Ludwig, Ernst
- Lebensdaten
- 1842 – 1915
- Geburtsort
- Freudenthal (Österreichisch Schlesien)
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Chemiker
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 117308560 | OGND | VIAF: 74626373
- Namensvarianten
-
- Ludwig, Ernst
- Ludwig, Ernest
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Ludwig, Ernst
Chemiker, * 19.1.1842 Freudenthal (Österreichisch Schlesien), † 14.10.1915 Wien. (katholisch)
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Genealogie
V →Ernst Stanislaus (* 1809), Webermeister, dann Kunstweber, Fabrik- u. Gutsbes., S d. Andreas u. d. Josepha Koch;
M Waldburga Joh. (* 1810), T d. Siegisbert Steiner u. d. Anna Nießner;
⚭ Wien 1879 Karoline Barbara (1847–1915), T d. Viktualienhändlers Engelbert Wild in W. u. d. Anna|Barbara Kalmaier;
2 S, 5 T, u. a. Ernst, Dr. iur., Bergwerksdir., →Helene (1881–1940, ⚭ Dr. med. Adolf Souczek), Dr., Hochschulassistentin f. Physik, Atomforscherin;
E →Ernst Souczek (* 1912), Prof. f. Strömungslehre a. d. TU Wien. -
Biographie
Nach einer praktischen Apothekerausbildung in Troppau (1856–61) studierte L. in Wien Chemie und Pharmazie bei →Josef Redtenbacher, einem Schüler Liebigs. Bereits 1864 wurde er zum Doktor der Chemie promoviert; die Habilitation für analytische und organische Chemie erfolgte ein Jahr später. L. analysierte in dieser Zeit einige Mineralwässer und untersuchte das Vorkommen von Trimethylamin im Wein. Von Wien ging L. 1867 für ein Jahr zu R. Bunsen nach Heidelberg, wo er über die Dichte des Chlors arbeitete, und weiter nach Berlin zu A. v. Baeyer. Zusammen mit C. Graebe publizierte er Studien über einige „Naphthalin-Derivate, die sich den Chinonen anreihen“ (1870). Er kehrte nach Wien zurück und übernahm 1869 die Professur für Chemie an der Handelsakademie; 1872 wurde er zum ao. Professor an der Philosophischen Fakultät der Universität ernannt. L. unterrichtete eine rasch wachsende Zahl von Studenten und erlangte einen guten Ruf als akademischer Lehrer. Er entwickelte ein Syntheseverfahren für Hydroxylamin, befaßte sich jedoch vorwiegend mit Mineralanalysen, deren Methoden er verfeinerte. Sein eigentliches Arbeitsfeld wurde indes die forensische und physiologische Chemie. 1874 wurde L. o. Professor der angewandten medizinischen Chemie an der Univ. Wien und Vorstand des chemischen Laboratoriums an der pathologisch-anatomischen Anstalt des Allgemeinen Krankenhauses; er war der erste Inhaber des auf Initiative von J. Rokitansky errichteten Lehrstuhls. In seiner Forschung blieb L. weiterhin der Analytik verbunden, nunmehr jedoch im organisch-physiologischen Bereich. Er fand eine neue Methode zur Bestimmung von Quecksilber in tierischen Substanzen, die sich allgemein etablierte und vielfach variiert wurde, untersuchte die Verteilung von Arsen im tierischen Organismus, den Nachweis von Blausäure im Körper und das Auftreten von Arsenik-Vergiftungen durch technischen Einsatz von Fuchsin. Außerdem verbesserte er die volumetrische Stickstoffbestimmung nach Zulkowsky und entwickelte Verfahren zur Ermittlung des Gesamtstickstoffs sowie der Harnsäure im Harn und des Quecksilbers nach Vergiftungen mit Quecksilber-II-chlorid (Ätzender Sublimat). Analytische Arbeiten bildeten den Schwerpunkt seiner publizierten Forschungen. Daneben trat L. als Gerichtschemiker und Gutachter im Bereich des Lebensmittel- und Arzneirechts in Erscheinung. Seine diesbezüglichen Erfahrungen faßte er in dem Werk „Die Medizinische Chemie in Anwendung auf gerichtliche, sanitätspolizeiliche und hygienische Untersuchungen sowie auf die Prüfung der Arzneipräparate“ (1885, ²1895) zusammen. Bedeutenden Einfluß auf die öffentliche Gesundheitspflege übte L. auch im obersten Sanitätsrat beim Ministerium des Inneren aus, sowie im Herrenhaus des österr. Reichsrats, dem er ebenfalls angehörte. Durch seine Forschungen, seine Lehrtätigkeit wie auch seine Aktivitäten als Sachverständiger trug L. wesentlich zur Etablierung der med. Chemie als akademisches Fach bei.
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Werke
Weitere W u. a. Kommentar z. 8. Ausg. d. österr. Pharmakopöe, 1906 (mit A. E. Vogl);
Lehrb. f. Aspiranten d. Pharmazie II (Chemie), 1911, ³1920 (bearb. v. G. Mossler). -
Literatur
H. Heger, in: Pharmazeut. Post 48, 1915, S. 841-46 (W, P);
Th. Panzer, in: Wiener med. Wschr. 65, 1915, S. 1825-28;
Alm. d. Ak. d. Wiss. Wien 66, 1916, S. 323-28 (P);
E. Lesky, Die Wiener med. Schule im 19. Jh., 1965, S. 522-24 (P);
H.-H. Eulner, Die Entwicklung d. med. Spezialfächer a. d. Universitäten d. dt. Sprachgebiets, 1970;
J. Mauthner, in: Chem. Berr. 49, 1915, S. 7-11;
Th. Panzer, in: Chemiker-Ztg. 39, 1915, S. 857 f.;
DBJ I. (Tl. 1915, L);
Pogg. III-V;
BLÄ;
ÖBL. -
Porträts
Relief v. K. v. Zumbusch (Wien, Univ., Arkadenhof), Abb. in: Ruhmeshalle d. Wiener Univ., hrsg. v. O. Hinterberger, 1934;
Lith. u. Phot. (Wien, Bildarchiv d. Nat.bibl. u. Bildarchiv d. Inst. f. Gesch. d. Med.);
Kreidezeichnung (Wien, Univ., Dekanatszimmer d. Med. Fak.), Abb. b. Lesky, s L. -
Autor/in
Kurt Ganzinger -
Zitierweise
Ganzinger, Kurt, "Ludwig, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 427-428 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117308560.html#ndbcontent