Kind, Carl Gotthelf
- Dates of Life
- 1801 – 1873
- Place of birth
- Linda bei Freiberg (Sachsen)
- Place of death
- (Goldene Bremm bei) Saarbrücken
- Occupation
- Bohrtechniker ; Ingenieur
- Religious Denomination
- lutherisch
- Authority Data
- GND: 104051841 | OGND | VIAF: 47192586
- Alternate Names
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- Kind, Carl Gotthelf
- Kind, C. G.
- Kind, Carl G.
- Kind, Karl G.
- Kind, Karl Gotthelf
- Kind, Carl Gotthelph
- Cind, C. G.
- Cind, Carl G.
- Kind, Karl Gotthelph
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Kind, Carl Gotlhelf
Bohrtechniker, * 6.6.1801 Linda bei Freiberg (Sachsen), † 9.3.1873 (Goldene Bremm bei) Saarbrücken. (lutherisch)
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Genealogy
Aus Bergmannsfam.;
V Christian Gotthold (1774–1825), Gärtner u. Bergzimmerling, später Zimmersteiger auf Grube Himmelsfürst b. L., S d. Gärtners u. Bergzimmerlings Christian Gotthold in L. u. d. Joh. Rosina Würzbach;
M Joh. Christiana (1776–1844), T d. Joh. Samuel Haubold, Untersteiger auf Grube Himmelsfürst, u. d. Beate Pomsel;
⚭ Pegau 1826 Joh. Rosina, T d. Weißbäckers Joh. Gottfried Wiprecht in Pegau. -
Biography
K. scheint seit seiner Jugend in Bergwerken seiner Heimat gearbeitet zu haben. Technisch begabt, aber ohne Fachausbildung, war er später an Bohrversuchen beteiligt, die auf die Erschließung von Solequellen und Salzlagerstätten hinzielten. Er wirkte bei der 1823 vom sächsischen Staat durchgeführten Bohrung bei Borna wie auch bei den beiden Bohrungen bei Groitzsch (1824/26) mit, die dem Bohrfachmann Friedrich Glenck übertragen worden waren. Nach Einstellung der erfolglosen Unternehmungen schied K. aus dem Staatsdienst aus und verpflichtete sich als Mitarbeiter von Glenck, der als erster in Deutschland systematische Bohrungen betrieb. Einer Bohrung bei Stotternheim nördlich von Erfurt unter Glencks Leitung (1827/30) folgte 1831/35 die erste selbständige Bohrung K.s; er brachte sie, bei 215 Gestängebrüchen, unter äußerster Anstrengung auf 340 m Tiefe. Die Situation auf Stotternheim II kennzeichnet den damaligen allgemeinen Entwicklungsstand des schlagenden Bohrens mit starrem Gestänge. Die Erfindung der Rutschschere, 1834 durch Karl von Oeynhausen auf der Bohrung Neusalzwerk, eines beweglichen Zwischenstücks, mindert den Aufprall des Bohrgestänges. Fünf Wochen nach deren erstem Einsatz in Westfalen benutzte|K. auf Stotternheim eine von ihm konstruierte Rutschschere von andersartiger Bauart. An weiteren Bohrungen K.s schlossen sich an: Cessingen (1837/39), Echternach (1839/40), Besch I/II (1840/41).
Von herausragender Bedeutung war 1842 die Erfindung des „Freifalls“ durch K., die in Frankreich patentiert wurde. Mit Hilfe dieser Vorrichtung gelang 1846 auf der Bohrung Mondorf bei Luxemburg mit 736 m die seinerzeit tiefste Bohrung der Welt, die 25 Jahre lang nicht übertroffen wurde. Durch Erschließung einer Thermalquelle kam es zur Gründung des Bades Mondorf. Freifall und Rutschschere, die einige Parallelentwicklungen aufweisen, gehören in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den bedeutsamen Erfindungen, die der Bohrtechnik ein Vordringen in größere Tiefen und ein wirtschaftlicheres Bohren ermöglichten. Es war der Beginn des „deutschen Bohrverfahrens“.
Aufbauend auf den Ideen und Erfahrungen des Bohrtechnikers →Josef Kindermann, arbeitete K. an der Vervollkommnung des für die Prospektion und Entfaltung des Steinkohlenbergbaus wichtigen Bohrverfahrens mit großem Durchmesser. Die 1848 im lothringischen Schönecken bei Forbach und 1853 in Rotthausen bei Gelsenkirchen in Angriff genommenen Schachtabbohrungen mit hölzernem Ausbau machten das Problem der wasserdichten Auskleidung der Schachtwände offenkundig. Bei der Rotthauser Unternehmung – Abteufung des Mutungsschachts König Leopold der Belgisch-Rheinischen Gesellschaft der Kohlenbergwerke an der Ruhr (Dahlbusch) – kam 1856 zum ersten Mal in Deutschland das von dem belgischen Ingenieur Josef Chaudron verbesserte K.sche Verfahren zur Anwendung, das den erbohrten Schichten in wasserführendem Gebirge durch Einbringen einer Verrohrung Standfestigkeit verleiht. Das Kind-Chaudron-Verfahren wurde auf der Pariser Weltausstellung 1867 mit einer goldenen Medaille und dem Großen Preis ausgezeichnet. Es erwies sich als epochemachend. – K. verbrachte die letzten Lebensjahre auf seinem Gut Die Goldene Bremm bei Saarbrücken.
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Works
Anleitung z. Abteufen d. Bohrlöcher, 1842.
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Literature
Ch. Combes, Ber. üb. d. neuen Verbesserungen d. Herrn C. G. K. an d. Berg- u. Erdbohrer, in: Dinglers Polytechn. Journal 98, 1848, S. 166 ff.;
Haardt, Beschreibung d. nach K.scher Bohrmethode niedergebrachten u. wasserdicht verzimmerten Schachtes auf d. Steinkohlenmuthung Kg. Leopold …, in: Zs. f. d. Berg-, Hütten- u. Salinenwesen in d. Preuß. Staate 6, 1858, S. 163 ff.;
B. Schul, Das Schachtabbohren n. d. System K.-Chaudron, ebd. 27, 1879, S. B 28 ff.;
ders., ebd. 31, 1883, S. B 420 ff.;
J. Chaudron, Notice sur le procédé inventé par l'ingénieur K. pour l'établissement des puits de mines, 1854;
ders., Über die n. d. K.schen Erdbohrverfahren in Belgien ausgeführten Schachtbohrarbb., in: Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 21, 1862, S. 402 ff.;
ders., Travaux exécutés en France, en Belgique et en Westphalie de 1862–67, 1867;
Th. Tecklenburg, Über d. versch. älteren u. neueren Schachtbohrsysteme, in: Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 41/10, 1882, S. 93 f.;
W. Serlo, Männer d. Bergbaus, 1937, S. 84;
1846-1946 Mondorf-Thermal, éd. à l'occasion du Centenaire de la source K. par Mondorf-Etat, 1940 (P);
W. Kesten, Gesch. d. Bergwerksges. Dahlbusch, 1952, S. 63 ff.;
D. Hoffmann, 150 J. Tiefbohrungen in Dtld., 1959, S. 20 ff. (P);
ders., Zur Gesch. d. Abbohrens v. Schächten, in: Bergbauwiss. 14/5, 1967, S. 166 ff.;
Th. Tecklenburg, Hdb. d. Tiefbohrkde. VI, 1896 (Tafeln). -
Portraits
Phot. in: 1856-1956, Un Siècle d'Exploitation Houillère à Petite-Rosselle, 1956, S. 19 (Reproduktion im Dt. Bergbau-Mus., Bochum);
Ölgem. (München, Dt. Mus.). -
Author
Hans Günter Conrad -
Citation
Conrad, Hans Günter, "Kind, Carl Gotthelf" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 613-614 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104051841.html#ndbcontent