Kempner, Friederike
- Lebensdaten
- 1836 – 1904
- Geburtsort
- Opatow (Provinz Posen)
- Sterbeort
- Gut Friederikenhof bei Reichthal Kreis Namslau (Schlesien)
- Beruf/Funktion
- Schriftstellerin ; Librettistin
- Konfession
- keine Angabe
- Normdaten
- GND: 116127473 | OGND | VIAF: 66747311
- Namensvarianten
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- Kempner, Friederike
- Kempner, Friderike
- Cempner, Friederike
- Cempner, Friderike
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Kempner, Friederike
Schriftstellerin, * 25.6.1836 Opatow (Provinz Posen), † 13.2.1904 Gut Friederikenhof bei Reichthal Kreis Namslau (Schlesien).
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Genealogie
V Joachim, Pächter d. Gf. Maltzahn in O., kaufte Rittergut Droschkau b. Breslau;
M Marie Aschkenasy;
B →David (1823–95), Gutsbes., Stadtverordneter in Breslau, Schriftsteller; - ledig;
N →Jacob van Hoddis († 1942), Lyriker (s. NDB IX). -
Biographie
K. stammte aus einer emanzipierten jüdischen Familie und kam in früher Jugend von Posen nach Schlesien, wo sie den größten Teil ihres Lebens, zunächst in Droschkau auf dem Rittergut ihres Vaters, seit 1868 auf ihrem eigenen Gut Friederikenhof verbrachte. Ihre Erziehung erhielt sie von Hauslehrern und durch ihre Mutter. Schon als junges Mädchen entwickelte sie Interesse für soziale und medizinische Fragen und betätigte sich in der Pflege von Kranken und in der Armenfürsorge. Sie war fortschrittlich-liberal eingestellt und schrieb Gedichte, Dramen und Novellen mit humanitärer Tendenz. Berühmt wurde sie durch ihre erstmals 1873 erschienenen Gedichte, die von den Zeitgenossen ironisch gelobt wurden und bis heute als Musterbeispiele unfreiwilliger Komik gelten. K. orientierte sich vorwiegend an der klassisch-romantischen Tradition und bevorzugte Naturmotive und spruchhafte Lyrik, scheiterte jedoch meistens künstlerisch an der Unzulänglichkeit ihrer sprachlichen Formgebung und an stilistischen Mißgriffen. Dadurch ergab sich oft ein Bruch zwischen dem groß gedachten Thema und der von Platitüden durchsetzten Gestaltung, der die Gedichte ungewollt zu Parodien auf verbrauchte lyrische Konventionen machte. Gerade darum wurden sie sehr erfolgreich, erreichten 1903 die 8. Auflage und werden mehr als 100 Jahre nach ihrem ersten Erscheinen immer noch gelesen. K. behandelte auch Zeitprobleme und politische Fragen, zum Beispiel soziales Elend, Antisemitismus, Vivisektion und Einzelhaft; sie lobte die Sozialgesetzgebung Wilhelms I., sympathisierte mit der polnischen Freiheitsbewegung und propagierte 1870 nach Sedan einen Frieden mit der französischen Republik. Formal eine Epigonin, suchte sie in allen ihren Dichtungen aufklärerisch, für Freiheit und Toleranz zu wirken und dem sozialen Fortschritt zu dienen. – Sozialreformerische Aktivitäten entfaltete sie auch in verschiedenen Denkschriften, die sie an die regierenden Fürsten Europas schickte. Sie forderte freie Bildungsmöglichkeiten für alle, soziale Fürsorge und Garantie der Arbeitsplätze durch den Staat, Abschaffung der Todesstrafe und der Einzelhaft sowie vorbeugende Verbrechensbekämpfung (Das Büchlein von der Menschheit, 1885). Am brennendsten interessierte sie das Problem des Scheintodes, weshalb sie für die Vergrößerung des Zeitraums zwischen Tod und Bestattung und für die Leichenverbrennung eintrat. Ihre „Denkschrift über die Notwendigkeit einer gesetzlichen Einführung von Leichenhäusern“ (circa 1854, ⁶1867) trug dazu bei, daß 1871 in Preußen eine Frist von 5-7 Tagen vor der Bestattung für zulässig erklärt wurde.
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Werke
Weitere W u. a. Berenize, Tragödie, 1860, ²1865;
Novellen. 1861;
Rudolf II. od. d. Majestätsbrief, Trauerspiel, 1867;
Nettelbeck od. Patriot u. Kosmopolit, Novelle, 1868;
Gegen d. Einzelhaft od. d. Zellengefängnis, 1869;
Antigonos, Trauerspiel, 1880;
Der faule Fleck im Staate Dänemark od. eine lustige Heirat, Lustspiel, 1888;
Nettelbeck -Miß Maria Brown, Hist. Novellen, 1893;
Novellen (In der goldenen Gans - Eine Frage Friedrichs d. Gr.), 1898. -
Weitere Ausgg. d. Gedichte: Neudr. d. Ausg. v. 1873, hrsg. v. G. Witkowski, 1931 (P);
F. K., der schles. Schwan, hrsg. mit e. Essay v. G. H. Mostar, 1953, ⁶1974;
Die Nachtigall im Tintenfaß, hrsg. mit e. Nachwort v. W. Meckauer, 1956;
Ausgew. Gedichte, Ausw. u. Geleitworte v. P. Eichbaum, 1961, ²1972;
Die sämtl. Gedichte d. F. K., hrsg. mit e. Nachwort v. P. H. Neumann, 1964;
Das Leben ist e. Gedichte, hrsg. v. H. Drescher, 1971. -
Literatur
P. Lindau, in: Die Gegenwart 17, 1880, S. 410-12;
Ch. Niesel-Lessenthin, in: Schles. Mhh. 9, 1932, S. 58-61;
E. Heimeran, Unfreiwilliger Humor, 1934;
M. Krohn, F. K., die „schles. Nachtigall“ als Kämpferin f. Menschenrecht, in: Jb. d. Schles. Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Breslau VII, 1962, S. 233-46;
A. Lubos, Gesch. d. Lit. Schlesiens II, 1967, S. 34-38 (L);
S. Pataky, Lex. dt. Frauen d. Feder I, 1898, S. 419 f. (W);
Kürschner,|Lit.-Kal., 1904 (W);
BJ X (Tl., L);
Brümmer (W);
Krüger;
Kosch, Lit.-Lex. (W, L). -
Porträts
in: Die Woche, Jg. 6, 1904, S. 421;
in d. meisten Aufll. d. Gedichte bis ⁸1903. -
Autor/in
Peter Haida -
Zitierweise
Haida, Peter, "Kempner, Friederike" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 489-490 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116127473.html#ndbcontent