Faust, Bernhard Christoph
- Lebensdaten
- 1755 – 1842
- Geburtsort
- Rotenburg/Fulda
- Sterbeort
- Bückeburg
- Beruf/Funktion
- Arzt ; Tierarzt ; Schriftsteller ; Hofrat
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 116413549 | OGND | VIAF: 9891855
- Namensvarianten
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- Faust, Bernhard Christoph
- Faust
- Faust, B. C.
- Faust, B. Chr.
- Faust, B.C.
- Faust, Bernard Krzysztof
- Faust, Bernhard C.
- Faust, Dr.
- Faust, Bernhard Christof
- Faust, Bernard Krzysztoph
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Faust, Bernhard Christoph
Arzt, * 23.5.1755 Rotenburg/Fulda, † 25.1.1842 Bückeburg. (evangelisch)
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Genealogie
V Otto Christoph (1717–58), Dr. med., Amtsarzt in R., S d. Dr. med. Jak. Wilh. in Hersfeld;
Ur-Gvv Joh. Wilh. (1640–1705), Dr. med., hess. Leibmedikus, Stadtphysikus in Hersfeld;
Urur-Gvv →Heinr. (1613–53), Dr. med., hess. Leibmedikus, Prof. d. Med. in Rinteln;
M Sophie Elis., T d. Gg. Leo Hilchen (1679–1741), hessen-rotenburg. Rat u. Amtmann in Sontra, u. d. Marie Elis. Bourdon; ledig. -
Biographie
F., ein typischer Arzt der Aufklärungszeit, studierte in Kassel, Göttingen, Rinteln Medizin und ließ sich nach Erwerb des Doktorgrades (1777 in Rinteln) zuerst in Rotenburg, 1785 in Altmorschen und 1787 als Landphysikus in Vacha nieder. 1788 folgte er für den Rest seines Lebens einer Berufung als Leibarzt und Hofrat der Fürstin Juliane von Schaumburg-Lippe nach Bückeburg. – Das Hauptanliegen des originellen, bisweilen skurrilen Philanthropen war die hygienische und diätetische Erziehung des Volkes. In seinen durch Rousseau und die Ideen der Französischen Revolution beeinflußten Bestrebungen wurde er auch durch das tolerante Fürstenhaus unterstützt. Großen Einfluß gewann er durch seinen „Gesundheits-Katechismus zum Gebrauche in den Schulen und beim häuslichen Unterricht“ (1794, Neuauflage 1925 u. 1954), der, in zahlreiche Sprachen übersetzt, in über 150 000 Exemplaren vertrieben worden sein soll. In ihm wird in Frage- und Antwortspiel das für den Laien jener Zeit notwendige hygienische Wissen um Kleidung, Körperpflege, Ernährung und Lebensgestaltung behandelt. Schon vorher war 1791 sein Werk über eine Reformkleidung erschienen, und F. hatte darin die Forderung erhoben, Knaben und Jünglingen bis zum Mannesalter die Benutzung der Hosen zu verbieten und sie mit kleiderartigen Gewändern auszustatten, um eine vorzeitige Entwicklung oder Verkümmerung der männlichen Geschlechtswerkzeuge im „feuchtwarmen Dunst der Hosen“ sowie das Entstehen von Brüchen zu verhindern. Weiterhin sollte durch gleichartige Kleidung der Knaben und Mädchen die Geschlechtserziehung erleichtert werden. F., der seine Anliegen auch durch Plakatanschläge verbreitete, trat energisch für die Isolierung Pockenkranker und die Blatterninokulation ein, der er mehrere Schriften widmete. Er wurde nach der Einführung der Kuhpockenimpfung durch E. Jenner 1798 ein begeisterter Propagandist der neuen Methode. Das von ihm für geimpfte Kinder eingeführte sogenannte „Krengelfest“ (benannt nach einer Bretzelart) wird noch heute in Bückeburg gefeiert. Neben vielen, zum Teil undurchführbaren Vorschlägen medizinischer oder hygienischer Art schlug er eine Neuordnung des Hebammenwesens vor, lehnte den damals sehr beliebten Schamfugenschnitt ab und sprach sich für eine exspektative, vornehmlich von Frauen (Hebammen) ausgeübte Geburtshilfe aus. Auch die Konstruktion einer Knochenbruchschiene, die Verbesserung des Bauwesens, der Kampf gegen Alkoholika und für reines Wasser als Getränk sowie die Aufklärung über die Rinderpest mit Hilfe sogenannter „Noth- und Hülfstafeln …“ (1799) waren für F. wichtige Anliegen. Von echtem Humanismus getragen, stehen Gedanken über einen Völkerbund neben wertvollsten Vorschlägen zur Besserung des Loses der Verwundeten im Krieg und zum Schutz der Kriegslazarette, die es gerechtfertigt erscheinen lassen, F. als Vorläufer der Idee des „Roten Kreuzes“ zu bezeichnen. F. hat es trotz mancher utopischer Vorschläge besonders verstanden, die von ihm geforderten hygienischen Maßnahmen mit hoher ethischer Gesinnung zu verbinden, dadurch nachhaltig auf alle Schichten seiner Epoche einzuwirken sowie eine weit über seinen eigenen Wirkungskreis hinausgehende Resonanz zu finden.
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Werke
Weitere W u. a. Unters. d. Werths d. Trennung d. Schoosbeine b. schweren Geburten, Gotha 1780;
Gedanken üb. Hebammen u. Hebammenanstalten auf d. Lande …, Frankfurt/M. 1784;
Wie d. Geschlechtstrieb d. Menschen in Ordnung zu bringen u. wie d. Menschen besser u. glücklicher zu machen, Braunschweig 1791;
Die Perioden d. menschl. Lebens, Berlin 1794;
Gesundheitsregeln f. junge Leute, nebst d. Gesch. d. Blatternpest …, Nürnberg 1795;
Über d. Kuhpocken u. deren Impfung, 1801;
Über d. Heiligkeit d. Feldlazarethe, 1806;
Beschreibung e. Beinbruchmaschine, 1806;
Den Krieg betreffend, 1811;
Btr. z. Bauwesen, 1830. -
Literatur
J. K. P. Elwert, Nachrr. v. d. Leben jetztlebender teutscher Aerzte I, Hildesheim 1799, S. 141-52;
L. Stieda, in: Janus 8, 1903, S. 507 u. 567;
K. Roller, Der Gesundheitskatechismus Dr. B. Ch. F.s, 1909 (P);
H. Dihle, in: Archiv f. Gesch. d. Med. 24, 1931, S. 283;
ders., in: ebd. 25, 1932, S. 349;
H. E. Sigerist, in: Med. Life 41, New York 1933, S. 192;
L. v. Strauß u. Torney, Vom Biedermeier z. Bismarckzeit, 1939, S. 100 ff. (P);
CIBA-Zs. (Basel) 7, 1940, S. 2646 ff. (P);
ebd. 8, 1943, S. 3070;
K. Quecke, in: Lb. aus Kurhessen u. Waldeck V, 1955, S. 92-101 (W, L, P);
Strieder (auch f. Fam.);
Callisen 6 u. 28 (W-Verz.);
NND 20 (W-Verz.);
BLÄ (W, L). -
Autor/in
Hans Schadewaldt -
Zitierweise
Schadewaldt, Hans, "Faust, Bernhard Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 33-34 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116413549.html#ndbcontent