Mutschmann, Martin
- Lebensdaten
- 1879 – 1947
- Geburtsort
- Hirschberg/Saale (Thüringen)
- Sterbeort
- Moskau (Gefängnis Lubjanka)
- Beruf/Funktion
- NS-Gauleiter von Sachsen ; Politiker ; Unternehmer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 117204587 | OGND | VIAF: 30307216
- Namensvarianten
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- Mutschmann, Martin
Vernetzte Angebote
- * Antragsstellende der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft/Deutschen Forschungsgemeinschaft (GEPRIS Historisch – Forschungsförderung von 1920 bis 1945) [2021]
- * Filmportal [2010-]
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- Diplomatische Dokumente der Schweiz 1848-1975 (via metagrid.ch) [2019]
- * Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten Basis: Parlamentsalmanache/Reichstagshandbücher 1867 - 1938 [1867-1938]
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
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- Sächsische Bibliographie
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
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Mutschmann, Martin
nationalsozialistischer Politiker, Gauleiter von Sachsen, * 9.3.1879 Hirschberg/Saale (Thüringen), † 14.2.1947 Moskau (Gefängnis Lubjanka). (evangelisch)
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Genealogie
V Johann August Louis (* 1852), Schlosser u. Monteur in Göritz Kr. Schleiz, S d. Johann Christoph Erdmann (1810–73), Schuhmachermeister u. Bgm. in Göritz, u. d. Eva Marie Langheinrich (1814–1902);
M Sophie Karoline Henriette (* 1855), T d. Heinrich Lieber (1819–84), Bürger u. Buchdrucker zu Rudolstadt, u. d. Marie Sophie Hinzpeter;
⚭ Brockau Kr. Plauen (Vogtland) 1909 Minna (1884–1971), T d. Friedrich August Popp, Ziegeleibes. in Christgrün Kr. Reichenbach (Vogtland). -
Biographie
Nach dem Besuch der Bürgerschule in Plauen begann M. dort 1893 eine Lehre als Sticker und absolvierte die Handelsschule. Die Tätigkeit als Stickmeister, Abteilungs- und Lagerchef in Spitzen- und Wäschefabriken in Plauen, Herford (Westfalen) und Köln wurde 1901-03 unterbrochen durch den Militärdienst in Straßburg. 1907 gründete M. eine eigene Spitzenfabrik in Plauen, danach in Brockau und schloß sich später auch mit anderen Unternehmern zusammen. Er nahm als Freiwilliger am 1. Weltkrieg teil und kehrte 1916 als Kriegsverletzter zurück. Seit Ende 1918 Mitglied des Deutsch-völkischen Schutz- und Trutzbundes, trat M. 1923 der NSDAP bei. Er gründete den Völkischen Block, wurde 1924 dessen Landesführer und überführte ihn geschlossen in die am 27.2.1925 neuentstandene Hitlerpartei, die er auch finanziell unterstützte. Im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum Leiter des Gaues Sachsen, der damals bereits zu den größten in Deutschland zählte. Von September 1930 bis November 1933 vertrat er die NSDAP im Deutschen Reichstag.
Seit dem 5.5.1933 war M. Reichsstatthalter für Sachsen, am 28.2.1935 löste er Ministerpräsident Manfred Frhr. v. Killinger (1886–1944) als „Führer der sächs. Landesregierung“ ab (von Sept. 1936 bis Mai 1945 „Der Reichsstatthalter in Sachsen – Landesregierung“). Im Laufe der Jahre übernahm M., der 1937 den Rang eines SA-Obergruppenführers erhielt, weitere Ämter, wurde mit Kriegsausbruch Reichsverteidigungskommissar für Sachsen und 1944 Beauftragter für die Aufstellung des Volkssturms in Sachsen. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sah er in politischen Säuberungen und in der Verwirklichung des antisemitischen Programms seiner Partei. Nach 1939 mußte er die Leistungsfähikeit der Kriegswirtschaft garantieren, und seit Herbst 1944 stand die organisatorische Abwicklung des Transports von Kunstschätzen aus dem Osten im Vordergrund. Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung vor Bombenangriffen vernachlässigte er. Am 8.5.1945 begann M.s Flucht, acht Tage später wurde er im damals noch besatzungsfreien Kreis Schwarzenberg/Tellerhäuser (Erzgebirge) von der deutschen Polizei gefangengenommen und der Roten Armee übergeben. Er wurde in das Moskauer Gefängnis Lubjanka gebracht und am 30.1.1947 von einem Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR zum Tode verurteilt. Seine Frau, in den Waldheimer Prozessen 1950 als Hauptverbrecherin eingestuft und zu einer Zuchthausstrafe von 20 Jahren verurteilt, kam Ende 1955 durch Gnadenerlaß frei. – M. verkörperte durch seine Ämterhäufung seit 1935 den nahezu unumschränkten Herrscher Sachsens, zumal er auf die Unterstützung →Hitlers, seit 1936 durch seine Beziehungen zu dessen Schwester und ihrem Ehemann gefördert, rechnen konnte. Zwar hatte er keinen Anteil an der Artikulierung des nationalsozialistischen Programms, engagierte sich aber zielstrebig und verbissen für dessen Realisierung.
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Literatur
Kal. f. d. Sächs. Staatsbeamten auf d. J. 1934, 1934, S. 3 f. (P);
In Treue z. Führer, Zum 65. Geb.tag unseres Gauleiters u. Reichsstatthalters, in: Der Freiheitskampf 14, Nr. 68 v. 9.3.1944, S. 1 f. (P);
Für d. Volkes Wohl, Zum 65. Geb.tag unseres Gauleiters M. M., in: Dresdner Ztg. 214. Nr. 58 v. 9.3.1944, S. 1 f. (P);
W. A. Ruban, Abschaum d. Menschheit, in: Tagesztg. f. d. dt. Bevölkerung, Nr. 11 v. 2.6.1945, S. 1;
P. Hüttenberger, Die Gauleiter, 1969, S. 217;
E. Schmidt, M. – Nazi-“König“ v. Sachsen, in: Dresdner Neueste Nachrr. 1, Nr. 56-60 v. 6.-10.11.1990;
E. Stockhorst, Fünftausend Köpfe, Wer war was im Dritten Reich, 1967, S. 303;
Ch. Zentner u. F. Bedürftig (Hrsg.), Das große Lex. d. Dritten Reiches, 1985, ²1993, S. 397 f. (P);
Wi. 1935. – Eigene Archivstud. -
Autor/in
Agatha Kobuch -
Zitierweise
Kobruch, Agatha, "Mutschmann, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 659-660 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117204587.html#ndbcontent