Ranke, Johannes
- Lebensdaten
- 1836 – 1916
- Geburtsort
- Thurnau (Oberfranken)
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Anthropologe ; Professor in München ; Arzt ; Physiologe ; Prähistoriker
- Konfession
- keine Angabe
- Normdaten
- GND: 116329289 | OGND | VIAF: 64755317
- Namensvarianten
-
- Ranke, Johannes
- Ranke, I.
- Ranke, J.
- Ranke, Johann
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Personen in der NDB Genealogie
- NDB 18 (1997), S. 455 (Müller, Martin)
- NDB 21 (2003), S. 139 in Familienartikel Ranke (Ranke)
- NDB 21 (2003), S. 140*
- NDB 21 (2003), S. 144* (Ranke, Karl Ernst)
- NDB 21 (2003), S. 348 in Artikel Reinecke, Paul
- NDB 23 (2007), S. 612* (Schubert, Gotthilf Heinrich von)
- NDB 27 (2020), S. 231 (Wagner, Karl Heinrich Friedrich)
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Ranke, Johannes
Anthropologe, Physiologe, * 28.8.1836 Thurnau (Oberfranken), † 26.7.1916 München.
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Genealogie
V →Heinrich (1798–1876), 1826 Pfarrer in Rückersdorf b. Erlangen, Dekan in Th., 1840 o. öff. Prof. d. Dogmatik in Erlangen, 1841 Konsistorialrat in Bayreuth, 1845 in Ansbach, 1866 Oberkonsistorialrat in M., S d. Gottlob Israel (s. Gen. 1) u. d. Friederike Lehmicke;
M Selma Schubert (1806–78), T d. →Gotthilf Heinrich v. Schubert (1780–1860), Prof. d. Naturgesch. in M., GR (s. ADB 32);
Ov Leopold v. R.|(s. 1);
B Heinrich Rr. v. R. (1830-1909, bayer. Adel 1893), auf Laufzorn b. M., Dr. med., ao. Prof. d. Kinderheilkde. in M., Dir. d. Hauner’schen Kinderspitals ebd., bayer. GHR (s. BLÄ; Fischer; BJ 14, Tl.; NDB VIII*; Einl.); →Friedrich (1842–1918), Pastor in Lübeck (s. Einl.; Gen. 4);
Schw Agnes (1827–1916, ⚭ →August Wiesinger, 1818–1908, o. Prof. d. Theol. in Göttingen, Amalie (1828–1912, ⚭ →Hans Helferich, 1817–92, Dr. rer. pol., Prof. in M.);
– ⚭ 1866 Anna, T d. →Karl Rr. v. Bever († 1860, bayer. Personaladel 1842), Min.dir. im Staatsmin. d. Handels u. d. öff. Arbb. in M. (s. Schärl); mind. 3 K u. a. →Karl Ernst (s. 3);
N →Hermann (s. 4). -
Biographie
Nach einem Studium der Medizin und Naturwissenschaften in München, Tübingen, Berlin und Paris wurde R. 1861 in München zum Dr. med. promoviert; seine Lehrer →Justus v. Liebig (1803–73) und →Rudolf Virchow (1821–1902) hatten entscheidenden Einfluß auf seine vielseitige, auf naturwissenschaftlicher Methodik basierende Forschung. Zunächst galt sein Interesse der Physiologie. Als Assistent am Anatomisch-physiologischen Institut der Univ. München habilitierte R. sich 1863 mit einer Arbeit über den „Galvanischen Leitungswiderstand des lebenden Muskels“. In den folgenden Jahren erschienen eine Reihe physiologischer Studien zum Tetanus, über die Ernährung des Menschen sowie ein Lehrbuch „Grundzüge der Physiologie des Menschen“ (1868, ⁴1881, ungar. Übers.).
Daneben kam R. schon früh, auch angeregt durch seinen Großvater →Gotthilf Heinrich Schubert und seinen Onkel →Leopold, mit Anthropologie und Geschichte in Berührung. Als Dozent am Anatomisch-physiologischen Institut hielt er 1863-69 vielbeachtete Vorlesungen zur Anthropologie und allgemeinen Naturgeschichte. Letztere definierte er als „vergleichende Anatomie und vergleichende Physiologie der Pflanzen und Tiere auf der Grundlage von der Wissenschaft vom Bau und der Entwicklungsgeschichte der Erde und ihrer Organismen“. Als er 1869 in München zum ao. Professor für allgemeine Naturgeschichte ernannt wurde, sah er die Experimentelle Physiologie als Grundlage, um eine neuere Anthropologie aufzubauen. Seit 1876 wandte sich R. fast ausschließlich anthropologischen und prähistorischen Fragen zu. Herausragende Bedeutung erlangten seine zahlreichen Beiträge zur physischen Anthropologie Altbayerns, in denen er u. a. der individuellen und Gruppen-Variabilität des Schädels besondere Beachtung schenkte und lokale Besonderheiten nicht nur als Ergebnis von „Völkervermischung“ im Lauf der geschichtlichen Entwicklung einer Population deutete, sondern auch als Folge sozialer Lebensbedingungen und Umweltfaktoren. Energisch wandte er sich gegen rassenideologische Theorien von →J. A. Gobineau (1816–82) und →H. St. Chamberlain (1855–1927). R.s internationalen Ruf begründete sein für die weitere Entwicklung der naturwissenschaftlichen Anthropologie grundlegendes Standardwerk „Der Mensch“ (2 Bde., 1886/87, ³1911/12, mehrere Überss.).
1885 errichtete R. die Prähistorische Abteilung der Paläontologischen Sammlung des Staates und war – zuvor ehrenamtlicher – seit 1889 Leiter der nun eigenständigen Prähistorischen Sammlung (nach Erweiterung 1902 in Anthropolog.-Prähist. Slg. umbenannt).
1886 wurde R. in München als o. Professor auf den neu errichteten, in Deutschland ersten Lehrstuhl für Anthropologie berufen.|
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Auszeichnungen
Gen.sekr. d. Dt. Ges. f. Anthropol., Ethnol. u. Urgesch. (1878–1908);
1. Vors. d. v. R. mitbegr. Münchner Ges. f. Anthropol., Ethnol. u. Urgesch. (1888, seit 1910 Ehrenvors.);
Vors. d. Akad. Komm. f. Erforschung d. Urgesch. Bayerns (1901);
Mitgl. zahlr. wiss. Ges., u. a. d. Leopoldina (1881), d. Senckenberg. Naturforschenden Ges., Frankfurt/M., d. Anthropol. Ges., Wien, d. Ges. d. Ärzte, Budapest, d. Anthropological Soc., Washington, d. Soc. Romana di Anthropologia (korr.) u. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (ao. 1892, o. 1902);
Ehrenmitgl. d. Anthroplogical Inst. of Great Britain and Ireland, d. Soc. d'Anthopol., Brüssel u. d. Naturforschenden Ges., Nürnberg;
Dr. h. c. (München 1882);
bayer. GHR (1908). -
Werke
Weitere W Die Ernährung des Menschen, 1876;
Btrr. z. phys. Anthropol. Altbayerns, 2 Bde., 1883/92.- Hg.: Btrr. z. Anthropol. u. Urgesch. Bayerns 1877-1914 (z. T. mit Nikolaus Rüdinger u. Ferdinand Birkner);
Korr.bl. d. Dt. Ges. f. Anthropol., Ethnol. u. Urgesch., 1878-1908;
Archiv f. Anthropol., 1883 ff.;
– Teilnachlaß:
Archiv d. Dt. Mus. (Notizbücher, Vortrags- u. Vorlesungsmss., Gutachten). -
Literatur
F. Birkner, in: Korr.bl. d. Dt. Ges. f. Anthropol., Ethnol. u. Urgesch. XLVII, 1916, Nr. 719, S. 35-40 (P);
Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1917, S. 67-77;
Ll. aus Franken IV, 1930, S. 309-13;
H. Dannheimer, 90 J. Prähist. Staatsslg. München, in: Gesch. d. Mus. u. seiner Vorläufer, Bayer. Vorgesch.bll. 40, 1975, S. 1-33 (P);
K. Henning, Personalbibliogr. d. Professoren u. Dozenten d. Anthropol. an d. Naturwiss. Fak. d. Ludwig-Maximilians-Univ. zu München im Zeitraum v. 1865-1970, Diss. Erlangen 1972 (W);
P. Schröter (Hg.), 75 J. Anthropl. Staatsslg. München, 1977;
A. Geus, J. R. (1836-1916), Physiologe, Anthropologe u. Prähist., 1987;
G. Ziegelmayer, 100 J. Anthropol. in München, in: Würzburger med.hist. Mitt. 5, 1987, bes. S. 246-53 (P);
ders., Zur Gesch. d. Inst. f. Anthropol. u. Humangenetik, 2000 (P);
BLÄ;
DBJ I, Tl. – Eigene Archivstudien: Univ.archiv München. -
Porträts
Photogr. d. Verlags Kestner u. Co, München, um 1914 (Archiv d. Archäol. Staatsslg., München).
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Autor/in
Gerfried Ziegelmayer -
Zitierweise
Ziegelmayer, Gerfried, "Ranke, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 142-44 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116329289.html#ndbcontent