Kraft, Julius
- Lebensdaten
- 1898 – 1960
- Geburtsort
- Wunstorf bei Hannover
- Sterbeort
- New York
- Beruf/Funktion
- Soziologe ; Philosoph ; Jurist
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 116359900 | OGND | VIAF: 52439797
- Namensvarianten
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- Kraft, Julius
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Kraft, Julius
Soziologe, * 23.10.1898 Wunstorf bei Hannover, † 29.12.1960 New York. (israelitisch)
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Genealogie
V Emil († KZ Theresienstadt), Kaufm. u. Ratsherr;
M Elisabeth Freund;
⚭ 1929 Margit Fuchs, Bibliothekarin;
1 T. -
Biographie
K. studierte, nach Gymnasialzeit in Hannover und Kriegsteilnahme, in Göttingen Jura (Promotion 1922) und Philosophie (Promotion 1924), insbesondere bei →Leonard Nelson, danach in Wien, vor allem bei →Hans Kelsen. 1925-28 war er Assistent bei →Franz Oppenheimer am Lehrstuhl für theoretische Nationalökonomie und Soziologie in Frankfurt. Nach der Habilitation (1928) war er dort bis 1933 Privatdozent. Dann emigrierte er und war 1933-39 Privatdozent für Philosophie an der Universität Utrecht (Holland). 1939-44 Lecturer an der University of Rochester im Staat New York (USA), 1944/45 Visiting Professor an der Colgate-Rochester Divinity School und 1945/46 Instructor und Lecturer an mehreren New Yorker Hochschulen (Hunter College, New York University, New School for Social Research). 1947-50 war K. Professor für Philosophie am Washington and Jefferson College in Washington, Pennsylvania, 1954-57 Research Fellow bei der Society for the Furtherance of Critical Philosophy in London als Herausgeber der Gesammelten Werke von →Leonard Nelson, 1957-60 ordentlicher Professor für Soziologie an der Universität Frankfurt. Er war Gründer und Herausgeber der Zeitschrift „Ratio“, die seit 1959 in deutscher und englischer Ausgabe erschien.
K. gehört als exemplarische Figur in die Formationsphase der deutschen Soziologie. Er verstand sich zeit seines Lebens mehr als Philosoph denn als Soziologe. Seine Position war geprägt von der seines Lehrers →Nelson, der sich vor allem mit Erkenntnistheorie und Ethik beschäftigte. K.s Hauptziel war die Verteidigung der Ideen der Wahrheit, der Vernunft und der intellektuellen Verantwortlichkeit, seine Position die des „Kritischen Rationalismus“ und der „rationalen Philosophie“. Mit Schärfe wandte er sich gegen Phänomenologie und Existenzphilosophie. Als Rechtstheoretiker und Rechtssoziologe vertrat er eine strikte Trennung von idealen Rechtsnormen und empirischer Rechtswirklichkeit. Rechtssoziologie wird von ihm als Lehre von der Dynamik gesellschaftlicher Rechtsorganisationen bestimmt.
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Werke
Die Methode d. Rechtstheorie in d. Schule v. Kant u. Fries. 1924;
Rechtssoziol., in: Hdwb. d. Soziol., 1931, ²1959;
Von Husserl zu Heidegger, Kritik d. phänomenolog. Philos., 1932, ³1977;
Die Unmöglichkeit d. Geisteswiss., 1934, ³1977;
Erkenntnis u. Glaube, 1937. -
Literatur
W. J. Verdenius, Grabrede f. J. K., in: Ratio 4, 1962, H. 1, S. 1 (P);
K. R. Popper, ebd., S. 2-10;
A. Menne, in: J. K., Philos. als Wiss. u. als Weltanschauung, hrsg. v. dems., 1977, S. XIII ff. (W-Verz. v. M. Kraft S. 313 ff.);
H.-J. Lieber, J. K., in: Internat. Soziologenlex., hrsg. v. W. Bernsdorf, 1959. -
Autor/in
Dirk Käsler -
Zitierweise
Käsler, Dirk; Kaesler, Dirk/später, "Kraft, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 653 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116359900.html#ndbcontent