Wolfmüller, Alois
- Lebensdaten
- 1864 – 1948
- Geburtsort
- Landsberg am Lech
- Sterbeort
- Oberstdorf (Oberallgäu)
- Beruf/Funktion
- Ingenieur ; Erfinder
- Konfession
- römisch-katholisch
- Normdaten
- GND: 119016613 | OGND | VIAF: 3271627
- Namensvarianten
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- Wolfmüller, Alois Jakob
- Wolfmiller, Alois
- Wolfsmüller, Alois
- Wolfmüller, Alois
- Wolfmüller, Alois Jakob
- Wolfmiller, Alois
- Wolfsmüller, Alois
- Wolfmüller, Alois
- Wolfmüller, Alois Jacob
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Wolfmüller, Alois Jakob
Namensvarianten: Alois Wolfmiller; Alois Wolfsmüller
1864 – 1948
Ingenieur, Erfinder
Alois Wolfmüllers Verdienst ist die technische Entwicklung des ersten in Serie produzierten Motorrads der Welt. Seine wichtigen Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet der Flugtechnik waren lange Zeit vergessen. Keines seiner zahlreichen Patente ermöglichte einen wirtschaftlichen Erfolg.
Lebensdaten
Geboren am 22./24. April 1864 in Landsberg am Lech Gestorben am 3. Oktober 1948 in Oberstdorf (Oberallgäu) Grabstätte in Oberstdorf Konfession römisch-katholisch -
Autor/in
→Georg Seiler (Heßles)
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Zitierweise
Seiler, Georg, „Wolfmüller, Alois“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119016613.html#dbocontent
Wolfmüller ging bis zur sechsten Klasse auf die Katholische Werktagsschule und von 1878 bis 1880 auf die Gewerbliche Fortbildungsschule in Landsberg am Lech. Durch Beobachtungen des Vogelflugs überlegte er seit 1882, wie Menschen mithilfe von Flügelflächen im Hangwind fliegen könnten, unternahm 1883 bis 1885 Winddruckmessungen an Flügeln und 1886 erste Flugversuche mit einem Gleitflugapparat.
Seit Sommer 1889 besuchte Wolfmüller die Maschinenbauschule am Technikum Hildburghausen (Thüringen). Trotz guter Leistungen verließ er im Februar 1891 die Schule ohne Prüfung, um als Maschinentechniker bei der Bielefelder Maschinen-Fabrik, vormals Dürkopp & Co. zu arbeiten. Im Sommer desselben Jahres wechselte Wolfmüller als Konstrukteur zur Rheinischen Gasmotoren-Fabrik Benz & Co. Seit 1893 lebte er als Ingenieur in Landsberg am Lech, wo er an der Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren arbeitete und sich mit Flugtechnik beschäftigte. In dieser Zeit führte Wolfmüller einen intensiven Briefwechsel mit dem Flugpionier Otto Lilienthal (1848–1896), von dem er einen Segelapparat erwarb. 1895 baute er einen Gleiter und erfand dafür die mechanische Flügelverwindung zur Erhaltung des Gleichgewichts. Diese Entwicklung war für die Verringerung des Luftwiderstandes und die Verbesserung der Flugstabilität von Bedeutung.
Da Wolfmüller von seinen fliegerischen Entwicklungen nicht leben konnte, unterbrach er seine Versuche und widmete sich verstärkt der Motorenentwicklung. Der Redakteur Heinrich Hildebrand (1855–1928) hatte Interesse, Artikel über das seit 1893 entstehende Motorzweirad zu veröffentlichen und sich finanziell an dessen Entwicklung zu beteiligen. Finanziert von Hildebrand und unterstützt von Hans Geisenhof baute Wolfmüller in Bamberg und Landsberg am Lech zwei Modelle von Motorzweirädern. Für die letzte Variante erhielten Geisenhof und er im Januar 1894 ein Patent. Da sich keine Kaufinteressenten fanden, wurde die Motor-Fahrrad-Fabrik Hildebrand & Wolfmüller gegründet, um die Motorräder zu bauen und zu vermarkten. Mit einem veränderten Modell wurde im Sommer 1894 das erste Serienmotorrad der Welt produziert.
Technische Probleme sowie Schwierigkeiten beim Absatz der Fahrzeuge und dem Weiterverkauf des Patents führten dazu, dass die Firma im November 1895 Konkurs anmeldete. Im Mai 1897 schied Wolfmüller aus dem Betrieb aus und zog 1899 zu Hildebrand nach Unterföhring, wo beide die Flugmaschinenfabrik Hildebrand & Wolfmüller gründeten, die aufgrund mangelnder Liquidität Anfang 1901 nach einer Zwangsvollstreckung aufgelöst wurde.
1901 wieder nach Landsberg am Lech übergesiedelt, konstruierte Wolfmüller bis zu seinem Lebensende Flugmotoren, baute Gleitflugzeuge und experimentierte und entwickelte hauptsächlich im Bereich Fliegen. Die Idee eines steuerbaren Flugapparates (Gleitflugapparat mit Oberkörperbalance) war dem Stand der Entwicklung in Europa mehrere Jahrzehnte voraus. Zentrales Problem blieb die Finanzierung seiner Arbeit, weshalb er fortlaufend Unternehmer, Techniker, Politiker und öffentliche Stellen kontaktierte, um Geldgeber zu gewinnen. Sein Bestreben, neue Patente zu erlangen, schlug sich in Streitigkeiten mit Patentämtern und kuriosen Erfindungen nieder: von Motoren, Fluggeräten und Bowdenzügen über Fallschirme, Vorrichtungen zum Unsichtbarmachen, Geräte zur Volksbelustigung, Bleistiftspitzer, Glühlichtsparlampen bis hin zu einem Apparat zum Erklettern steiler Wände und die Befestigung von Drehbankfuttern. 1941 zog Wolfmüller mit seiner Lebenspartnerin nach Oberstdorf (Allgäu).
Überzeugt von seiner Bedeutung und seinen Erfindungen, übergab Wolfmüller 1934 einen Teil seines Nachlasses, darunter Beschreibungen und Auflistungen seiner Erfindungen sowie das von ihm 1906/07 gebaute Gleitflugzeug, dem Deutschen Museum München. 1951 fand man auf dem Dachboden der ehemaligen Infanteriekaserne in Landsberg am Lech gut erhaltene Flugzeugteile, welche Wolfmüller zugeordnet wurden; mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um die Tragflächen des Geest-Wolfmüller-Flugzeugs (1910).
1894 | Mitglied des Münchener Vereins für Luftschifffahrt |
1911 | Mitglied der Akademie für Aviatik e. V. München |
1912 | Mitglied des Polytechnischen Vereins München |
1921 | Mitglied des „Flico“ Flieger-Conzerns München |
1922 | Mitglied der Flugtechnischen Vereinigung München e. V. |
Mitglied des Österreichischen Flugtechnischen Vereins | |
1983 | Wertmarke 50+20 Pfennig der Deutschen Bundespost |
1991 | Alois-Wolfmüller-Straße, München |
Nachlass:
Archiv des Deutschen Museums München, NL 058. (weiterführende Informationen)
Schriften:
Wolfmüllers Flugmaschinen-Projekt, 1906.
Zur Segelflugentwicklung, 2. Der Inversionssegelflug, 1921.
Patente:
Alois Wolfmüller/Hans Geisenhof, Zweirad mit Petroleum- oder Benzinmotorenbetrieb 7 85553, angemeldet 20.1.1894.
Vorrichtung zum Erhitzen des Zündrohres für Explosionskraftmaschinen 108 958, veröffentlicht 9.8.1898.
Karburator für Explosionskraftmaschinen 163 698, veröffentlicht 18.11.1904.
Aeroplane 322/145, angemeldet 30.6.1910, veröffentlicht 21.1.1911. (Italien)
An Improved Flying-Machine GB000191013 331A , angemeldet 1.6.1910, veröffentlicht 1.6.1911. (Onlineressource)
Flugzeug 5 3360, angemeldet 30.5.1910, veröffentlicht 16.2.1912. (Schweiz)
Aeroplane avec surface gauche de sustentation ens forme de croissant FR000000435 600A, angemeldet 24.10.1911, veröffentlicht 5.3.1912. (Onlineressource)
Verbrennungskraftmaschine, bei der eine zeitweilige Überleistung durch Vermehrung der Brennstoffmenge sowie zusätzliche Lufteinführung unter entsprechender Vergrößerung des Verdichtungsraumes des Zylinders erreicht wird DE000000357 114A , angemeldet 14.4.1912, veröffentlicht 15.8.1922. (Onlineressource)
Alois Wolfmüller/Josef Buhl, Improvements in and Relating to Internal Combustion Engines GB000191308 588A, angemeldet 13.4.1912, erteilt 11.6.1914. (Onlineressource)
Alois Wolfmüller/Josef Buhl, Durch Flügelschlag zu bewegender Apparat für Volksbelustigung und Schaustellung 305 970, angemeldet 28.7.1914.
Tragfläche für Flugzeuge 6 9184, angemeldet 21.10.1911, veröffentlicht 15.8.1914. (Österreich)
Alois Wolfmüller/Josef Buhl, Apparat zum Erklettern genügend glatter, steiler Wände zur Volksbelustigung 300 422, angemeldet 10.9.1914, veröffentlicht 10.9.1917.
Flugvorrichtung DE000000418 909A, angemeldet 18.3.1916, veröffentlicht 19.5.1927. (Onlineressource)
Flugvorrichtung. Zusatz zum Patent 418 909 DE000000423 164A, angemeldet 18.3.1916, veröffentlicht 20.2.1918. (Onlineressource)
Flugvorrichtung DE000000576 487A, angemeldet 13.3.1928, veröffentlicht 27.4.1933. (Onlineressource)
Flugvorrichtung, bestehend aus einem Rumpf und einer Anzahl an einer Leine übereinander befestigten, über dem Rumpf liegenden Flügeln DE000000580 401A, angemeldet 8.3.1930, veröffentlicht 11.7.1933. (Onlineressource)
Martin Limpf, Das Motorrad. Seine technische und geschichtliche Entwicklung, dargestellt anhand der einschlägigen Fachliteratur, in: Deutsches Museum 51 (1983), H 1.
Werner Schwipps, Alois Wolfmüller. Erfinder und Flugtechniker, 1991.
Susanne Greiner, Landsberger Konstrukteur Alois Wolfmüller wollte hoch hinaus, in: Kreisbote v. 8.9.2018. (Onlineressource)
Frank Steinbeck, Motorrad Hildebrand & Wolfmüller, in: Wolfgang M. Heckl (Hg.), Die Welt der Technik in 100 Objekten, 2022, S. 321–323.
Fotografien, Archiv des Deutschen Museums München, NL 058. (weiterführende Informationen)