Steidinger, Christian
- Lebensdaten
- 1873 – 1937
- Geburtsort
- Sankt Georgen (Schwarzwald)
- Sterbeort
- Sankt Georgen (Schwarzwald)
- Beruf/Funktion
- Werkzeugmacher ; Unternehmer ; Handwerker
- Konfession
- -
- Normdaten
- GND: 1012565238 | OGND | VIAF: 172082759
- Namensvarianten
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- Steidinger, Christian
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Steidinger, Christian
Werkzeugmacher, Unternehmer, * 30. 8. 1873 Sankt Georgen (Schwarzwald), † 1. 2. 1937 Sankt Georgen (Schwarzwald).
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Genealogie
V Christian, Werkzeugmacher in St. G.;
M N. N.;
B →Josef (1862–1925), gründete 1906 mit S. d. Fa. „Gebr. Steidinger, Fabrik f. Feinmechanik“, aus der er 1911 austrat, gründete 1911 d. „Perpetuum Schwarzwälder Federmotoren- u. Automatenwerke“ (später „Perpetuum Ebner“) in St. G.;
– ⚭ St. Georgen 1897 Maria Rosenfelder (* 1873);
7 S Oskar (1901–64), nach S.s Tod kaufm. Leiter d. „Gebr. Steidinger GmbH“, Siegfried (1907–89), nach S.s Tod techn. Leiter d. „Gebr. Steidinger GmbH“, Willi († 1944), leitete d. Schreinerei d. väterl. Unternehmens, Richard († 1969) verantwortl. f. d. Bereich Montage, Erwin († 1948), Leiter d. Verkaufs, →Christian (1898–1963, Leiter d. Werkzeug- u. Maschinenbaus, Alfred († 1916);
2 T Maria (⚭ →Moritz Diegel, kaufm. Leiter d. „Gebr. Steidinger GmbH“), Otty (⚭ →Kurt Anton, Leiter d. Einkaufs d. „Gebr. Steidinger GmbH“);
N Arthur (1907–82), Konstrukteur v. Plattenwechslern, bis 1958 Mitinh. d. Fa. „Perpetuum Ebner“, gründete 1959 d. Fa. „ASCO – →Arthur Steidinger & Co. KG“. -
Biographie
In der väterlichen Werkstatt erlernte S. die Werkzeugmacherei und wurde, mit einer eigenen Werkstätte, bald ein geschätzter Zulieferer für die Schwarzwälder Uhrenindustrie. 1903 wurde die Produktion auf elektrischen Antrieb umgestellt und 1906/07 mit dem Bruder Josef das Unternehmen „Gebrüder Steidinger, Fabrik für Feinmechanik“ gegründet. Die Fertigung wurde auf Federlaufwerke für Grammophone ausgedehnt und damit der Grundstein für die Schwarzwälder Phonoindustrie gelegt. Bis zum Beginn des 1. Weltkriegs wurde die Produktion stark ausgebaut und erste Exporterfolge wurden erzielt, allerdings verließ S.s Bruder 1911 das Unternehmen. Während des Kriegs fertigte S. Stollen für Pferdehufeisen und Laderahmen für Infanteriegewehre. 1919 konnte die zivile Produktion wieder aufgenommen und das Unternehmen, dessen Eigentümer und Geschäftsführer S. blieb, in die „Gebrüder Steidinger GmbH“ umgewandelt werden. Unter schwierigen Rahmenbedingungen erfolgte der weitere Ausbau des Unternehmens und des Exportgeschäftes. Der aufkommende Rundfunk wurde zunächst zu einer ernsthaften Konkurrenz für die Phonoindustrie und bedrohte damit auch die Existenz von S.s Unternehmen. 1927/ 28 entwickelte das Unternehmen den „Dual-Motor“ für Grammophone, der neben dem mechanischen Federantrieb auch einen Elektromotor besaß und zur Grundlage des weiteren Unternehmenserfolges wurde. Zudem wurden erste elektrische Tonabnehmer hergestellt und seit der ersten Hälfte der 1930er Jahre unter der neuen Marke „Dual“ auch Lautsprecher produziert. Die Möglichkeit der elektrischen Verstärkung der Schallplattenwiedergabe durch Rundfunkgeräte führte schließlich zum Aufschwung der Phonoindustrie, von dem auch die „Gebr. Steidinger GmbH“ profitieren konnte. 1933 zog sich S. aus gesundheitlichen Gründen aus der Geschäftsleitung zurück.
Nach seinem Tod wurde die kaufmännische Leitung S.s Sohn Oskar übertragen, für den Bereich Technik war dessen Bruder Siegfried verantwortlich. Unter ihrer Leitung entwickelte sich das Familienunternehmen unter der Bezeichnung „Dual, Gebr. Steidinger“ sukzessive zu einem der weltgrößten Plattenspielerhersteller und wichtigen Zulieferer der dt. Unterhaltungselektronikindustrie. 1973 wurde die Produktion von „Perpetuum Ebner“ übernommen. 1975 beschäftigte „Dual“ in 11 Werken über 3500 Mitarbeiter. 1982 mußte „Dual“ dennoch wegen verstärkter Konkurrenz aus Fernost, die zu Liquiditätsproblemen geführt hatten, Konkurs anmelden. Es folgte die Übernahme durch die Fa. „Thomson“ unter Ausweitung der Produktion auf Videorecorder und CD-Player. 1988 wurde „Dual“ an die „Schneider-Rundfunkwerke AG“ weiterverkauft. Die Plattenspielerproduktion in St. Georgen wurde seit 1993 von der „→Alfred Fehrenbacher GmbH“ fortgeführt. Der Vertrieb erfolgte über die „Schneider Electronic AG“. 1995 erwarb die „Karstadt AG“ die Nutzungsrechte am Markennamen „Dual“ zur Vermarktung ihrer eigenen Produkte, die sie bei namhaften Herstellern bauen ließ. Zeitgleich stellte die „Schneider Electronic AG“ den Vertrieb von „Dual“-Plattenspielern ein. 2006 gingen die Vertriebs- und Vermarktungsrechte der „Dual“-Plattenspieler an die von Fehrenbacher in St. Georgen neugegründete „Dual-Phono GmbH“ über.
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Literatur
50 J. Gebr. S., 50 J. Präzisions-Feinmechanik, 1950 (P);
Funk-Technik 16, 1961, S. 244;
ebd. 19, 1964, S. 732;
FS u. Chronik d. Fa. Dual Gebr. S., 1900–1975, 1975;
N. Kotschenreuther, Schwarzwälder Präzision v. Weltruf, Aufstieg u. Niedergang d. St. Georgener Phonoindustrie, 2001 (P) -
Porträts
| zahlr. Photogr. im Phono-Mus. St. Georgen.
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Autor/in
Kilian J. L. Steiner -
Zitierweise
Steiner, Kilian J. L., "Steidinger, Christian" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 119-120 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1012565238.html#ndbcontent