Scholtz, Rudolf von
- Lebensdaten
- 1890 – 1956
- Geburtsort
- Wiesbaden
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Schriftsteller ; Übersetzer ; Intendant des Bayerischen Rundfunks ; Oberbürgermeister von Passau ; Rundfunkintendant ; Philologe ; Übersetzer ; Oberbürgermeister
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 116902434 | OGND | VIAF: 52453616
- Namensvarianten
-
- Scholtz, Rudolf von
Vernetzte Angebote
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * musiconn - Für vernetzte Musikwissenschaft
- * Internationales Quellenlexikon der Musik (RISM)
Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Scholtz, Rudolf von
Schriftsteller, Übersetzer, Intendant des Bayerischen Rundfunks, * 22.9.1890 Wiesbaden, † 9.3.1956 München. (katholisch)
-
Genealogie
V →Wilhelm († 1913), S d. →August Wilhelm (1798–1860, russ. Adel, s. Dt.balt. Biogr. Lex. unter „Scholz“), Leibarzt u. Leibaccoucheur d. russ. Kaiserin, machte sich während e. Cholera-Epidemie verdient;
M Olga Kroug († 1923);
Ov →Emil (* 1841), Jur., Senats- u. Konsistorialpräs. in St. Petersburg;
– ⚭ 1931 Sophie Kolb (1905–89); kinderlos. -
Biographie
1901-05 besuchte S., dessen Eltern 1894-1905 in St. Petersburg lebten, das dortige dt. Gymnasium. 1905 übersiedelte er nach Weimar, wo er 1910 das Abitur ablegte. Anschließend studierte er in Leipzig (1910/11) und München (1912–14) Sprachwissenschaften, Philosophie und Nationalökonomie. 1914-18 leistete er Kriegsdienst (Lt.), zuerst in Polen, seit 1916 nach einer schweren Verwundung als Nachrichtenoffizier und Dolmetscher für Russisch bei der Obersten Heeresleitung in Berlin. 1918 wurde S. der dt. Gesandtschaft in Stockholm, dann der Gesandtschaft in Helsingfors zugeteilt. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs wurde er Sekretär der „Heidelberger Vereinigung“, einem 1916 um Prinz Max von Baden gebildeten Kreis von Friedensfreunden. Seit 1920 lebte S. in Riederau am Ammersee als freier Schriftsteller. Er wurde Lektor des Drei-Masken-Verlags in München und ständiger Mitarbeiter der Österr. Rundschau in Wien; zugleich begann er mit Übersetzungen aus dem Englischen (Frank A. Vanderlip, Was Europa geschehen ist, 1921; ders., Was aus Europa werden soll, 1922; A. S. M. Hutchinson, Wenn der Winter kommt, Roman, 1924). 1924-26 bewirtschaftete er mit Freunden einen gepachteten landwirtschaftlichen Betrieb am Saimassee im finn. Karelien, 150 km nordwestlich von St. Petersburg (Leningrad), widmete sich aber weiter literarischen Übersetzungen (R. Kipling, Schwarz u. Weiß, Novellen, 1927). 1926 berief ihn die „Dt. Stunde in Bayern GmbH“, der spätere Bayer. Rundfunk, in die Programmredaktion und Presseabteilung. Durch vielseitige, spannende Live-Reportagen, eine damals noch ungewohnte Sendeform, aufgefallen, wurde er Leiter der aktuellen und Nachrichtenabteilung. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im März 1933 und deren sofort einsetzendem Zugriff auf den Rundfunk lehnte S. eine Zusammenarbeit mit dem NS-Regime aus Gewissensgründen ab und zog sich in ein Fährmannhäuschen bei Neuburg am Inn zurück. Seinen Lebensunterhalt bestritt er durch Lektorate bei der Dt. Verlagsanstalt in Stuttgart und durch Übersetzungen, v. a. aus dem Englischen, darunter einige Bestseller.
Im Juli 1945 von der US-Militärregierung zum Oberbürgermeister von Passau bestellt, sorgte sich S. tatkräftig um die Wiederherstellung der Lebensbedingungen und den Aufbau einer freiheitlich demokratischen Ordnung, ehe er im Okt. 1946 von der US-Militärregierung zum Sendeleiter, im Dez. 1947 zum ersten dt. Intendanten von „Radio München“ ernannt wurde. Als dieser „Sender der Militärregierung“ 1949 als Bayer. Rundfunk wieder in dt. Verantwortung überging, bestätigte der aufgrund des neuen Bayer. Rundfunkgesetzes eingerichtete Rundfunkrat S. einstimmig im Amt des Intendanten; 1952 wurde er mit großer Mehrheit für weitere vier Jahre wiedergewählt. S. prägte nachhaltig Programm und Profil des Bayer. Rundfunks auf der Basis seiner gelassenen Würde und Toleranz einer kulturell breit angelegten, christl. fundierten Persönlichkeit. In seiner Amtszeit wurde, erstmals in Europa, ein UKW-Sendernetz errichtet; ein zweites Hörfunkprogramm entstand, eigene Fernsehsendungen wurden vorbereitet, zwei Orchester und ein Chor von hohem Rang geschaffen, darunter das Sinfonieorchester, dessen bald erreichten Weltruf S. u. a. durch die Berufung von →Eugen Jochum (1902–87) zum Chefdirigenten gefördert hat. Die Reihe „Musica Viva“ unter der Leitung des Komponisten →Karl Amadeus Hartmann (1905–63) wurde ein maßgebliches Forum zeitgenössischer Musik; der seit damals alljährlich in München ausgetragene „Internationale Musikwettbewerb der ARD“ genießt weltweit höchstes Ansehen. Die Einführung zeitlich begrenzter Werbesendungen, deren Akquisition einer eigenen Gesellschaft übertragen wurde, verband S. mit einem Kulturhilfefonds, der über Jahrzehnte eine Vielzahl kultureller Initiativen und Projekte in Bayern förderte. Mit Nachdruck verteidigte er die 1949 vom bayer. Gesetzgeber eingeräumte Selbstverwaltung und Programmautonomie des Bayer. Rundfunks. Entschieden und erfolgreich wandle er sich gegen Versuche einer Zentralisierung des Rundfunkwesens. Auch im Verbund der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD) – 1950/51 und 1953/54 war er Vorsitzender der ARD – wahrte er stets die Eigenständigkeit des Bayer. Rundfunks.
-
Werke
Weitere Überss.: Fjodor M. Dostojewski, Der Großinquisitor, 1922;
Victor Heiser, Eines Arztes Weltfahrt, Autobiogr., 1936, ²1948;
ders., Du bist dein Arzt, 1940;
Hervey Allan, Antonio Adverso, Roman, 1935 (mit W. E. Süskind);
ders., Oberst Franklin, Roman, 1938 (mit W. E. Süskind);
John Gihson Lockhart, Wieder in Malaya, Reisebeschreibung, 1937 (mit W. E. Süskind);
Francis Downes Ommanney, Zauber u. Grauen d. Südmeeres, 1938;
Tania Büxen (= Karen Christentze Dinosen, Baronesse Blixen-Finecke), Afrika, dunkel lockende Welt (später „Jenseits von Afrika“), 1939. -
Literatur
F. Prinz (Hg.), Trümmerzeit in München, 1984;
Der Ton – das Bild, Ausst.kat. 1999;
Klimesch (P);
Kürschner, l.it.-Kal. 1943, 1952;
Munzinger;
Nassau. Biogr.;
Biogr. Lex. Passau. -
Autor/in
Albert Scharf -
Zitierweise
Scharf, Albert, "Scholtz, Rudolf von" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 448-449 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116902434.html#ndbcontent