Godeffroy, Johann Cesar
- Lebensdaten
- 1838 – 1912
- Geburtsort
- Hamburg
- Sterbeort
- Hamburg
- Beruf/Funktion
- Überseekaufmann ; Reeder ; Kaufmann ; Unternehmer ; Prokurist
- Konfession
- reformiert
- Normdaten
- GND: 101511332X | OGND | VIAF: 8091160668151703560006
- Namensvarianten
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- Godeffroy, Johann Cesar (VII)
- Godeffroy, Johann Cesar
- Godeffroy, Johann Cesar (VII)
- Godeffroy, Johann Cäsar
- Godeffroy, Johan Cesar VII.
- Godeffroy, jun. Johann Cäsar
- Godeffroy, Johann Kesar
- Godeffroy, Johann Kesar (VII)
- Godeffroy, Johann Käsar
- Godeffroy, Johan Kesar VII.
- Godeffroy, jun. Johann Käsar
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Godeffroy, Johann Cesar (VII)
Überseekaufmann und Reeder, * 24.1.1838 Hamburg, † 6.11.1912 Hamburg. (reformiert)
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Genealogie
V Joh. Cesar (VI) (s. 1);
⚭ Altona 1865 Elis. Eleonore (1845–1932), T d. →Joh. Donner (1810–76), Kaufm., Senator u. sizilian. Vizekonsul in H., u. d. Juliane Storjohann;
4 S, 3 T, u. a. Ernst (* 1884) Dir. d. Dt. Levante Linie. -
Biographie
G. trat 1862 in die Leitung des Hamburger Überseehauses ein, nachdem er auf einer Weltreise Aufgaben und Interessengebiete der väterlichen Firma kennen gelernt hatte. Ihm war es beschieden, die größten überseeischen Leistungen des Hauses, aber auch seinen Sturz zu erleben. Mitarbeiter der Firma, vor allem Theodor Weber († 1889), bauten in Melanesien, Mikronesien und Polynesien ein koloniales Reich auf, dem selbst unfreundlich gesonnene Ausländer die Anerkennung nicht versagten. Unter deutscher Leitung schufen deutsche und ausländische Arbeiter, nachdem Wissenschaftler im Auftrag G.s die Vorbedingungen von Klima und Boden geklärt hatten, Pflanzungen, die steigende Erträge gaben, richteten Möglichkeiten für eine erste Bearbeitung und die spätere Lagerung der tropischen Artikel ein, sorgten dafür, daß G.sche Schiffe unter deutschen Kapitänen die Waren von den zerstreut liegenden Inseln sammelten und in den Häfen ablieferten, von denen sie nach Europa weiter transportiert wurden. Das Stationsnetz wurde immer ausgedehnter. Anlernen und Ausbildung der Eingeborenen für solche Aufgaben ging nebenher, auf allen Gebieten wurden Fortschritte erzielt – in Europa beachtete man das alles kaum. Erst nach dem deutsch-französischen Krieg fiel die G.sche Leistung aller Welt auf. Mit der Zeit faßten auch andere deutsche Handelshäuser in der Südsee Fuß. Die Kapitalaufwendungen in Samoa stiegen ständig. 1873 und 1878 erlitt das Stammhaus große finanzielle Verluste durch verfehlte Spekulationen im Bergbau. Um das Südseegeschäft zu retten, gründete G. 1878 eine Aktiengesellschaft „Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft der Südseeinseln zu Hamburg“. Die Neuzeichnungen blieben aber gering (1 Million Mark gegenüber 4 Millionen der Firma G.). Versuche, von deutschen Banken mit Unterstützung der Reichsregierung Kredite zu bekommen, schlugen fehl. Großzügig gewährte Hilfe einer englischen Bank reichte nicht aus. Am 1.12.1879 meldete G. in Hamburg den Konkurs der Firma an.
Die bedeutende Stellung, die die Firma G. im Südseehandel gewonnen hatte, ist noch deshalb von besonderem Interesse, weil die Anfänge der deutschen Kolonialpolitik eng damit zusammenhängen. Die deutschen Kaufleute auf den Samoainseln hatten seit den siebziger Jahren unter der Rivalität nicht nur der Engländer, sondern auch der Amerikaner zu leiden, wobei nicht allein handelspolitische Motive, sondern auch die seestrategische Lage der Inseln eine wichtige Rolle spielten. Als nun G. in Schwierigkeiten geriet, brachte →Bismarck 1880 die sogenannte Samoa-Vorlage im Reichstag ein, die eine direkte und indirekte Unterstützung der neu gegründeten Seehandelsgesellschaft vorsah, wobei in der Vorlage betont wurde, daß das deutsche Prestige den Schutz des Handels erfordere. Die Reichstagsmehrheit sprach sich dagegen aus. Die Debatten haben aber wesentlich dazu beigetragen, den Kolonialgedanken zu fördern, die Voraussetzung für →Bismarcks Kolonialpolitik seit 1883. Das Wirken des Hauses G., das dann auch andere deutsche Kaufleute nachzog, hat die Grundlage zum Erwerb der deutschen Schutzgebiete in der Südsee 1885 geschaffen.
Die Handels- und Plantagen-Gesellschaft konnte schließlich doch durch private Initiative gerettet werden, indem die Gläubiger sich bereiterklärten, ihre Forderungen in Vorzugsaktien umzuwandeln. G. wurde Direktor der Gesellschaft.
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Literatur
z. Gesamtfam.: R. Hertz, Das Hamburger Seehandelshaus J. C. G. u. Sohn 1766-1879, 1922;
O. Gf. zu Stolberg-Wernigerode, Dtld. u. d. Vereinigten Staaten v. Amerika, 1934, S. 247 ff.;
K. Schmack, J. C. G. u. Sohn, 1938 (L, P, Stammtafel);
E. Suchan, Die dt. Wirtsch.tätigkeit in d. Südsee vor d. 1. Bes.ergreifung 1884, Diss. Berlin 1940;
Dt.GB 127 (P). -
Autor/in
Käthe Molsen -
Zitierweise
Molsen, Käthe, "Godeffroy, Johann Cesar" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 495 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101511332X.html#ndbcontent