriften vor allem Bodmers, gelegentlich Breitingers und anderer, die bedeutendsten. Im Eigenverlag (auf Subskriptionsbasis) gab er sie in der zweibändigen „Sammlung deutscher Gedichte aus dem XII., XIII. und XIV. Jh.“ heraus, in der 1782 als erster Text „Der Nibelungen Liet, Ein Rittergedicht aus dem XIII. oder XIV. Jh.“ erschien. Es war Friedrich d. Gr. gewidmet, der sich, entgegen einem von Eduard Engel ausgehenden, oft kolportierten Dictum, wiederholt sehr anerkennend äußerte. Johannes|v. Müller hat es weitblickend besprochen (Götting. gel. Anz., 1783, S. 353 ff.). 1783-85 folgten die Editionen von Heinrich von Veldekes „Eneit“, Wolfram von Eschenbachs „Parzival“, Hartmann von Aues „Armem Heinrich“ und „Iwein“, Konrad Flecks „Flore und Blantscheflur“ sowie Gottfried von Straßburgs „Freidank“ und „Tristan“ (samt Heinrich von Freibergs Fortsetzung), zusammen mit einer Reihe weiterer kleinerer Texte.
Ist diese Pionierleistung durch die späteren philologisch-editorischen Fortschritte vor allem Karl Lachmanns zwar verdunkelt, aber doch noch erkennbar, so sind die politischen, philosophischen und theologischen Schriften M.s ganz vergessen und teilweise schwer auffindbar. Gleichwohl handelt es sich um durchaus bemerkenswerte Dokumente einer Gesinnung, die helvet.-republikanische Elemente mit solchen der aufgeklärten preuß. Monarchie verknüpft, wobei u. a. nachdrücklich der Einbezug der Frau in öffentliche Angelegenheiten gefordert wird. – M. scheint eine große, heute verlorene Sammlung von Stichen besessen zu haben. Jedenfalls spricht er 1788 in einem Brief von einem Bestand von 10-11 000 Porträts und 12-16 000 Landschaften.
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Werke
Bauren-Gespräch, abgedr. b. H. Morf, in: Vor 100 J., Neujahrsber. d. Hülfsges. Winterthur, 1867;
Waser, o. J.;
Der Dorfpfarrer, od. d. glückl. Sterbliche, Eine phil. Abh., 1785 u. 1786;
Die Dorfschule, Ein Pendant z. Dorfpfarrer, 1785 u. 1786;
Ein Traum, 1787;
Abriß d. drei Schles. Kriege, 1786;
Reise durch etliche Kantone d. Schweiz, Von e. Schweizer, Im J. 1789, 1790;
Dialogen u. kleine Aufsätze, 2 Bde., 1792;
Etat der Beamten im Kanton Zürich auf d. J. 1795;
Ankündigung e. pol. Wörterbuchs, 1800;
Kalliste d. Gesetzgeberin, d. dt. od. d. sanscülott. Oligarchie, 1803. -
Literatur
ADB 22;
J. Crüger, Johann Christoph Gottsched u. d. Schweizer J. J. Bodmer u. J. J. Breitinger, (1884), S. XCIX f.;
J. Bächtold, Die Verdienste d. Zürcher um d. dt. Phil. u. Litteraturgesch., in: ders., Kleine Schrr., 1899, S. 61-78;
H. Walser, Heimat u. Fremde im Leben d. Bodmer-Schülers Ch. H. M. 1740-1807, in: Zürcher Taschenbuch 1952, S. 62-95 (Verz. weiterer pol., phil. u. theol. Schrr., P);
Goedeke XII, S. 29;
HBLS;
Kosch, Lit.-Lex.³;
Killy. -
Autor/in
Werner G. Zimmermann -
Zitierweise
Zimmermann, Werner G., "Müller, Christoph Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 350-351 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117575410.html#ndbcontent
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Müller, Christoph Heinrich (Myller)
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Biographie
Müller: Christoph Heinrich M. (Myller), Herausgeber altdeutscher Gedichte, geb. zu Zürich am 10. Febr. 1740, Bodmerschüler, studirte Theologie, wurde 1767 in Folge eines politischen Pamphlets über die Genfer Unruhen aus seiner Vaterstadt verbannt, wandte sich nach Berlin und erhielt namentlich durch Sulzer's Fürsprache eine Professur der Philosophie und Geschichte am Joachimsthalschen Gymnasium. 1772 wurde seine Ausweisung aufgehoben und 1788 kehrte der hypochondrische Mann nach Zürich zurück, wo er am 22. Febr. 1807 starb. — M., angeregt durch Bodmer's Beschäftigung mit der älteren deutschen Litteratur, führte das Werk seines Lehrers zu Ende, indem er mit Unterstützung desselben auf Actien hin von 1782 bis 85 die 3 Bände „Sammlung deutscher Gedichte aus dem 12., 13. und 14. Jahrhundert“ herausgab. Das Sammelwerk enthält außer der ersten Gesammtausgabe des Nibelungenliedes, 1782 (Mischtext aus Handschrift A und C), die Eneit, Parcival, den armen Heinrich, Tristan, Flor und Blanscheflur, Iwein, Freidank, den trojanischen Krieg (unvollendet) u. a. m., somit, die Gudrun ausgenommen, den Grundstock der poetischen Denkmäler älterer Zeit. Die Nibelungenausgabe war Friedrich dem Großen zugeeignet, welcher sich der Dedication gegenüber freundlich aufmunternd verhielt. Erst der weitere Fortgang des Unternehmens, namentlich die im Februar 1784 erschienene Edition des Parzival, machte den König unwirsch und er erschreckte am 22. Februar 1784 den guten M. mit jenem bekannten gröblichen Brief, den man — wie Zarncke nachgewiesen — fälschlich auf die Nibelungen bezogen hat. Die nach unsern Begriffen sehr mangelhaften Ausgaben Müller's blieben auf lange hinaus die Hauptgrundlage für die Kenntniß der mittelhochdeutschen Dichtung. Außerdem publicirte M. (meist anonym): „J. H. Waser", 1780; „Der Dorfpfarrer", 1785; „Abriß der drey Schleßschen Kriege“, 1786; „Dialogen und kleine Aufsätze“, 2 Thle., 1792; „Etat der Beamten im Canton Zürich auf das Jahr 1795", 1795; „Ankündigung eines Politischen Wörterbuchs", 1800; Ankündigung: „Wie muß man es anfangen, um in einer großen Bürgerei jedem Bürger hinlänglich Kenntniß seiner Verhältnisse u. s. w. zu geben“, 1800; „Kalliste, die Gesetzgeberin, die Deutsche oder die fanscülottische Oligokratie“, 1803; endlich: Musikalien, III Sonaten vor das Clavier, Berlin 1782.
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Literatur
Raumer, Geschichte der germanischen Philologie, S. 258—63; Crüger, die erste Gesammtausgabe der Nibelungen, 1884, S. 64—102 und Anhang.
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Autor/in
Jakob Baechtold. -
Zitierweise
Baechtold, Jakob, "Müller, Christoph Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 521 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117575410.html#adbcontent